Wer´s vergeigt, kann auf das Würfelglück hoffen Nikolausschießen bei den Offenbacher 03ern

Andrea Geinitz (vorne) nimmt es locker, dass sie nach dem Schießen keinen Nikolaus bekommt. Ohnehin halte sich das Luftgewehr auf Dauer ganz schön schwer. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Als Peter Pötschick am Samstagnachmittag mit Ehefrau Waltraud ins Vereinsheim der Offenbacher 03er an der Heinrich-Krumm-Straße in Bieber eintritt, fragt er erst einmal: „Wo kann ich den Nikolaus erschießen?“ Gattin Waltraud formuliert Bedenken: Wenn ihr Mann so in der Zeitung zitiert wird, könnte es Leser geben, die sich darüber erregen, weil sie die Aussage eventuell wörtlich nehmen. Deshalb sei ganz klar notiert: Weder Peter Pötschick noch sonst jemand bei den 03ern hat die Absicht, den Nikolaus zu erschießen, obwohl sich die Veranstaltung auch in ihrer 17. Auflage „Nikolausschießen“ nennt.

Geschossen wird mit dem Luftgewehr aus fünf Metern Entfernung auf eine Karte. Und noch nicht mal auf der Karte ist die Abbildung des Nikolaus’ das Ziel, „als Treffer zählen die gelben Sterne“.

Am Stand beobachtet Rolf Haas, der Spartenleiter der Schützen im Verein, die Szenerie. Die Karten gibt es vor dem Raum, in dem sich die Schießanlage befindet. Helmut Erdmann gibt sie aus. Eine Karte bildet etwa einen geschmückten Tannenbaum ab. Davor liegen verpackte Geschenke aus. Drei Schüsse kosten einen Euro. Wer mindestens zweimal einen gelben Stern trifft, der darf sich bei Erdmann einen Schokoladennikolaus abholen.

Das klappt nicht bei jedem, denn die Sterne sind sehr klein. Andrea Geinitz nimmt es locker, dass sie ohne einen Nikolaus den Schießstand verlassen muss, „das ist anstrengend, ich kann das Ding sowieso nicht mehr halten“.

Andere wirken wie die Profis, inklusive einer Augenklappe, wie man sie im Fernsehen sieht, wenn bei den Olympischen Spielen Schießen übertragen wird. Unter Mitgliedern der Schützenvereinigung 1914 Offenbach erfreut sich das Nikolausschießen der 03er stets großer Beliebtheit.

Wer es beim Schießen vergeigt, der kann sich aber ganz aufs Glück verlassen und auf die Würfel hoffen. Was die Preise betrifft, lohnt sich ein Sieg in dieser Disziplin sowieso weit mehr.

Petra Como notiert, wer im Lauf des Nachmittags welche Augensumme auf dem Tisch zusammenwürfelt. Drei Versuche mit je drei Würfeln kosten 50 Cent. Das heißt, die zu erreichende Höchstpunktzahl liegt bei 54. Nach den Gesetzen der Stochastik liegt die Wahrscheinlichkeit, neun mal hintereinander die Sechs zu würfeln, bei 1:10.077.696, also etwas über zehn Millionen; klingt hoch, nimmt sich aber immer noch wahrscheinlicher aus, als beim Lotto die sechs richtigen Kugeln zu tippen. Hier liegt die Chance bei knapp 1:14 Millionen, mit Jackpot-Superzahl noch mal zehnmal höher.

„Neunmal die Sechs würfelte in all den Jahren noch niemand“, weiß Rolf Haas. Die höchste Augenzahl bis heute hört sich jedoch auch nicht schlecht an, „die lag bei 51“. Wer das zweitbeste Ergebnis erwürfelt, darf sich als erster einen Preis aussuchen, der Drittplatzierte als zweiter und so weiter. Zur Auswahl steht ein buntes Potpourri, von der Rotweinflasche über den Küchenmixer von Bosch bis zum Koffer, alles originalverpackte Ware.

Der Gewinner darf mit dem Partner oder wem auch immer drei Nächte in einem Hotel in Aachen verbringen, inklusive einer Verbundkarte für den öffentlichen Nahverkehr. Das Ziel hatte wie immer Heidemarie Haas ausgesucht, die zweite Vorsitzende der Offenbacher 03er und Gattin von Rolf Haas. Die Kriterien für ihre Wahl: „Es muss eine interessante Stadt sein, aber es darf unsere Kapazitäten natürlich nicht überschreiten.“ Im vergangenen Jahr war die Wahl auf Hannover gefallen.

Diesmal darf sich der Sieger über drei Tage Aufenthalt in der Stadt mit den Grenzen zu Belgien und den Niederlanden freuen. Mit 49 Punkten würfelt Ulrich Gotta die höchste Zahl des Tages.

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