Bieberer feiern bei heißen Temperaturen Jazz erklingt am Offenbacher Aussichtsturm

Das Bieberer Aussichtsturmfest wird traditionell gemeinsam vom Musikverein Eintracht und den Offenbachern 03 ausgerichtet. Mit von der Partie ist auch die Bigband der Leibnizschule. Foto: Georg

Offenbach (man) – Normalerweise ist beim Turmfest in Bieber samstags am Mittag schon einiges los, vor allem, wenn die Kickers ein paar Meter weiter auf dem Berg gerade ein Spiel hatten. Doch die verloren schon am Freitag auswärts.

Und gegen 16 Uhr sind zwar Markus Merkel, der Vorsitzende vom Musikverein Eintracht, und seine Mitstreiter am Würstchenstand längst auf alles vorbereitet, die Kundschaft lässt jedoch noch auf sich warten. Bei Temperaturen von weit über 30 Grad wagen sich nur wenige jetzt schon zum 33. Turmfest. Die Instrumentalisten auf der EVO-Bühne vom Musikverein Eintracht und der Bigband der Leibnizschule haben dennoch an ihren Jazznummern Spaß – genauso wie die wenigen Zuhörer. Gegen 17 Uhr wundert sich Ilse Hammann, die Vorsitzende der Offenbacher 03er, weil Alleinunterhalter Thorsten Schmitz alias Big-T jetzt schon erscheint, obwohl er erst für eine Stunde später gebucht ist. Doch Big-T hat sich zeitlich nicht vertan. Der Mann will sich nur gewissenhaft vorbereiten und vor allem akklimatisieren. Im vierten Jahr ist Hammann die Vorsitzende des Clubs, zu dessen Kernkompetenzen das Tanzen und die Fastnacht gehören. Seit dem ersten Mal teilen sich die 03er und der Musikverein organisatorisch die beiden Feste am Turm, am 1. Mai zur Eröffnung und am letzten Wochenende im August.

„Seit ich Vorsitzende bin, haben wir mit dem Wetter Glück“, sagt Hammann. Die Frau hat vorgesorgt. Wer will, kann sich eines der Tücher aus ihrer Kühlbox über den Nacken legen. Hammann erzählt am Rande von der Geschichte des Turms, von dessen 24 Meter hoher Aussichtsplattform sich 200 Kilometer weit schauen lässt. Der für den Bau verantwortliche Verschönerungsverein hatte ursprünglich 1.500 Goldmark kalkuliert. Das klappte nicht so ganz. Bis zur Eröffnung im Jahr 1882 hatten sich die Kosten fast verfünffacht, „so daneben zu liegen, ist also keine Erfindung der Neuzeit“, sagt Hammann.

Die Schirmherrschaft fürs Fest übernimmt Michael Wolfram, noch amtierender Fastnachtsprinz von Offenbach und Geschäftsführer der Sicherheitsfirma Securitas. Die stellt als Sponsor unentgeltlich Leute ab, die hier nachts auf das Equipment aufpassen, „eine große Erleichterung für uns“, wie Hammann bestätigt. Sie spricht auch vom Prozess vor dem Landgericht in Darmstadt gegen den mutmaßlichen Täter, der auf dem Turmfest vor vier Jahren den heute 27-jährigen Mark Herbert mit außergewöhnlicher Brutalität direkt am Turm verprügelt haben soll.

Seit dem Geschehnis ist Herbert vom Hals ab gelähmt. Erst vor einem Jahr hatten sich Zeugen gemeldet, um gegen den schon lange von der Polizei verdächtigten Mann auszusagen, dem die Staatsanwaltschaft auch versuchten Totschlag vorwirft. „Seit damals liegt auf dem Turmfest ein Schatten“, sagt die Vorsitzende. Sie hatte gehofft, dass es vor den Sommerferien und vor dem Fest zu einem Urteil kommt, „vor allem für Mark Herbert und seine Angehörigen.“

Falls er überhaupt dazu bereit wäre, würde sich Hammann freuen, Mark Herbert irgendwann als Gast auf dem Fest zu begrüßen, „ich wäre froh, wenn er unser Fest einmal von einer schönen Seite erlebte.“ Am Sonntag agiert Schirmherr Michael Wolfram bei der Bekanntgabe der Gewinner der Tombola als Überrreicher der Preise. Zuvor hatte das Orchester vom Musikverein Eintracht musiziert. Gleich zweifach ist das Glück Waldemar Krug hold, dem Ehrenpräsidenten des Fechtclubs Offenbach. Krug gewinnt einen Rasenmäher und mit dem Fahrrad auch den Hauptpreis.