Unlängst erinnerte Patricia Lips bei der Veröffentlichung dieser Chronik an die vergangenen 200 Jahre der katholischen Kirche in all ihrer Bewegtheit, mit ihren Umbauten von der Turmspitze bis zum Anbau und vielem mehr. Sie tauchte in die Historie des Gebäudes ein und ließ zudem die damit verbundenen Menschen lebendig werden, vom ersten Pfarrer, der die Gemeinde noch aus Ober-Roden leitete, bis zu Architekten und Gemeindegliedern, die in dieser Zeit von Bedeutung waren.
Pfarrer Klaus Gaebler konnte dabei einiges von seinen Vorgängern und von seinem Pfarrhaus erfahren, und dankte Patricia Lips und allen anderen Autoren. Doch auch die Chronik selbst, die unter der Überschrift „Die Entwicklung von Urberachs Wahrzeichen 1823 bis 2023“ steht und eine reichhaltige Text- und Bildersammlung zur 200-jährigen Kultur und Geschichte des Gotteshauses enthält, reicht weit über diese Historie hinaus. In ihr findet sich das gesamte Leben der anfänglich fast ausschließlich katholischen Bevölkerung im Ort wieder: vom früheren Jungfrauenverein bis hin zum heutigen Rejoice-Chor.
Selbst diejenigen, die schon fast alles um diese Kirche herum wissen, werden noch Neues finden. So etwa aus dem herzerfrischenden Grußwort, das auch der frühere Kaplan Sahm gesandt hat und in dem er sich vieler besonderer Momente in seiner Urberacher Zeit erinnert. Er schildert die Reaktion der Jungen, als er auf deren Bitten die ersten Mädchen als Ministranten erlaubte, oder auch den Tag, als ein Freizeitteilnehmer aufgeregt ausrief: „Der Mond ist nun ein Ami!“ – dem Tag der Mondlandung 1969. Dass eine Chronik immer auch mit der Zukunft zu tun hat, beweisen die Verantwortlichen ziemlich zum Schluss des gut 200 Seiten starken Buches. Dort schauen sie auf die Gegenwart dieser Kirche und ihrer Gemeinde sowie auf den neuen pastoralen Raum, der das kirchliche Leben in Rödermark ändern wird. „So wie der große Anbau der Kirche in den 1950er Jahren wegen der immer größeren Zahl der Gläubigen notwendig war, könnte sich wegen des Rückgangs der Gläubigen und der Kirchenbesuche jetzt ein Rückbau auf die ursprüngliche Bausubstanz der Moller-Kirche, insbesondere auch im Hinblick auf die Betriebskosten und die energetische Ertüchtigung, als sinnvoll erweisen.“ Doch auch da helfen die Klassiker, so etwa Voltaire: „Alles Bestehende ist ein Provisorium, das stets mit seiner Abschaffung im Rahmen der Vernunft zu rechnen hat“, und Johann Wolfgang von Goethe: „Wohl ist alles in der Natur Wechsel, aber hinter dem Wechsel ruht ein Ewiges.“
chz
Buchtipp
Die Chronik über 200 Jahre St. Gallus Urberach gibt’s für 20 Euro in den Rödermärker Buchhandlungen sowie in allen Pfarrbüros und natürlich bei den Jubiläumsveranstaltungen der Gallus-Gemeinde.