Ausstellung „The Culture. Hip-Hop und zeitgenössische Kunst im 21. Jahrhundert“ in der Schirn Provozierend, faszinierend, inspirierend

Kuratorin Andréa Purnell erläutert die Themenbereiche der Ausstellung. Bild: Jeannette Faure

Altstadt (jf) – „Wir sind sehr stolz, dass die Ausstellung ‚The Culture’ in Frankfurt gezeigt wird“, sagte Sebastian Baden, Direktor der Schirn Kunsthalle am Römer zur Preview. Die Mainmetropole ist der einzige Ort in Deutschland, an dem die Exposition zu sehen ist. Das hat Gründe. „Frankfurt war in den 1970er-Jahren das Zentrum des Hip-Hops, der sich von da aus weiter in Deutschland verbreitete“, erläuterte Baden. Mittlerweile sei Hip-Hop zu einer Mainstreamkultur mit großem Einfluss in vielen Bereichen geworden, die ihren kritischen Blick auf die Gesellschaft behalten hat.

Vor 50 Jahren in der New Yorker Bronx aufgekommen, stand sie mit Rappen, DJ-ing, Breakdance und Graffiti auf vier Säulen. Wachsendes soziales und politisches Bewusstsein bildeten sich heraus.

In der Ausstellung sind mehr als 100 Arbeiten – Gemälde, Fotografien, Skulpturen, Videos, Mode, Installationen – zu sehen. „Ein Schlüsselwort im Hip-Hop ist „Empowerment“. Es geht darum, das Selbstbewusstsein der Menschen zu stärken, sie einzubinden“, bemerkte Sebastian Baden. Ein von der Schirn herausgegebenes Glossar erleichtert jenen, die nicht zur Szene gehören, sich aber für diese Kunstrichtung interessieren, den Zugang.

Andréa Purnell, die gemeinsam mit Asma Naeem, Gamynne Guillotte und Hannah Klemm die Ausstellung, die bereits in Baltimore und Saint Louis zu sehen war, kuratiert, ging auf die sechs Themenbereiche der Schau ein: Es geht um Pose – um Gesten, Körperhaltung, Selbstpräsentation. Dabei ist der Grat zwischen Wertschätzung und Aneignung oft schmal.

Unter dem Titel „Marke“ stellt beispielsweise der Designer Daniel R. Day, bekannter als Dapper Dan, den Begriff des (Luxus-)Labels infrage. In der Abteilung Schmuck sind nicht nur viele exzentrische Goldketten, sondern auch funkelnde „Grillz“ (Aufsteckkappen) auf den Zähnen zu bewundern.

Berühmte Rap-Legenden werden verehrt. Wie das geschieht, zeigt die Sektion Tribut. Dort ist beispielsweise ein Foto von Carrie Mae Weems zu sehen, das Mary J. Blige zeigt, der eine Krone aufgesetzt wird. Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit dem Thema Aufstieg. Es geht um Trauer und das Leben nach dem Tod.

Sehr eindrucksvoll ist das Werk „Ascent/Aufstieg“ von John Edmonds. Der Tintenstrahldruck auf Seide zeigt Kopf und Schultern einer Figur, die von hinten betrachtet wird. Um den Kopf ist ein weißer Durag afrikanischen Ursprungs geknotet, auf den Schultern liegt ein weißer Pelzmantel. Ist das schwarze Männlichkeit? Der Künstler hinterfragt Klischees.

„Hip-Hop hat mit Call and Response zu tun. Das geht so: Ich rufe ‚Hip’, ihr ruft ‚Hop’“, leitete Andéa Purnell ihre Anmerkungen zur Ausstellung ein. Die Sprache, das sechste Kapitel in der Schau, hat eine wesentliche Bedeutung im Hip-Hop. Songtexte, Graffiti, Scratching, Sampling, Rhythmus gehören dazu.

Die Ausstellung „The Culture“ kooperiert mit dem Kunstverein Familie Montez, dem Museum of Modern Electronic Music (Momem), dem Deutschen Filmmuseum sowie mit Diamant, dem Museum of Urban Culture in Offenbach und Gießen.

Die Exposition ist bis zum 26. Mai zu sehen und wird von einem fulminanten Rahmenprogramm, das auch Veranstaltungen für Kinder bietet, begleitet.