Herber Rückschlag für das Bibliothekszentrum Suche nach Räumen geht wieder von vorne los

Roboterdame Ada ist häufig im Bibliothekszentrum zu Gast. Sie hatte sich auch schon auf den Umzug gefreut, doch damit wird es erst einmal nichts. Archivfoto: sh Bild: -

Bergen-Enkheim (sh) – Die Bestürzung bei der Jahreshauptversammlung des Fördervereins des Bibliothekszentrums Bergen-Enkheim „Lese-Insel“ war groß: Der Umzug der Bibliothek ins Hessen-Center war fast schon in trockenen Tüchern. Die Mietvertragsverhandlungen für die frei gewordenen Flächen des Bekleidungsgeschäfts H&M waren bereits sehr weit fortgeschritten. Dass das Geschäft die Option, die Flächen wieder zurückzunehmen, ziehen würde, damit hatte niemand gerechnet – wo sich derzeit Läden eher verkleinern als vergrößern. „Das ist bitter“, kommentierte die Zweite Vorsitzende der Lese-Insel Anita Swoboda die schlechten Neuigkeiten, die Michaela Staufer, Leitung Dezentrale Bibliotheken der Stadtbücherei Frankfurt, überbrachte. Jetzt geht die Suche nach geeigneten Räumen für das Bibliothekszentrum Ost von vorne los.

„Das Hessen-Center hat uns zwei Alternativflächen angeboten, die wir aber nach reiflicher Prüfung abgelehnt haben“, berichtete Staufer. Zu schlecht erreichbar seien die Flächen. Sie liegen abgelegen im Obergeschoss und man kommt nicht von innerhalb des Einkaufszentrums hinein, von außen müssten sowohl ein Lift als auch ein Treppenhaus zusätzlich geschaffen werden. Zudem gibt es keinen adäquaten Fußweg dorthin. Das bedeutet, Besucher müssen weitestgehend über den Parkplatz laufen. Dies sei besonders für Kinder zu gefährlich, sagte Staufer und ergänzte: „Wir haben die vorgeschlagenen Flächen zwar abgelehnt, aber dem Hessen-Center signalisiert, dass wir weiterhin interessiert sind.“

Die Etablierung eines „echten Bibliothekszentrums Ost ist wieder auf Null gesetzt“, gab Staufer enttäuscht zu verstehen. Man sei inzwischen auch auf das Amt für Bau und Immobilien zugegangen, mit der Bitte, andere Flächen im Stadtteil zu suchen.

Das Bibliothekszentrum Bergen-Enkheim befindet sich auf dem Gelände der Schule am Ried und hat seine räumlichen Kapazitäten mehr als ausgeschöpft. Die ursprünglich angedachten Räume im Hessen-Center wären im Hinblick auf die zentrale Lage optimal gewesen.

Die Bibliotheksleiterin Vera Dopichaj munterte die geknickte Runde auf. Sie berichtete, dass die Einrichtung personell sehr gut aufgestellt sei und es im vergangenen Jahr 178 Veranstaltungen und Gruppentermine gegeben habe. Besonders hob sie die Teilnahme am Clean-up-Day hervor, bei dem 300 Kinder aus ganz Bergen-Enkheim mitmachten. „Die Ausleihzahlen sind um 13 Prozent gestiegen und die Besucherzahlen sind wieder auf vor-Corona-Niveau“, sagte Dopichaj. „Die Enttäuschung über die abgesagten Räume ist groß, aber das Team funktioniert gut. Wir arbeiten weiter an den Dingen, die gut laufen. Das vergangene Jahr hat uns viel Spaß gemacht und wir stecken jetzt nicht den Kopf in den Sand“, sagte Dopichaj.

Bei der Lese-Insel stand eine Satzungsänderung auf der Tagesordnung: Die Versammlung stimmte dafür, die Anzahl der Beisitzer von ursprünglich drei auf bis zu sechs zu erhöhen. Ein größerer Vorstand soll es dem Verein leichter machen, personelle Ausfälle zu ersetzen und größere Locations zu bespielen.

Die Lese-Insel hielt Rückschau aufs vergangene Jahr mit zahlreichen Lesungen und Teilnahmen an Bergen-Enkheimer Volksfesten wie dem Triebstraßen- und dem Altstadtfest. Die Besucherzahlen hätten allerdings noch nicht das vor-Corona-Niveau erreicht, bilanzierte Swoboda. Höhepunkt des Jahres waren die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Vereinsbestehen. Auch die Vorschau kann sich sehen lassen: So wird es am 2. Juli Musik und Texte mit Günter Krause mit Band geben, am 24. September steht die Lesung „Weiße Wolken“ von Yandé Seck an, am 29. Oktober ist Michel Bergmann mit „Mameleben: oder das gestohlene Glück“ zu Gast und am 26. November präsentieren Ulrich Sonnenschein und Hans Meurer die vorweihnachtliche „Lametta“-Lesung.