Jüdisches Museum gut besucht/Neue Ausstellungen und innovative digitale Angebote Merton, Paulskirche, sieben Apps

Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt, wirft einen Blick auf die kommenden Ausstellungen.

Innenstadt (jf) – „Während andere Museen einen Rückgang der Besucherzahlen verzeichneten, konnte das Jüdische Museum Frankfurt seine Zahlen im Vergleich zu vor dem Umbau (2015) verdoppeln“, freute sich Mirjam Wenzel, Direktorin des ältesten Jüdischen Museums der Bundesrepublik. 33 Prozent der Gäste seien Schüler. Außerdem gibt es das Projekt „Museum goes School“, bei dem Museumspädagogen für sechs Monate in die Berufsschulen gehen.

280.000 Nutzer schauten sich im vergangenen Jahr die Online-Präsenz des Jüdischen Museums, des Museums Judengasse und der Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle an. „Erfreulich ist auch, dass 30 bis 50 Prozent unserer Besucher das auf ihrer Eintrittskarte integrierte ‚Museum to go’ nutzen. Entweder man erfährt gleich vor Ort im Museum noch Wissenswertes oder Anregendes zu den Objekten oder man gibt den Code des Tickets zu Hause am Computer ein“, erklärte Wenzel.

Aufgrund der Nachfrage wurde die gegenwärtige Wechselausstellung „Zurück ins Licht. Vier Künstlerinnen – Ihre Werke. Ihre Wege“ bis zum 29. Mai verlängert. Vom 13. bis 30. April gibt es unter dem Titel „Mapping Memories – Judengasse extended“ eine Pop-up-Ausstellung mit Performances, Workshops, Artist Talks und Podiumsgesprächen rund um das Museum Judengasse am Börneplatz. Dabei kooperiert das Institut mit dem Künstlerhaus Mousonturm und dem Archäologischen Museum.

Am 14. Mai wird die Kabinettausstellung „Metall & Gesellschaft. Wilhelm Merton – Unternehmer mit sozialer Verantwortung“ eröffnet. Anlass ist der 175. Geburtstag Wilhelm Mertons, der aus einer jüdischen Familie kommt, an diesem Tag. Als Mitgründer der Metallgesellschaft, Gründer des Instituts für Gemeinwohl, der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften und maßgeblich am Aufbau der Stiftungsuniversität beteiligt, begegnet man seinen Spuren vielfach in der Mainmetropole.

1848 war das Jahr der Geburt der deutschen Demokratie mit der Nationalversammlung in der Paulskirche. Ein Pop-up-Archiv zu 75 Jahren bundesdeutschem Diskurs wird auf dem Bertha-Pappenheim-Platz vor dem Jüdischen Museum vom 17. bis 21. Mai eröffnet, im Juni ist das Archiv an drei verschiedenen Orten in der Stadt zu sehen. Im Fokus steht die Rolle der Paulskirche nach Ende des Zweiten Weltkriegs.„Ausgeblendet – Eingeblendet. Eine jüdische Filmgeschichte der Bundesrepublik Deutschland“ heißt die Überschrift einer Ausstellung, die vom 14. Juli bis 14. Januar 2024 gezeigt wird. In sechs Räumen geht es in diesem bundesweit ersten Projekt zum Thema um das Jüdischsein im und um den Film. Die Exposition ist eine Kooperation mit der Goethe-Uni und der Filmuni Babelsberg Konrad Wolf sowie dem Deutschen Filminstitut und Filmmuseum. „Kurz gesagt, geht es um die Sichtbarkeit von Jüdinnen und Juden in Westdeutschland“, formulierte Kurator Erik Riedel.

Die 2016 entwickelte digitale Strategie des Jüdischen Museums wird mit der im Februar gelaunchten App abgeschlossen und umfasst nun sieben Touren durch das Museum, darunter eine für Hörgeschädigte, eine Audioführung in einfacher Sprache und eine weitere für Seh-Eingeschränkte. Bei der Entwicklung der inklusiven Touren waren Menschen der Zielgruppen mit beteiligt. „Geplant ist noch die Verbindung der Media Guides mit der Online-Sammlung, außerdem wird ein Game für Teenager entwickelt“, verrät Wenzel. Das Jahr um das Jüdische Museum wird spannend.