Das ist notwendig, wenn durch die Verbrennung beispielsweise der Arm nicht mehr richtig durchblutet wird. „Es handelt sich dabei um Escharotomie, man spricht von Entlastungsschnitten. Wir wollen in dem Workshop die Angst nehmen, zu schneiden und zeigen, wie dies am besten gelingt“, erklärt Professor Christoph Hirche, Chefarzt für Plastische, Hand- und rekonstruktive Mikrochirurgie der BG Unfallklinik (BGU) in Frankfurt.
Insgesamt 16 ukrainische Gäste sind für zwei Tage zu dem „Burn Trauma Care 48 (BTC)“ nach Frankfurt gekommen, um an verschiedenen Workshops von Medizinern der BG Kliniken Frankfurt und Ludwigshafen sowie der Bundeswehr teilzunehmen. Gefördert wird dies durch das Projekt Solomiya des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und des Förderprogramms Klinikpartnerschaften der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit. „Der erste Tag lief super, es kam ein guter Austausch unter den Kollegen zustande“, sagt Professor Matthias Münzberg, Geschäftsführer Medizin BGU, zufrieden. Nach einem Besuch eines ukrainischen Verbrennungszentrums gemeinsam mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach im Juni 2022 sei die Idee gereift, das in Deutschland entwickelte Konzept des BTC 48 weiter auszubauen und mit den Kollegen des Landes zu trainieren. Involviert waren dabei Ärzte aus den BG Kliniken sowie des Bundeswehrzentralkrankenhauses Koblenz. Endgültig gestartet ist der Kurs im Dezember 2023. „Der Besuch hat mich verändert. Für uns stand die Frage im Raum, wie können wir helfen, wie muss Versorgung geschehen, damit sie Erfolg hat?“, sagt Münzberg. Der Kurs schließe eine Lücke auch in Deutschland, denn gerade brandverletzte Patienten stellten Rettungsdienste und Kliniken vor eine Herausforderung, da deren Versorgung deutlich von der der Traumapatienten abweiche, sagt Professor Erwin Kollig, Klinischer Direktor des Bundeswehrzentralkrankenhauses Koblenz.
Aus der Ukraine seien seit dem Krieg 1000 Patienten zur Weiterbehandlung nach Deutschland verlegt worden. Wichtig sei es, dass die Zusammenarbeit mit den ukrainischen Ärzten auf Augenhöhe stattfinde, betont Thomas Steffen, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit. „Es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass wir Deutschen alles wissen. Die Ukrainer haben trotz des Kriegs Perspektiven aufgebaut und Ideen entwickelt“, stellt er klar. Deutschland stünde in der Pflicht, die Arbeit so gut wie möglich zu unterstützen, weswegen die Bundesregierung anhand des Klinikpartnerschaftsprogramms die Spezialschulungen fördere. Der Wissenstransfer der Mediziner untereinander, die wiederum als Multiplikatoren für ihre Kollegen agieren, sei etwas, dass man auf ganz Europa übertragen könne. Insgesamt werden 3600 ukrainische Ärzte die Fortbildung absolvieren können.