Konrad-Haenisch-Schule ist auf den Hund gekommen Inka hilft beim Lernen

Ihre freundliche Nähe überträgt sich auf andere: Schulhündin Inka und „ihre“ Klasse. Bild: Jeannette Faure

Fechenheim (jf) – Die Achtklässler der Konrad-Haenisch-Schule sind mit dem Praktikumsbericht beschäftigt. Es ist leise. Ungewöhnlich leise. Inka, die zweijährige Boxerhündin, ist von ihrem geräumigen Fellbett aufgestanden – „Körbchen“ wäre die falsche Bezeichnung. Sie muss die Reporterin vom Fechenheimer Anzeiger eingehend begrüßen, ist dann aber auch zufrieden und begibt sich wieder an ihren kuschligen Platz. Die Jugendlichen haben kurz aufgeblickt, sich dann wieder ihrer Arbeit zugewandt.

Die 14-Jährigen stammen aus Afghanistan, Ägypten, Äthiopien, Brasilien, Deutschland und der Ukraine. Wenn es mit der deutschen Sprache noch hapert, hilft ein Übersetzungsprogramm. Anna Maria Ram, seit 15 Jahren Lehrerin an der Konrad-Haenisch-Schule, erzählt Inkas Geschichte. Es ist inzwischen der dritte Hund an der Schule. Seit acht Jahren gibt es diese tierischen Begleiter an der Bildungseinrichtung, die einen Grund-, einen Haupt- und einen Realschulzweig hat. Bei dieser achten Klasse ist es etwas Besonderes: „Ein Hund war bereits in der Grundschule da. Ich durfte die Klasse von Anfang an und bis jetzt mit Hunden begleiten“, berichtet Ram. Es war ein langer Weg, bis ein Hund an der Schule sein durfte. „Und es waren immer Boxer aus Tierschutzprojekten. Auch das ist speziell“, fügt Ram hinzu.

Als das Thema vor acht Jahren aufkam, gab es viele Bedenken: Ausgerechnet ein Boxer! Ist der nicht gefährlich? So ein Hund stört doch in der Klasse, dann können sich die Kinder nicht mehr konzentrieren. Alles wurde widerlegt. Und alle Schulgremien stimmten schließlich zu. „In Hessen gibt es keine einheitlichen Regelungen für Hunde an den Schulen. Aber in Frankfurt sind rund 20 Hunde in den Bildungseinrichtungen, die meisten allerdings sind Therapiehunde. Das ist Inka nicht“, erläutert Anna Maria Ram.

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Selbstverständlich wird die Gesundheit des Hundes ständig gecheckt. An der Wand neben dem Waschbecken hängt ein Zettel mit Umgangsregeln. Händewaschen nach dem Streicheln ist eine davon.

Inka war in der Hundeschule, die ihr ein freundliches Wesen bescheinigte. Dabei hätte das ganz anders ausgehen können. Vor anderthalb Jahren, da war die Vorgängerhündin bereits seit einem Jahr nicht mehr am Leben, bekam Ram, Mitglied des Vereins „Ein Herz für Boxer“, einen Anruf: Ein Welpe mit Mutter sei von einem vernachlässigten Hof in Spanien gerettet worden. Die Hundemutter hat den Transport nicht überlebt. Blieb noch der kleine Hund. „Wir mussten natürlich zunächst abwarten, wie sich Inka entwickelt, ob sie mit Kindern zurechtkommt. Vielleicht hätte ich mit einem neuen Hund sogar noch gewartet, aber die Kinder haben gedrängt und gebettelt.“ Mit Erfolg, nun sitzt – oder schläft – Inka in ihrer Mitte.

In Coronazeiten war die Schule geschlossen, dann fing es mit kleinen Gruppen langsam wieder an. „Corona hat das Sozialgefüge gesprengt, die Hündin hat geholfen, Beziehungen wieder herzustellen“, weiß Ram.

Die Boxer, die aus Polen, Ungarn und eben Spanien stammen, sind so international wie die achte Klasse. Doch nicht alle 19 Schüler sind mit Inka gleichermaßen vertraut. Zwei haben Angst. Das wird sowohl von den anderen Jugendlichen als auch von Inka akzeptiert. Und es entzweit die Gruppe nicht, wie der Klassenrat feststellte.

Inka lässt sich gerne streicheln, wenn sie genug davon hat, geht sie einfach weg. Es gibt wechselnde Leckerli- und Gassi-Dienste. Hat sich eingespielt. Inka kommt sogar auf Ausflüge mit. Nur Streit kann sie nicht vertragen, da geht sie dazwischen. Ein Tier wirkt da manchmal mehr als ein Mensch.

„Inka soll kein Zirkuspferd sein, sie ist artgerecht integriert in der Klasse“, sagt Anna Maria Ram. Paula ergänzt später: „Inka ist ganz lieb. Noch nie habe ich sie bellen gehört.“

Die Achtklässler haben richtig Glück mit Inka. Und längst gelernt, ruhig und freundlich mit dem Tier umzugehen. Es sind respektvolle Begegnungen, die anstecken.