Das vor sieben Jahren gegründete Erzählcafé ist eine beliebte Einrichtung Plaudern, spielen, Kaffee trinken

Das Erzählcafé von Hubertus Pantlen (Zweiter links) wird von den Teilnehmern geschätzt. Bild: Jeannette Faure

Preungesheim (jf) – In der Küche des Gemeindezentrums Sankt Christophorus in Preungesheim ist der Tisch schon hübsch gedeckt, Kaffee wird gekocht, Kuchen aufgeschnitten. „Wir treffen uns seit 2017 jeden ersten Mittwoch im Monat zum Erzählcafé“, berichtet Hubertus Pantlen, Initiator dieser Einrichtung. „Seit Februar dieses Jahres gehen wir auch ins Museum, das ist eine Ergänzung zum Café“, fügt der ausgebildete Geragoge hinzu. Das Wort, abgeleitet von Gerontologie (Alterskunde) und Pädagogik (Erziehung) steht für den Erhalt körperlicher und psychischer Leistungsfähigkeit und Selbstbestimmung im Alter. „Alle Senioren in der Pfarrei Sankt Franziskus, das sind seit 2015 sechs Kirchorte in sieben Stadtteilen, sind eingeladen. Dabei spielen weder Alter noch Konfession eine Rolle, jeder ist herzlich willkommen“, unterstreicht Hubertus Pantlen.

Zum festen Kern des Erzählcafés gehören etwa zehn Frauen und Männer. „Man weiß nie, wie viele Interessierte tatsächlich kommen, aber da sind wir flexibel“, sagt der Theologe, Alten- und Altenheimseelsorger. An seiner Seite hat er Studierende der Theologisch-Philosophischen Hochschule Sankt Georgen. „Wir wollen mit den Treffen die Lebensqualität der älteren Menschen erhöhen, etwas gegen Vereinsamung tun.“ Dazu gehört nicht nur, miteinander zu plaudern, es wird auch Musik gemacht; Pantlen selbst spielt Klarinette, Saxofon, Ukulele und Veeh-Harfe.

An diesem Nachmittag stehen Gesellschaftsspiele auf dem Programm. Doch zunächst muss die Gruppe umziehen, in der Küche wird es für die 13 Gäste und die beiden Gastgeber zu eng. Also fasst jeder, der kann, mit an, schnell werden Tische und Stühle von der Wand in die Mitte des Saales geräumt, die Gedecke, Getränke und Kuchen von der Küche hereingebracht. Da ist doch gleich mehr Platz.

Bei einer Tasse Kaffee kommt man schnell miteinander ins Gespräch. Wie war das Osterfest? Wer hatte Besuch? Wer war bei Verwandten und Bekannten? Als die ersten Neuigkeiten ausgetauscht sind – die meisten kennen einander – schlägt Pantlen vor, ein Gesellschaftsspiel zu beginnen. Eine Teilnehmerin hat ein Quartett zum Allgemeinwissen mitgebracht. Gute Idee. Wie lang ist die Marathonstrecke? 42,195 Kilometer. Die Stellen nach dem Komma waren nicht so geläufig, aber: „Ich bin einmal Marathon gelaufen und habe den dritten Platz belegt“, bemerkt ein Mann. Wertschätzendes Raunen.

Wie hoch ist ein Billardtisch? Wo liegt die Stadt Mokka? Zu welchem Land gehört Gibraltar? Wer hat gesagt: „Ich habe einen Traum“? Martin Luther King, klar, das wissen alle. Aber der Marathon-Mann deklamiert den ganzen ersten Absatz dieser Rede und singt außerdem mit schöner Stimme „We shall overcome“.

Es wird nicht langweilig, immer wieder erinnert sich jemand an eine kurze Geschichte zu den Fragen. Zwischendurch wird gelacht. Von Altersmüdigkeit keine Spur.

„Am 19. April gehen wir zum zweiten Mal ins Museum, diesmal ins Historische Museum“, gibt Pantlen bekannt. Dafür allerdings muss man sich anmelden, aber eine E-Mail ist für die fitten Senioren kein Problem. „Ich habe auch einen Traum. Ich sehe mich als Katholik, der den interkonfessionellen Dialog sucht“, sagt Pantlen zum Schluss. Das schließt nicht nur alle Altersklassen, sondern auch LGBTQIA-Menschen ein.