In der RMB-Anlage wird aus Biomüll Kompost und grüne Energie Wertvolle Kartoffelschalen

Der Biomüll fällt aus dem Sammelfahrzeug von der Laderampe in die Annahmehalle. Bild: sh

Ostend (sh) – Dem einen ist sie zu aufwendig und zu umständlich, anderen stinkt sie einfach nur: Bei der Mülltrennung macht nicht jeder mit. Vor allem, den oft geruchsintensiven Biomüll gesondert und ohne eine schützende Plastiktüte zu sammeln, empfinden viele als eklig. Zudem hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Mülltrennung nur Augenwischerei sei und am Ende sowieso alles verbrannt werde. Weit gefehlt! Beim Besuch der Rhein Main Biokompost GmbH (RMB), einer Tochter der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) im Ostend, wird klar: Biomüll ist viel zu wertvoll, um ihn zu verbrennen.

Und gerade weil Küchen- und Gartenabfälle so wertvoll seien, gehören sie nicht in den Restmüll, sagt RMB-Geschäftsführer Peter Dumin. Er kennt die Anlage in der Peter-Behrens-Straße 8 von der Pike auf. Seit 1999 arbeitet er dort – im selben Jahr ging die Anlage auch in Betrieb. Seitdem hat sich dort in Sachen Modernisierung viel getan. „Die Prozesse laufen inzwischen computergesteuert ab“, sagt Dumin. 16 Mitarbeiter sind bei der RMB tätig, sechs davon in der Verwaltung, zehn in der Anlage.

Auf dem Hof des überschaubaren Geländes wird nicht nur Abfall angeliefert, sondern auch hochwertiger Kompost abgeholt, der aus dem gesammelten Biomüll entstanden ist. Es kommen Schrebergärtner, die sich im angeschlossenen Shop versorgen, bis hin zu Großkunden wie dem Palmengarten, die direkt mit einem Lastwagen vorfahren.

Doch was passiert eigentlich mit Kartoffelschalen, Kaffeesatz, Grünschnitt und Co., bis daraus Kompost wird? Das Sammelfahrzeug liefert zunächst den Biomüll an, der aus dem Sammelbehälter in die Annahmehalle fällt. Der Jahreszeit entsprechend ist viel zusammengekehrtes Laub dabei und einige mitleiderregende Halloween-Kürbisse kullern über den vom Schlick rutschigen Boden. Ein Radlader steht schon bereit, der dann den Abfall zum Zerkleinern fährt.

Der zerkleinerte organische Abfall wird maschinell von groben Störstoffen wie Metallen – 150 Tonnen Schrott kommen da jährlich zusammen – und Plastik befreit. Von den Transportbändern rieseln geschredderte Plastikschnipsel von Tüten und Beuteln wie Schnee zu Boden.

„Feuchter und strukturarmer Abfall wird zunächst drei Wochen vergoren, bevor er kompostiert wird“, erläutert Dumin. In zwei geschlossenen Fermentern entsteht unter anderem Biogas, von dem ein Teil zu Biomethan aufbereitet wird. Dieses wird auf dem benachbarten Mainova-Gelände mit fast 100 Prozent Methangehalt als grüne Energie in das Erdgasnetz eingespeist. Zudem werden mit Biogas drei Blockheizkraftwerke betrieben. „RMB hat im vergangenen Jahr 7,4 Mal mehr Energie produziert als die ganze Anlage verbraucht“, bilanziert Dumin. Beim Vergären wird aus den organischen Abfällen auch Wasser herausgepresst. Zum Teil wird es dem Prozess wieder als Mischwasser zugeführt, es ist aber auch als Flüssigdünger gefragt.

In der Halle, in der die abgepressten Gärreste ankommen, ist es heiß und stickig. Ammoniak liegt in der Luft, es beißt in den Augen und das Atmen fällt schwer.

Für die Gärreste geht es nun in die Kompostierung, wo der strukturreiche Abfall wie Grünschnitt schon direkt – ohne Vergärungsprozess – gelandet ist. Die Kompostierung findet in 17 Rottetunneln statt. Durch gezielte Frischluftzufuhr finden die für die Kompostierung zuständigen Mikroorganismen optimale Bedingungen vor. Deshalb ist der Vorgang, der normalerweise drei Monate dauert, bereits nach zwölf Tagen abgeschlossen. „Deswegen sind auch die im Handel angebotenen biologisch abbaubaren Kunststoffbeutel für Biomüll nicht geeignet. Die zwölf Tage reichen nicht, um den Beutel vollständig zu zersetzen“, sagt Dumin. Ideal zum Einwickeln von Bioabfällen sei Zeitungspapier, empfiehlt er.

Die Kompostklumpen werden schließlich noch mal abgesiebt. Auf dem Hof türmt sich ein beeindruckender Berg des Endergebnisses: Tiefschwarzer feiner Kompost, auf dem wieder neue Pflanzen sprießen können – die auf lange Sicht wieder im Biomüll landen sollten.

Wer die RMB auch einmal besuchen möchte, hat am 27. April 2024 Gelegenheit dazu. Dann findet dort von zehn bis 16 Uhr anlässlich des Komposttags ein Tag der offenen Tür mit Rahmenprogramm statt.

Weitere Artikelbilder