Guter Rat kostet nichts Sechs Jahre Allgemeine Sozialberatung bei St. Josef

Ingeborg Lüddecke (von links), Kirsten Frank, Ute Friedrich und Elke Werner von der Sozialberatung St. Josef. Foto: Faure

Bornheim (jf) – Als die Sozialberatungsstelle an der katholischen Kirche St. Josef 2009 nach anderthalbjähriger Vorbereitungszeit startete, waren neun engagierte Ehrenamtliche im Team. Nun sind es nur noch vier.

 „Aber heute haben sich vier Freiwillige gemeldet, die unsere Arbeit unterstützen wollen“, freute sich Elke Werner, die seit Anfang an dabei ist. Sie weiß, dass es viele Probleme im sozialen Bereich gibt, mit denen die Menschen – alte und junge, auch Familien – in die Beratungsstelle kommen. Die Beratung, die nichts kostet, wird immer zu zweit durchgeführt.

„Wir versuchen, eine vertrauensvolle Atmosphäre herzustellen. Deshalb gibt es die Paravents, damit teilen wir die Nische des Cäciliensaals ab. So entsteht etwas wie ein kleines Wohnzimmer“, erklärte Kirsten Frank, ebenfalls seit Beginn dabei. Ob es um Trennung, Arbeitslosigkeit, Schwangerschaft, Einsamkeit, Unfall, Krankheit oder das Ausfüllen von Formularen geht – in der Beratungsstelle wird geholfen. „Aber finanzielle Mittel haben wir nicht. Wir können nur Hinweise geben. Oder an andere soziale Einrichtungen weitervermitteln“, sagte Ute Friedrich. Die Zahl der Ratsuchenden sei gestiegen, viele kämen mit den ständig neuen Formularen nicht zurecht. „Auch die Vorschriften ändern sich immer wieder, da muss man auf dem Laufenden sein“, bemerkte Elke Werner. „Deshalb werden die Ehrenamtlichen geschult“, ergänzte Karin Kaiser, die an diesem Montag als Gast dazugekommen ist. Sie arbeitet in der Caritas Zentrale in der Allgemeinen Sozialberatung.

Vertrauensvolle Atmosphäre

Vor 20 Jahren öffnete die erste Beratungsstelle in Unterliederbach, inzwischen sind es sechs in Frankfurt, die siebente wird gerade in Sachsenhausen aufgebaut. Acht Schulungseinheiten stehen vor dem ersten Einsatz, bei Fragen können sich die Ehrenamtlichen jederzeit an die Hauptamtlichen wenden.

Die Beratungen sind anonym, die Privatsphäre – sowohl der Ratsuchenden als auch der Berater – wird geschützt. „Aber es gibt schon Menschen, die nicht nur einmal kommen, die vielleicht auch nur jemanden brauchen, der ihnen zuhört. Einsamkeit ist ein großes Problem, gerade für Ältere“, erklärte Kirsten Frank.

Jeden Montag ab 16 Uhr öffnet die Beratungsstelle im Hof, Eingang Cäciliensaal, von St. Josef in der Berger Straße 135. In den Oster-, Sommer- und Herbstferien finden keine Beratungen statt.

Mit einem besseren Gefühl nach Hause 

Belastet diese Arbeit die Ehrenamtlichen nicht über die Gespräche hinaus? „Meist gehen die Menschen, die zu uns kommen, anschließend mit einem besseren Gefühl wieder weg. Und wir freuen uns, dass wir helfen konnten. Das tut gut. Wenn wir nicht weiter wissen, haben wir nicht nur den Austausch untereinander, sondern auch Ansprechpartner bei der Caritas“, bemerkte Kirsten Frank. Die Damen haben auch einen privaten Laptop bei der Beratung dabei – für die kurze Recherche, man kann nicht alles im Kopf haben.

Einmal, so erzählen sie, sei ein Mann gekommen, der zunächst herumdruckste und nicht gleich mit der Sprache herausrücken wollte. Er suchte nach dem Tod seiner Ehegattin wieder eine Frau, kam mit dem Alleinsein nicht zurecht. „Wir haben ihn auf Tanzteeveranstaltungen und Seniorentreffs aufmerksam gemacht“, erzählen die Damen. Ob es geklappt hat, haben sie nicht erfahren – wiedergekommen ist der Mann jedenfalls nicht.