Doppeltes Jubiläum beim MTV Urberach Das Wasser steht ihnen bis zum Hals

Abteilungs- und Trainingsleiterin Manuela Eder mit ihren beiden Stützen Susanne Tietz (links) und Annette Domian (rechts) und der aktuellen Jugendmannschaft bei den Hessischen Meisterschaften 2023 im Badehaus. Bild: ziesecke

Urberach – Nasenklammer und wasserfestes Haargel sind wohl die ersten Begriffe, die einem zum Synchronschwimmen einfallen – dabei müssten es eigentlich Kraft, Ausdauer, Vielseitigkeit, Lungenvolumen, Balance, Eleganz und Grazie sein. Und für Rödermärker kommen noch Weltmeister, Europameister und viel mehr dazu. Immerhin ist die Sparte „Synchro“ neben der sehr viel jüngeren Abteilung der Kickboxer die mit Abstand erfolgreichste im MTV. Dennoch ist es eine aussterbende Sportart. Nur noch drei Vereine gibt’s derzeit in Hessen (neben dem MTV der 1. Sodener Schwimmclub und die SC Wasserfreunde Fulda).

Dass die Hessischen Synchron-Jugendmeisterschaften im Urberacher Badehaus ausgetragen wurden, lag an einem doppelten Jubiläum: 50 Jahre gibt’s den Synchronschwimmsport beim MTV Urberach; 30 Jahre lenkt Manuela Eder dessen Geschicke.

Blumen gab’s deshalb vom Verein für die Vorzeige-Abteilungsleiterin Manuela Eder, die zweimalige Welt- und Europameisterin – einzeln und in der Gruppe – in diesem Sport, sowie von den Schwimmerinnen und ihren Eltern für Co-Trainerin Susanne Tietz und die unersetzliche Annette Domian. „Meine großen Stützen, ohne die ich das alles nicht geschafft hätte“, bedankte sich Manuela Eder für deren Engagement.

Mit zwei Jahren hatte die heute 51-jährige Manuela bei Gerda Vetter im Mutter-Kind-Turnen angefangen, seit 1976 ist sie im Verein und damit seit 47 Jahren in dieser Abteilung. Von 1973 bis 1996 hatte sie bei der im vergangenen Jahr verstorbenen Sonja Sautter trainiert, später unter Heike Pfuderer (früher Deininger). Anfangs noch bei „Poseidon Urberach“, dem Vorläufer des MTV, zu dem die Schwimmer dann über Manfred Sautter kamen. Trainiert wurde bis 1996 in Michelstadt im Odenwald: „Dann wurde ich von meiner Mutter Annemarie in Darmstadt in der Schule abgeholt, unterwegs sammelten wir noch weitere Mädels ein, und fuhren zum Training.“

Im August 1993 übernahm Manuela Eder selbst die Abteilungsleitung, trainierte die Mitglieder, machte die Wertungsrichter-Ausbildung auf Landes- und Bundesebene und wurde deshalb auch bundesweit bei Wettkämpfen eingesetzt. Längst ist sie Trainerin der gesamten MTV-Jugendmannschaften und der derzeit rund zehn Aktiven im Masters-Bereich, die aktuell an keinen Wettkämpfen teilnehmen, weil mehrere Schwimmerinnen berufs- und familienbedingt nicht voll trainieren können. Und sie schwimmt immer noch selbst Wettkämpfe: „Am ersten Juli-Wochenende nehme ich an den Internationalen niederländischen Meisterschaften teil und am zweiten an den Deutschen Masters-Meisterschaften in Karlsruhe. Das sind jetzt noch fünf anstrengende Wochen. Aber dann habe ich wieder Pause und kann mich intensiv um die Mädels kümmern.“

Die Mädels, das sind rund 20 Aktive zwischen 7 und 16 Jahren, von denen 13 an den Hessischen Meisterschaften teilgenommen haben. Die elfjährige Shari Fee Prälat etwa ist bei ihrem ersten Wettkampf gleich Vierte geworden. Für „nur“ zweimaliges Training in der Woche ist diese Leistung beeindruckend.

„Die große Altersspanne ist sehr schwierig, da die Kleinen vor allem spielerisch an den Leistungssport herangebracht werden müssen. Ohne meine Mit-Trainerinnen Susanne Tietz und Annette Domian ginge das alles nicht.“

Die im Dezember 2015 schwer an Brustkrebs erkrankte und zigfach operierte Weltmeisterin hat sich selbst etwas Gutes getan, indem sie neben ihrer normalen Arbeit viel über Heilpflanzen, ätherische Öle oder Yoga gelernt und sich zur Reha-Ausbilderin weitergebildet hat: „Damit habe ich meinem Körper wieder Kraft gegeben und Leistung ermöglicht, und das möchte ich auch allen Kranken, nicht nur Krebspatienten, weitergeben: Kümmert euch um euren Körper, tut was für eure Kräfte!“

„Synchronschwimmen – eine aussterbende Sportart, doch so lange sie noch wettkampfmäßig existiert, möchte ich hier in dieser Abteilung des Vereins bleiben“, stärkt sich Eder selbst den Rücken.
Kontakt
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Von Christine Ziesecke