Neues Angebot hilft Alkoholkranken, abstinent zu bleiben Erst Betroffener, dann Helfender

Schuckert hilft Alkoholabhängigen. Foto: Pamela Balladares/p

Innenstadt (red) – Seit 40 Jahren ist Michael Schuckert trockener Alkoholiker. Im Café Alte Backstube, einem alkoholfreien Begegnungszentrum der Evangelischen Suchtberatung, unterstützt er andere Betroffene, ihre Sucht zu überwinden. Ein neues Angebot soll Alkoholabhängigen helfen, abstinent zu bleiben. Mit dem zusätzlichen Angebot reagiert die Evangelische Suchtberatung auf die steigende Anzahl von Beratungsanfragen.

75 Prozent werden auch mal rückfällig

„Mein Leben bestand nur noch aus Arbeiten und Alkohol. Mit den meisten Familienmitgliedern und Freunden hatte ich gebrochen“, erinnert sich Michael Schuckert. Zunehmende körperliche und psychische Probleme bewegen den heute 67-Jährigen dazu, seinen Hausarzt aufzusuchen. Es folgen zwei Entgiftungen, doch Michael Schuckert wird wieder rückfällig.

„Nach einer Langzeittherapie leben nach vier Jahren etwa 50 Prozent der Patienten abstinent, Rückfälle hatten etwa 75 Prozent“, weiß Martin Meding, Leiter der Suchtberatung. „Umso wichtiger ist es, dass die Betroffenen auf ein breites und verlässliches Netzwerk zurückgreifen können. Therapeuten, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen helfen, mit Rückfällen umzugehen und schnellstmöglich in die Abstinenz zurückzufinden“, erläutert Meding.

Dieses Netzwerk hilft schließlich auch Michael Schuckert, seine Krankheit zu überwinden. Bei einem weiteren Entzug in einer Klinik kommt er in Kontakt mit der Evangelischen Suchtberatung und lernt – unterstützt von Fachleuten und Selbsthilfegruppen – sein Leben neu zu sortieren. Über die Beratungsstelle lässt er sich später zum ehrenamtlichen Suchtkrankenhelfer ausbilden und beginnt in der Alten Backstube mit Alkoholsüchtigen zu arbeiten. Der ständige Kontakt zur Beratungsstelle und zu Betroffenen hilft ihm durch Krisen und zwingt ihn immer wieder zur Auseinandersetzung mit seiner eigenen Erkrankung. „Ich möchte jeden ermutigen, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Alleine hätte ich es nicht geschafft“, sagt Schuckert.

Gemeinsam mit einer Mitarbeiterin der Beratungsstelle leitet Schuckert seit November einen neuen Treffpunkt der Alten Backstube, der Betroffene stärken soll, dauerhaft abstinent zu leben. Immer montag-, mittwoch- und freitagvormittags starten abstinent lebende Menschen in der Alten Backstube gemeinsam in den Tag. Verschiedene Bewegungs-, Gesprächs- und Kreativangebote geben Möglichkeit zum Austausch und unterstützen, eine feste Tagesstruktur zu entwickeln. Das Angebot ist offen und kostenlos, ein Einstieg jederzeit möglich.

Teilnahme möglich

Ein Angebot, das in Frankfurt auf Nachfrage stößt. 2020 verzeichnete die Suchtberatung einen Anstieg der Ratsuchenden um 25 Prozent. Mit etwa 48 Prozent stellt Alkohol einen der häufigsten Beratungsgründe dar, dicht gefolgt von Glücksspielsucht mit etwa 43 Prozent. Wegen hoher Nachfrage konzentriert sich die Beratungsstelle auf ihr Schwerpunktangebot Alkohol- und Glücksspielsucht. Weitere Infos über das Angebot der Evangelischen Suchtberatung gibt es online auf evangelische-beratung.com/sucht/.