Ökumenische Initiative „Essen und Wärme“ versorgt Bedürftige Hunger stillen, Sorgen vergessen

Mehr als fleißige Hände: Die Aktiven der Ökumenische Initiative „Essen und Wärme“ haben stets ein Ohr für die Menschen, die bei ihnen vorbeischauen. Bild: p

Offenbach – Mit knurrendem Magen warten die ersten Gäste schon vor dem Gemeindezentrum, tauschen Neuigkeiten aus, freuen sich auf drei Stunden „Essen und Wärme“. Seit gut 30 Jahren ist das, was mit einem Tischgast startete, zur Notwendigkeit geworden. Mehr als 10.000 Gäste wurden im Winter 23/24 bewirtet, die finale Mittagsrunde war in der Lukas- und Matthäusgemeinde. Und alle freuen sich bereits auf die nächste Aktion...

Es ist stets die wichtigste Frage: Was gibt’s heute? Drinnen kontrollieren die acht ehrenamtlichen Helferinnen mit den blauen Schürzen ein letztes Mal, ob sie auch an alles gedacht haben: Literweise frisch gebrühter Kaffee, Thermoskannen mit verschiedenen Teesorten, Büfett mit süßem Gebäck. Ein Helfer schleppt Warmhaltekisten der „Hesse Wirtschaft“ in die Küche, Mittagessen für rund 80 Gäste. Mal gibt es Rösti mit Geschnetzeltem, mal Eintopf mit Würstchen auf der Karte.

11.30 Uhr. Einlass. Gedeckte Tische mit Blumen und Kerzen. Es sieht aus wie in einem Restaurant. Die Plätze sind schnell besetzt, viele Gäste kennen sich schon seit Jahren und kommen in den kalten Monaten regelmäßig zum Aufwärmen, satt werden und Sorgen vergessen. In Offenbach ist die ökumenische Initiative von Pfarrer i.R. Günter Krämer seit 31 Jahren zu einem zuverlässigen Anlaufpunkt für Bedürftige geworden. Eigentlich sollte es nur eine kurzfristige Nothilfe sein, die der Kirchenmann 1993 mit einer Handvoll Engagierter auf die Beine gestellt hat.

Aber das Leben am Rand der Gesellschaft ist rau geblieben. Armut im Alter, trotz eines langen Arbeitslebens – das trifft immer mehr Menschen. Jeder, der kommt, hat sein Päckchen zu tragen. Bei einem sind es große gesundheitliche Probleme, die in die Arbeitslosigkeit führten, weil der Körper nach harten Berufsjahren einfach nicht mehr konnte. Andere haben aus seelischen Krisen nicht mehr herausgefunden.

Wenn das eigene Kind als junge Erwachsene stirbt, die Familie daran zerbricht und keiner einen auffängt, dann wirft das Lebensläufe aus der Bahn. Wird das Geld bis zum Monatsende reichen, werde ich meine kleine Wohnung behalten, kann ich mir neue Schuhe leisten oder hole ich doch wieder die Gebrauchten aus der Kleiderkammer?

Die Menschen sind dankbar, ihre Sorgen teilen zu dürfen. Die Helferinnen haben nach dem Verteilen der Mahlzeiten ein offenes Ohr für ihre Gäste. Mit „Wärme“ ist eben nicht nur die aufgedrehte Heizung gemeint, sondern auch das Gespräch auf Augenhöhe. Ein vertrauensvoller Austausch mit Menschen, denen man im Alltag kaum so nahekommt.

In diesem Winter öffneten 13 deutsche und internationale Kirchen sowie die muslimische Ahmadiyya Gemeinde wochenweise ihre Türen. Initiator Günter Krämer freut sich besonders, dass mit der Lukas- und Matthäuskirche und der „Kirche am Start“ zwei neue Gastgeber dazu gestoßen sind. „Und die Stadtwerke haben sogar für drei Wochen Räumlichkeiten und helfende Hände bereitgestellt“, erzählt Krämer dankbar. Es sind mehr als 10 500 warme Mahlzeiten und ebenso viele Brotzeittüten ausgegeben worden. Die Bedürftigen zahlten dafür einen Euro.

Wie wichtig die ökumenische Initiative „Essen und Wärme“ ist, zeigte sich auch daran, dass viele Gäste trotz eingeschränkter Mobilität auch längere Wege in Kauf nahmen: Zu St. Peter am Kaiserlei kamen an einigen Tagen etwa mehr als 100 Tischgäste. Hektik kommt bei den Freiwilligen in den blauen Schürzen dann trotzdem nicht auf, denn die meisten unterstützen „Essen und Wärme“ seit Jahren tatkräftig und haben deshalb auch in Stoßzeiten alles im Griff. In dieser Saison sind vier weitere Frauen dazu gekommen, freut sich Pfarrer Krämer.

„Männer dürfen übrigens auch gerne mithelfen! Aber vielleicht kochen die ja schon Zuhause das Mittagessen für die Gattin“, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu.

Das Angebot für Bedürftige finanziert sich ausschließlich über Spenden. Mit rund 95 000 Euro schlägt die gerade beendete Aktionszeit zu Buche. Und trotz allgemein gestiegener Kosten ist der Verein nicht in die roten Zahlen gerutscht. Pfarrer Krämer dankt deshalb allen Spendern, ebenso wie der Hesse Wirtschaft, der Bäckerei Beck und Ferdinands Backgenuss.

14 Uhr. Es geht wieder raus ins Kalte. Eine Tüte mit belegten Broten und einen Apfel bieten die Frauen jedem zum Abschied an. 250 Wurst- und Käsebrote haben sie dafür am Vormittag belegt. Mit einem dankbaren Lächeln verabschieden sich die Besucher. „Vielen Dank, es war so schön bei Euch!“, sagt ein hagerer Mann mit glänzenden Augen. Er verstaut die Tüte in seinem Rucksack. Morgen wolle er gerne wieder kommen, sagt er. Und fügt noch leise hinzu „Wenn der liebe Gott es denn will.“  
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Infos im Internet

essen-und-waerme.de

Helfende Hände sind willkommen! Anmeldung per Mail: info@essen-und- waerme.de. Spendenkonto: Ökumenische Initiative Essen und Wärme, Städtische Sparkasse OF, IBAN: DE43 5055 0020 0000 2196 65