Städtische Plätze werden gerecht vergeben Krippenplatz-Lotterie

Unabhängig von Herkunft und Schicht werden in Offenbach städtische Kita-Plätze vergeben. Bild: PantherMedia / Yuri Arcurs

Offenbach – In Offenbach ist die Vergabepraxis von städtischen Krippenplätzen offenbar gerechter als in vielen anderen Kommunen. Denn dort berichten Eltern, die keinen der begehrten Plätze erhalten haben, allzu oft von undurchsichtigen Entscheidungen und mangelhaftem Kommunikationsgebaren. Nicht wenige resignieren dann und betreuen den Nachwuchs zuhause. Laut einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung haben beim Wettbewerb um die raren Krippenplätze vor allem Mütter ohne Abitur und Kinder aus armen Familien das Nachsehen.

Noch schwieriger wird es, wenn zuhause kein oder nur schlecht Deutsch gesprochen wird. Der Wunsch nach einem Krippenplatz ist laut den Forschern zwar in diesen Haushalten sogar größer als in deutschsprachigen Familien. Dennoch erhielt deutschlandweit nur etwa die Hälfte jener Familien einen Krippenplatz für ihren Nachwuchs.

Der Grund dafür ist laut Experten die gängige Vergabepraxis. In vielen Städten erfolgt nämlich die Verteilung der Krippenplätze nicht gerecht gesteuert von der Kommune, sondern Eltern müssen sich im Grunde bei den Einrichtungen bewerben. Selbst in Städten, in denen offiziell eine zentrale Bewerbung erfolgt, werden den Kitas Bewerberlisten vorgelegt, aus denen diese dann aussuchen.

Haben sich Eltern im Vorfeld um einen Platz bemüht, sind vorstellig in der begehrten Einrichtung geworden, wachsen die Chancen, von den Pädagogen auch ausgewählt zu werden. Es sind also jede Menge Kommunikation und das Wissen um gesellschaftliche Spielregeln nötig, um einen Krippenplatz zu ergattern.

Vor allem bildungsferne Familien und solche mit Sprachbarriere fallen da durch. Manchmal vielleicht auch, weil der Name auf der Liste auf die Herkunft hindeutet und ohnehin schon bis zum Anschlag gestresste Kita-Verantwortliche lieber Eltern nehmen, mit denen es später keine Verständigungsschwierigkeiten gibt.

In Offenbach ist das aber offenbar anders. Zwar gehen auch hier Eltern bei der Platzvergabe leer aus. Betroffene kommen allerdings aus offenbar allen Gesellschafts- und Bildungsschichten. Offenbach unterscheidet sich damit von vielen Kommunen – und zwar positiv. Zumindest wenn man den kleinen Teil der Eltern betrachtet, die ihre Kinder in eine der städtischen Krabbelstuben schicken. Bei den freien Trägern kann es mitunter anders aussehen.

„Die Vergabe der Plätze an die städtischen Einrichtungen erfolgt zentral über den EKO und damit nicht durch die Kita-Leitungen“, sagt Stadtsprecher Fabian El Cheikh. Doch das gilt nur für städtische Kitas. Das Jugendamt und der EKO rieten Eltern immer, sich auch bei freien Trägern um Plätze zu bemühen, erklärt El Cheikh. Die Belegung der Plätze erfolge dort aber selbstständig. „Insofern kann seitens der Stadt keine Aussage getroffen werden, nach welchen Kriterien diese Plätze tatsächlich vergeben werden“, sagt er. Die Einrichtungen der freien Träger arbeiten laut ihm zwar mit dem Jugendamt zusammen, um ebenfalls nach einheitlichen Kriterien Plätze zu vergeben. Das erfolge aber auf freiwilliger Basis. Vorgaben dürften keine gemacht werden.

Die Zahlen jedenfalls zeigen, wie sehr die meist nicht überprüfbare Vergabepraxis der freien Träger in Offenbach ins Gewicht fällt: Von stadtweit insgesamt 1125 Krippenplätzen entfallen nur 169 (15 Prozent) auf den städtischen EKO. Wie viele der 956 Plätze bei freien Trägern nach denselben gerechten Kriterien des EKO vergeben oder eben nicht vergeben worden sind, kann nur gemutmaßt werden. Belastbare Daten gibt es dazu bislang nicht.

Von Christian Reinartz