Werner Dorß bei CDU mit Vortrag zu Energiewende zu Gast Viel Chaos, aber gute Chancen

Die CDU nahm sich des Themas „Energiewende“ an. Auf dem Podium (von links): Werner Dorß, Veronica Fabricius und Wilfried Bender. F.: jf Bild: -

Bergen-Enkheim (jf) – Die CDU Bergen-Enkheim und die Mittelstands- und Wirtschaftsunion CDU Frankfurt hatten zum Vortrag „Energiewende – Chance oder Chaos?“ in die Nikolauskapelle eingeladen. „Bei einem CDU-Stammtisch brachte Christel Herren das Thema Energiewende ins Gespräch. Das war für uns der Anlass, einen Experten einzuladen. Mit Werner Dorß steht uns nun ein profunder Kenner auf diesem Feld Rede und Antwort“, begrüßte Wilfried Bender, Vorsitzender CDU Bergen-Enkheim, die Gäste. Michael Reiß stellte den Referenten, der inzwischen auch die Bundesregierung berät, vor.

„Die Energiewende bietet Chancen, doch derzeit herrscht ein ziemliches Chaos zu vielen Fragen“, stieg der Experte in das Thema ein. Er kritisierte beispielsweise, dass in seinem neuen Lebensumfeld in Mecklenburg-Vorpommern Windrädern nicht technisch kontrolliert würden. Das sei schlecht. „Die meisten Menschen sind keine Gegner von Windenergie. Aber Windräder müssen nicht an allen Orten und zu jedem Preis aufgestellt werden“, bemerkte Dorß.

Er ging dann auf energetische Projekte in Frankfurt ein. So wurde der Messeturm, ein Bestandsbau, energetisch saniert. Eine Revitalisierung erfuhren die Doppeltürme der Deutschen Bank. Beim Neubau der Europäischen Zentralbank wurden Geothermie und die Abwärme der eigenen Rechenzentren genutzt sowie neue Kooperationen eingegangen, die sogar Einfluss auf die Bauordnung in Hessen hatten.

„Als Kind war ich am autofreien Sonntag 1973 mit dem Fahrrad auf dem Kölner Ring unterwegs. Ein Resultat der Ölkrise. Ich dachte, so etwas werde ich nie wieder erleben. Aber die Energieunsicherheit ist in Deutschland so hoch wie nirgends sonst in Europa“, stellte der Fachmann fest. Er forderte bei diesem Thema mehr Faktenwissen und weniger Denkschablonen. „Das Wirtschaftlichkeitsgebot gilt auch für das neue Heizungsgesetz“, unterstrich Dorß. Es gehe um das technisch Machbare, das wirtschaftlich sinnvoll und rechtlich sauber sein müsse. Dazu kämen weitere Aspekte wie regenerative, zentrale und dezentrale und konventionelle Anwendungsmöglichkeiten. „Die neue Bundesregierung hat erstmals Referate Fernwärme in sechs verschiedenen Ministerien eingerichtet.“

Der Gaspreis ist in Deutschland an den Heizölpreis gekoppelt. Da letzterer 2011/12 extrem an gestiegen ist, wurden auch Gas und Kohle teurer. Besonders stark nach oben entwickelten sich die Preise für Steinkohle. Die Energiepreise in Deutschland seien nach denen in den Niederlanden die zweithöchsten in Europa. Und nicht ausschließlich der Krieg in der Ukraine ist für alle Teuerungen verantwortlich. „Wo kommt der Strom morgen her? Das Wirtschaftsministerium hat darauf keine Antwort“, sagte Dorß. „Es muss wesentlich transparenter kommuniziert werden“, forderte er und lobte die Website der Bundesnetzagentur, die einen guten Überblick zum Anteil verschiedener Ressourcen an der Stromerzeugung bietet.

Es war nicht das Anliegen des bundesweit angesehenen und gefragten Fachmanns, ausschließlich auf das, was nicht gut läuft, hinzuweisen. Er legte zwar den Finger in die Wunde, verwies jedoch auch auf lobenswerte Entwicklungen wie in Hanau, wo die erheblichen Kosten für die Fernwärme nun früher sinken als geplant.

Eine anschließende Fragestunde komplettierte die höchst interessante Veranstaltung.