Vom Wetter zusammengeschweißt

Für eine gesellige Runde auf dem Marktplatz gibt es kein schlechtes Wetter. Hier fanden sich an beiden Tagen Besucher mit Appetit und mit Freunden zusammen. Bild: ziesecke

Der Frühlingsmarkt war trotz Wind und Hagel viel besser besucht als erwartet. Die Wirtschaftsförderung fordert aber mehr sichtbare Präsenz vom Einzelhandel bei solchen Veranstaltungen.

Ober-Roden – „Können Sie wohl bitte mal das Zelt für mich festhalten? Dann kann ich auch Ihren Crêpe machen!“ Dieser Satz am Stand der „Kobolde“ vorm Forum St. Nazarius war sinnbildlich fürs Wochenende. Denn das Wetter meinte es eher schlecht mit dem Ober-Röder Frühlingsmarkt. Frühlingsfest und Dauerregen oder Hagelschauer passen nicht zusammen.

Zwar war’s am Samstagnachmittag relativ trocken, doch das kurze Unwetter davor und der ständige starke Wind zwang die Händler zwischen Markt- und Rathausplatz zu ungewöhnlichen Maßnahmen. „Außerdem geht dauernd die Gasflamme aus“, bedauerten Kolpingsfamilie und „Kobolde“ die verzögerte Bearbeitung der Bestellungen. Schade nur, dass es am Sonntag noch schlechter und ungastlicher wurde.

Dennoch freuten sich die Einzelhändler im Ortskern. Viele Marktbesucher flüchteten bei den Schauern ins Innere der Läden. „So haben sie zumindest ihre Kosten wieder hereingeholt“, sagte Alfons Hügemann von der Wirtschaftsförderung. „Insgesamt lief es gar nicht so schlecht, wie zu befürchten war. Im Laufe der zwei Nachmittage waren alle Beteiligten mal im Vorteil. Das Wetter hat auch zusammengeschweißt.“ Da baute die Gärtnerei Fischer mit zehn Mann in Windeseile im strömenden Regen ihren eigens für den Mähroboter aufgebauten Rasenparcours ab, während Antje Fritsching ihre Fitnessgeräte vorzeitig alleine einpacken musste, weil sie es ohne Pavillon probiert hatte.

Bibbernd sammelten die Abiturienten der Nell-Breuning-Schule mit Kuchenverkauf Geld für ihren Abiball. Lange Schlangen wollten wie immer am Stand des Deutschen Kinderschutzbundes ihre Lose in Gewinne eintauschen. Recht gut besucht war an beiden Tagen der Marktplatz, wo Essen und Trinken in geselliger Runde genossen werden konnten.

Für die Pferdekutsche war’s am einen Tag zu windig, am anderen zu nass. Dafür aber kam die Fahrradrikscha, die der ADFC vor Jahren Pfarrer Elmar Jung abgekauft hatte, ganz groß heraus. Der österlich dekorierte Blumenstand kämpfte mit seinen zarten Gebinden sehr gegen die Wasserfluten und den Sturm. Auch hier hielten meist zwei Verkäuferinnen die Zelthaut fest.

Die „Rödermärker Traktorfreunde“ hätten ihre Teilnahme beinahe abgesagt. Doch am Ende meinte Günter Birth: „Wir konnten mit unserem Dasein zufrieden sein. Alles in allem war es für uns ein toller Frühlingsmarkt trotz der Wetterereignisse zwischendurch. Die Kinder hatten wieder viel Spaß.“

Weiter hinten in der Pfarrgasse schwankten auch die „Freunde im Dinjerhof“ zwischen Frust und verhaltener Freude. Mal langweilten sich die knapp 20 Kunsthandwerker und Händler in den Ställen, dann wieder hatten sie reichlich Kundschaft, ebenso wie der Naturschutzbund, der sich dort präsentierte. Das Fazit: Wer sich durch die riesigen Pfützen bis zum Hof getraut hatte, brachte offenbar Hunger mit. Jedenfalls waren schon lange vor Marktende alle Bratwürste und Kuchen aufgegessen; Brötchen wurden beim Bäcker nachgeholt.

Auffallend waren die blumengeschmückten Fahrräder, mit denen der Gewerbeverein für seine Mitglieder warb. Die Kommunalen Betriebe warben mit ihrer Kehrmaschine und einem Lastenrad, mit dem ganz augenfällig derzeit eifrige Angestellte die Stadt bereinigen, für ein sauberes Rödermark. Beide zogen die Blicke auf sich. „Das ist überhaupt das Wichtigste: Wer etwas erreichen will, muss auch auf sich aufmerksam machen. Das gilt auch für unsere Einzelhandelsgeschäfte, die nicht nur innen verkaufen, sondern von außen mehr Präsenz zeigen müssen! Das werde ich ihnen deutlich sagen“, betonte Alfons Hügemann gestern in seiner Bilanz.

Von Christine Ziesecke