Fechtabteilung des FTV stellt sich vor Respekt und Beinarbeit

Valerio Giannolo ist fast jeden Tag auf der Planche und hat schon zahlreiche Titel erkämpft. Foto: Faure

Ostend (jf) – Die neue Fechthalle ist top. „Da war früher die Cafeteria“, erklärt Erika Fenner. Sie leitete die Fechtabteilung des Frankfurter Turnvereins (FTV) von 2007 bis 2018, ist jetzt Zweite Vorsitzende. Nadine Giannolo wechselte in die erste Reihe.

2020 wurde die neue Halle fertig. Sie hat drei Metallbahnen, zwei davon sind turnierfähig. Die Wände wurden mit speziellem Filz ausgekleidet. Große Fenster lassen viel Licht in den Raum, eine Spiegelwand bedeckt die gegenüberliegende Fläche.

Ein ausgezeichneter Ort für die Stadtschulmeisterschaften im Februar 2020. „Wir sind gerade noch so durchgeschlüpft, dann wurde ja alles geschlossen“, sagt Fenner. „Aber untätig waren wir nicht. Wir haben ab Mai 2020 täglich eine Stunde Online-Training angeboten und darüber hinaus die Möglichkeit eingeräumt, dass sich die Kinder und Jugendlichen im Anschluss noch per Video miteinander unterhalten konnten“, erläutert Giannolo. „Die Begegnung beim Sport und der Austausch fehlten ihnen sehr.“

Irgendwann durften wenigstens fünf Kinder und Jugendliche wieder üben, derzeit können gleichzeitig zehn Personen in der Halle sein. Fechten in Coronazeiten bedeutet einen erheblichen Mehraufwand: Testhefte müssen kontrolliert, Listen ausgefüllt, Hygienebedingungen eingehalten werden. „Aber gerade in diesen Zeiten haben wir einen unglaublichen Zulauf. Die Abteilung hat gegenwärtig 160 Mitglieder im Alter zwischen sechs und 80 Jahren, mehr als die Hälfte sind Kinder und Jugendliche. Etwa gleich viele Jungen und Mädchen trainieren diesen Sport“, berichtet die Erste Vorsitzende.

„Beim Fechten sind Koordination, Ausdauer, Schnelligkeit und vorausschauendes Denken gefragt. Man respektiert einander. Vor der Pandemie haben sich die Fechtenden nach einem Vergleich die Hand gegeben, sich mit den Worten ‚gut gefochten’ verabschiedet. Heute legen sie Fäuste, Ellbogen oder Waffen aneinander und sprechen dann die gleichen Worte“, sagt Giannolo.

Haupttrainer Arkadi Miretzki, der seit 1999 beim FTV ist, wird von einem C-Trainer und vier Übungsleitern unterstützt. Der Degen ist das angesagte Sportgerät. Das hat sich im Laufe der Entwicklung so ergeben, die Vereine haben sich spezialisiert. In Frankfurt gibt es drei Fechtabteilungen, neben dem FTV bieten auch die Eintracht und die Turngemeinde Höchst diesen Sport an.

„Zweimal pro Woche sollte man schon auf die Planche“, sagt Giannolo, „dann verschwindet auch der Muskelkater.“ Ohnehin wird in den zwei Trainingsstunden zunächst Beinarbeit betrieben, dann gibt es Partnerübungen. Erst in der zweiten Stunde wird frei gefochten. Giannolos 13 Jahre alter Sohn Valerio ist seit seinem siebten Lebensjahr nahezu täglich auf der Planche und hat schon jede Menge Titel erkämpft, auch im Ausland.

Giannolo weiß: Hinter jedem erfolgreichen Kind oder Jugendlichen steht eine Familie, die mitzieht. Sonst wären all die Fahrten zu den knapp 20 Turnieren, die im Jahr zusammenkommen können, gar nicht zu stemmen.

An den Jubiläumsstadtschulmeisterschaften 2020 haben 62 Fechtende aus 28 Frankfurter Schulen teilgenommen. Fenner und Giannolo rechnen zum 36. Wettbewerb am 25. Juni mit ähnlichen Zahlen.