Christoph 2 startet vor 50 Jahren zum ersten Mal vom Dach der BGU Der fliegende Retter in orange

Notfallarzt Dr. Uwe Schweigkofler erläutert die Ausrüstung von Christoph 2. Foto: Faure

Seckbach (jf) – Es ist windig auf dem Flachdach im 13. Stock der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BGU) in Frankfurt. Christoph 2, der Zivilschutz-Hubschrauber in leuchtendem Orange, steht auf dem Startplatz, bereit für den nächsten Einsatz. Der fliegende Retter feiert in diesem Jahr einen runden Geburtstag.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hatte in den Hangar zur Bilanzpressekonferenz eingeladen. Dr. Christoph Reimertz, medizinischer Geschäftsführer und Chefarzt des BG Service- und Rehabilitationszentrums, wies auf gleich zwei Jubiläen in diesem Jahr hin: „Im Sommer 1972 startete der Christoph 2 zum ersten Mal, zehn Jahre vorher wurde die BGU gegründet.“ Diese Jubiläen sollen im Sommer gefeiert werden, wenn die Pandemie hoffentlich vorüber ist.

Der Ärztliche Direktor und Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädischen Chirurgie der BGU, Professor Dr. Dr. Reinhard Hoffmann, unterstrich: „Die Hubschrauber sind besonders im Einsatz für schwer verletzte Verkehrsunfall-Patienten unverzichtbar.“

Auf die über 50-jährige Geschichte der Luftrettung in Deutschland ging Wolfram Geier, Abteilungspräsident des BBK, ein. Bereits Ende der 1960er Jahre gab es Modellversuche. 1970 wurde Christoph 1 in München in Dienst gestellt. Aktuell hat das BBK zwölf Standorte mit insgesamt 18 Hubschraubern und ist ein wesentlicher Teil der Luftrettung. „Es geht um die bestmögliche Versorgung unter manchmal extremen Bedingungen“, erklärte Geier. Zwei Minuten nach der Alarmierung hebt der Helikopter ab und ist in einem Radius von etwa 60 Kilometern innerhalb von 15 Minuten am Einsatzort. Dr. Bernd Wohlrath, Leitender Hubschrauberarzt auf Christoph 2, gab einen kurzen geschichtlichen Überblick: Im April 1968 startete Florian Frankfurt Hubschrauber 1, seit 1972 gibt es Christoph 2 an der BGU, 1997 wurde ein Hangar gebaut, und seit 2008 fliegt ein Eurocopter 135 T2i im Rettungseinsatz. Die Crew besteht aus einem Piloten der Bundespolizei, Fliegerstaffel Fuldatal, einem Notfallarzt der BGU und einem Notfallsanitäter der Berufsfeuerwehr Frankfurt. „Den symbolischen Schlüssel für den ersten Christoph 2 übergab übrigens Udo Jürgens am 15. August 1972“, bemerkte Wohlrath. Zum Abschied des Helikopters BO 105 CBS-5 im Jahr 2008 wurde sogar eine Sonderbriefmarke herausgegeben.

Von 2017 bis 2020 gab es für Christoph 2 in Friedrichsdorf-Burgholzhausen eine Zwischenstation, während der Hangar in Frankfurt saniert wurde. Etwa 1100 Einsätze absolviert Christoph 2 pro Jahr, 2021 waren es 1083. Für den Einsatz standen 2,6 Millionen Euro zur Verfügung. Die Summe wird mit den Krankenkassen von den Ländern ausgehandelt. Eine Flugminute – inklusive Personal, medizinischem Bedarf und Kraftstoff – kostet 76 Euro. Die Abrechnung erfolgt mit den Kostenträgern.

Das Fluggerät ist mit allen notwendigen medizinischen Materialien sowie zusätzlich mit einem Ultraschallgerät ausgestattet. Für kleine Patienten ist ein „Hubschraubär“ mit an Bord.

„Durch die Nähe des Flughafens gibt es in Frankfurt besondere Bedingungen. Die Kooperation mit dem Tower klappt, wir verstehen uns gut mit den Kollegen“, sagte Wohlrath. Dr. Uwe Schweigkofler, seit vielen Jahren als Notfallarzt im Christoph 2 unterwegs und außerdem Vorsitzender des Fördervereins Christoph 2, erklärte im Helikopter, was alles auf kleinstem Raum an Bord ist. Täglich steht der Rettungshubschrauber zwischen sieben Uhr und Sonnenuntergang zum Einsatz bereit – es sei denn, Nebel, Gewitter und Sturm verhindern einen Flug.

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