Rainer Maria Rilkes Worte „Über die Geduld“, vorgetragen von Stefanie Neeb, stimmen auf den „Neuanfang“ ein. Das Lied „Die Kerze brennt“, musikalisch begleitet von Wolfgang Runkel an der Hammondorgel und Annika Tetens am Saxofon erklingt. Wer will, kann mitsingen, am Eingang wurden Liederblätter verteilt. Ein Körbchen mit Wortzetteln geht durch die Kreise der Zuhörer, jeder kann sich einen Zettel nehmen, über die Worte darauf nachdenken.
Dann sitzt der Gast der ersten „Sonntagszeit“, Max Schröder, im Sessel. Er erzählt von seinem Studienabschluss, der Suche nach einer Arbeitsstelle. Die hat er gefunden – allerdings in Baden-Württemberg. Schröder muss Abschied nehmen von Bergen-Enkheim, einen Neuanfang wagen: „Ich werde Vertrautes verlieren und Neues finden“, sagt er.
Ein weiteres Musikstück wird gespielt, dann erzählt Stefanie Neeb vom neuen Matheheft. Mit Schönschrift habe sie auf dem Umschlag den Namen eingetragen, die erste Seite sehr ordentlich angefangen. „Das hat etwa bis zur Seite drei gehalten, dann funkte das Leben dazwischen“, verrät sie. „Wenn Neuanfänge nicht gelingen, kann es daran liegen, dass die Schablonen nicht passen, neue Entscheidungen nicht aus dem Herzen kommen“, mutmaßt Neeb. Zum Schluss liefert sie ein Rezept gegen ärgerliche Zwischenfälle, beispielsweise wenn jemand einem den Parkplatz vor der Nase wegschnappt. Sie sucht dann nach kreativen Beschreibungen der Situation, das vertreibt Wut und Ärger.
„Wir sollten vom Anfang her denken“, fordert Pfarrerin Elisa Schneider auf, die Bibel sei voll von Anfängen – bei Abraham, Hagar, Naomi, Simon und Andreas beispielsweise. „Woher kommt in dir das Leuchten“ ist ein Kirchenlied, das eigentlich zum ökumenischen Kirchentag 2021 komponiert wurde, der allerdings nur digital stattfand. Nun wird das Lied in der Laurentiuskirche gesungen, die Kantorei unterstützt. Wie ist das denn mit dem Neuanfang? Bei einem Getränk, das sich jeder am Tisch an der Seite holen kann, lässt sich gut darüber reden. „Am Sonntagmorgen habe ich weniger Zeit als am Nachmittag. Deshalb bin ich hergekommen. Das neue Format ist interessant. Dieser etwas andere Gottesdienst ist gut, locker und offen, die Atmosphäre anheimelnd“, sagt Ilka. Sie ist überrascht, wie viele den Weg in die Kirche gefunden haben.
Darüber freuen sich auch die sechs Frauen – Mareen Pelster-Frank, Stefanie Neeb, Caroline Maier, Frauke Schneider, Mareen Pelster-Frank und Elisa Schneider –, die seit Sommer 2022 dieses neue Format entwickelt haben. „Die Idee wurde in der Zukunftswerkstatt geboren“, erklärt Frauke Schneider. „Wir wollten zunächst herausfinden, was in Bergen-Enkheim wichtig ist. Viele nannten die Uhrzeit; der Sonntagvormittag ist oft nicht einzurichten für einen Kirchenbesuch“, erzählt Elisa Schneider. „Die Kirche lebt doch davon, miteinander ins Gespräch zu kommen“, unterstreicht Frauke Schneider. Das ist bei der ersten „Sonntagszeit für Dich“ gut gelungen.
Die zweite Ausgabe findet am 26. Februar statt – also immer am letzten Sonntagnachmittag im Monat. Dann heißt das Thema „Fassade“.