Zentrum für Sterben, Tod und Trauer bietet Hilfe in schwierigen Situationen Keine Angst vor Endlichkeit

Iris Rose (links) und Claudia Henrich im Raum des Zentrums „Endlichkeit.jetzt“.

Bornheim (jf) – Der Raum ist sonnendurchflutet, an der Wand hängt ein pastellfarbenes Bild verblühter Pusteblumen. Alles wirkt einladend und ist schon für das nächste Treffen des Trauercafés vorbereitet. Ein Jahr hat es gedauert, bis die Gründung eines Zentrums für Sterben, Tod und Trauer von Claudia Henrich und Annika Reuß im Dezember 2022 in die Tat umgesetzt werden konnte. Mit im Boot ist Iris Rose. Alle drei Frauen sind ausgebildete Trauer- beziehungsweise Sterbebegleiterinnen.

Unter dem Namen „Endlichkeit.jetzt“ bieten sie in Bornheim außerhalb konfessioneller Bezüge Hilfe und Beratung zu den Themen Sterben, Tod und Trauer an. „Jeder hat früher oder später damit zu tun. Alle haben Angst vor dem, was sie nicht wissen. Da klären wir auf, hören zu, trösten“, sagt Henrich. Sie weiß aufgrund ihrer Erfahrungen als Physiotherapeutin, dass Menschen, die trauern oder Sterbende betreuen, mit ihren Gefühlen, Gedanken und Sorgen oft alleine sind. „Langsam beginnt die Gesellschaft, sich diesen Situationen anzunähern“, stellt sie fest. Beerdigungen laufen anders ab als noch vor 20 Jahren.

Seit Dezember gibt es eine feste Gruppe von sechs bis acht Trauernden im Alter zwischen Anfang 30 und Mitte 60, Frauen und Männer. „Wir führen zunächst mit jedem Interessierten ein Vorgespräch, erkunden, was erwartet und benötigt wird, bauen dann die Gruppe auf. Es geht darum, die Situation zu begreifen, eigene Ressourcen auszuloten, Kräfte zu wecken“, erklärt die Expertin. Die Trauergruppe startet im 14-täglichen Rhythmus, trifft sich später monatlich. Insgesamt sind acht Termine vorgesehen. „Ich glaube, dass sich alle Energien im Körper einnisten. Wir bringen selbst alles mit, Ängste und Stärken. Das ist ein Ausgangspunkt.“

Iris Rose, ebenfalls Physiotherapeutin, fügt hinzu: „Wir leben in einer Gesellschaft, die ständig wertet. Aber das spielt bei der Trauer keine Rolle, es gibt keine schlimmen und weniger schlimmen Verluste, es geht nicht darum, was andere denken. Es geht darum, trauernden Menschen Zeit und Raum, auch zum Austausch, zu geben.“

Und wie begleitet man einen nahe stehenden Menschen beim Sterben? „Ein guter Abschied für beide Seiten ist das Ziel“, sagt Henrich. Offene Fragen sollten geklärt werden, der Sterbende sollte das Gefühl bekommen, in Ruhe und in Würde gehen zu dürfen. „In der Pandemie gab es schlimme Zeiten für Trauernde, in denen sich Menschen nicht von ihren Liebsten verabschieden konnten, keine Berührungen möglich waren. Damit umzugehen, ist äußerst schwierig“, sagt Rose.

Ein spezielles Angebot von „Endlichkeit.jetzt“ heißt „Letzte Hilfe“. „In den dafür vorgesehen vier Kursstunden wollen wir den Menschen die Angst vor diesem Thema nehmen. Sterben ist ein Teil des Lebens. Der Mensch, der am Ende seines Daseins angekommen ist, braucht Zuwendung. Wir vermitteln Basiswissen, bieten Orientierung, besprechen Möglichkeiten und Grenzen“, erläutert Henrich. Gesucht wird noch ein größerer Raum für die Kurse für etwa 20 Teilnehmende.

„Endlichkeit.jetzt“ hat auch Angebote für pädagogische Einrichtungen. Nach den Sommerferien wollen sich die Frauen damit an die Schulen wenden, denn aus eigener Erfahrung wissen sie, dass gerade bei trauernden Kindern und Jugendlichen oft kompetente Betreuerinnen fehlen. Details zu den Angeboten und Preisen gibt es auf der Internetseite endlichkeit.jetzt.