Frankfurt feiert seine 75. Buchmesse Eine Art Optimismus

Spitzenwolken verzaubern den Slowenien-Pavillon. Bild: Faure

Frankfurt (jf) – „Es ist die Freiheit des Wortes. Und die müssen wir hier stehen lassen, das ist mir wichtig … Ich bin froh, dass wir die Rede zu Ende gehört haben, auch wenn sie uns nicht gefallen mag. Auch wenn wir sie sogar verurteilen, es ist wichtig, dass wir uns zuhören“, sagte der Direktor der Buchmesse, Juergen Boos, nach dem Vortrag des slowenischen Philosophen Slavoj Zizek zur Eröffnung der Jubiläumsmesse.

Wie geht die weltgrößte Buchmesse mit schwierigen Themen um? Indem sie sich damit auseinandersetzt, diskutiert, streitet, zuhört und auch klare Haltung zeigt. Für die Freiheit des Denkens tritt der indisch-britische Autor Salman Rushdie seit vielen Jahren ein – trotz der Fatwa, der Verurteilung zum Tod, nach Veröffentlichung seines Buches „Die satanischen Verse“ (1988). Im August 2022 wurde er während eines Vortrags bei einem Messerangriff schwer verletzt. „Achteinhalb Stunden rangen die Ärzte um mein Leben“, sagte Rushdie auf der Pressekonferenz vor der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, den der Autor in diesem Jahr am letzten Messetag in der Paulskirche erhielt.

„Ich bin glücklich, dass ich in Frankfurt bin, der Friedenspreis bedeutet mir viel“, sagte Rushdie. Schreiben sei eine Art Optimismus, trotz der gegenwärtigen Situation sei er optimistisch für die Welt. „Ich bin gegen Krieg, weil unschuldige Menschen sterben und die Wahrheit verloren geht“, sagte der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller. Frankfurt ist erst der dritte öffentliche Auftritt für Rushdie nach dem Mordanschlag, bei dem er die Sehfähigkeit auf dem rechten Auge verlor. Dennoch arbeitet er weiter, kündigte für April 2024 ein neues Buch an. „Ich kann nur schreiben, also was sonst soll ich tun?“, fragte er lächelnd.

Den Drang zum Schreiben verspürt auch Gabriele Kirch. Seit mehr als 30 Jahren fügt sie Worte zu Gedichten. „Es ist ein Ringen um jedes Wort. Dabei geht es mir immer um Verständlichkeit, auch Kinder müssen meine Lyrik verstehen können“, betonte die Autorin an ihrem Stand auf der Buchmesse. Ihre Werke liegen in kunstvollen kleinen Bänden vor. Jeder ist ein Unikat, die Umschläge der jüngsten Ausgaben gestaltete die Hamburger Papierkünstlerin Gisela Reschke, die meisterhafte Falttechnik verantwortete die Kieler Universitätsbuchbinderei Fritz Castagne. Kirchs Kunstwerke aus der aktuellen Gedichtbandreihe „Lyrik-Miniaturen“ sind nur über gabrielekirch-lyrik.de bestellbar.

Der diesjährige Ehrengast Slowenien, der Fläche nach etwa so groß wie Hessen, allerdings mit nur etwas mehr als zwei Millionen Einwohnern, zeigte sich im Pavillon mit Spitzenwolken und dem Motto „Waben der Worte“. „Die nationale Identität der Slowenen beruht auf der Sprache und den Büchern“, äußerte Asta Vrecko, Ministerin für Kultur. Bibliotheken spielen in dem Land zwischen Österreich, Ungarn, Kroatien und Italien eine herausragende Rolle.

215.000 Besucher waren auf der 75. Frankfurter Buchmesse, an der sich mehr als 4000 Aussteller aus 95 Ländern beteiligten. Mit der 15. Auflage von Open Books kam die Messe auch in die Stadt, mehr als 100 Lesungen fanden an zehn Orten statt und stießen auf viel Interesse.

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