Aufbau eines neuen städtischen Sirenennetzes gestartet Lauter und gezielter

Sie kümmern sich um den Aufbau des neuen Sirenennetzes (von links): Niko Kern, Abteilungsleiter Bevölkerungsschutz bei der Feuerwehr, Paul Drexler, Projektmanager Bevölkerungsschutz Feuerwehr sowie Patrick Drews und Moritz Sproll vom beauftragten Planungsbüro accellonet GmbH.

Offenbach – In Offenbach wurden in den 1990er Jahren – wie auch in vielen anderen Orten – die Sirenen des Bundes abgebaut. Zum einen aus Kostengründen, aber auch weil sie nach Ende des Kalten Krieges als überflüssig galten.

„Spätestens seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine wissen wir aber, dass man in Deutschland den Zivilschutz wieder stärken muss“, sagt Oberbürgermeister Felix Schwenke.

Nun ist der Startschuss für den Aufbau eines Sirenennetzes gefallen. Nach Markterkundung und Vergabeverfahren wurde ein Unternehmen aus Neu-Ulm für den gemeinsamen Planungsprozess als Partner ausgewählt. Im Auftrag der Stadt wird das Planungsbüro accellonet GmbH in den kommenden Wochen mit einer Standort- und Beschallungsplanung starten. Dieser Schritt geht jeder Errichtung eines Sirenennetzes voraus. „Wenn es um die Warnung der Bevölkerung im Katastrophenfall geht, ist es wichtig, eine breite Mischung verschiedener Warnmittel zu haben“, sagt Schwenke. Dazu gehörten Informationen über das Internet, über die sozialen Medien und vor Ort sowie entsprechende akustische Signale. Das hätten auch die Erfahrungen des vergangenen bundesweiten Warntages wieder gezeigt. Ein flächendeckendes Sirenennetz sei dabei unverzichtbar.

Bei der Planung hat sich die Stadt für die Begleitung durch Fachplaner mit Expertise im Bereich der Schall- und Funknetzplanung entschieden, um im Ernstfall möglichst große Teile der Bevölkerung zu erreichen. Auf Seiten der Stadt werden die Planungen durch die Abteilung Bevölkerungsschutz der Berufsfeuerwehr federführend begleitet und koordiniert. „Wir legen ein besonderes Augenmerk auf die Krisenfestigkeit der Sirenen“, erklärt Niko Kern, Abteilungsleiter Bevölkerungsschutz der Berufsfeuerwehr. „Die Sirenen haben einen Akku und können auch bei Stromausfällen oder Störungen des Funknetzes für einen festgelegten Zeitraum weiterhin funktionieren. Auch die Etablierung von Solartechnik ist denkbar.“

Ziel sei zudem, dass die Warntöne des neu aufzubauenden Sirenennetzes möglichst viele Offenbacherinnen und Offenbacher erreichen. Höhere Lautstärken und die gezielte Lenkung des Schalls seien einige der Vorteile der neuen Sirenengeneration gegenüber den klassischen Motorensirenen, die es früher in Offenbach gegeben habe. Sie könnten zudem einfacher überwacht und bedient werden.

„Die Sirenen sind weniger auf regelmäßige kostspielige Wartungen angewiesen und alle Sirenen lassen sich digital über eine Software überwachen. Sie sind digital auslösbar und können somit auch durch Bund und Länder aktiviert werden“, ergänzt Paul Drexler von der Abteilung Bevölkerungsschutz, der als Projektmanager den Sirenen-Aufbau begleitet. Geplant ist, dass das Sirenennetz bis Ende 2024 vollständig etabliert ist.

Schon vor der Flut im Ahrtal im Sommer 2021 hatte der Bund ein rund 80 Millionen schweres Förderprogramm zum Wiederaufbau von Sirenenanlagen angestoßen. Das wolle man nutzen, sagte Feuerwehrchef Uwe Sauer im September 2021. „Fürs kommende Jahr sind im Haushalt 30 000 Euro für die Planung veranschlagt, 2023 dann 290 000 Euro, für den Aufbau neuer Sirenen“, rechnete Sauer seinerzeit vor. 15 bis 20 solcher Anlagen, schätzte er, würden auf den Dächern öffentlicher Immobilien montiert, auf Schulen, Feuerwehr- und Polizeigebäuden etwa. „Flächendeckend, sodass jeder im Stadtgebiet im Ernstfall in der Lage sein sollte, sie zu hören“, sagte Sauer.
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