Punkrocker Jonny Karacho veranstaltet Maintals erstes Familienfestival Alternative zu Kinderliedern

Zurück auf die Maintaler Kijufa: Jonny Karacho spielt Punkrock für Kinder und lädt für den 8. Juni zum ersten Kukma-Festival auf die Kinder- und Jugendfarm ein. Bild: bettina merkelbach

Maintal – Kleinkind-Eltern wissen genau, wovon er singt: Der Geschwisterstreit, der im Kinderzimmer losbricht, weil der kleine „Brudi“ den Legoaufbau zerstört, die Stimmung, die urplötzlich abends kippt – aber ins Bett will der Nachwuchs trotz Müdigkeit nicht. Jonny Karacho schreibt Lieder aus dem Familienleben und hat nach der ersten Scheibe „Volle Karacho!“ sein zweites Album mit dem Titel „Mamamachma!“ vorgelegt. Darauf zu hören sind zwölf Songs, die den Alltag mit kleinen Kindern in bester Punkrock-Manier musikalisch aufs Korn nehmen.

Temporeich, mit knackigen Gitarrenriffs und eingängigen Melodien geht‘s etwa darum, dass alle anderen Kinder scheinbar mehr dürfen als man selbst oder dass man einfach ein Eis aufmachen sollte, wenn‘s mal nicht so rund läuft.

Auch an Ska hat sich der Maintaler Songwriter, Sänger und Gitarrist probiert. Etwa im „Geburtstagslied“, das die ultimative Kinderdrohung thematisiert: „Wenn du das machst, dann lad‘ ich dich nicht zu meinem Geburtstag ein.“ Auch im „Pipitanz“, den sicher alle Eltern schon mal gesehen haben, wenn beim Nachwuchs die Blase drückt, klingt der Ska-typische Rhythmus an.

Abgesehen von diesen Ausflügen kommt das neue Album aber insgesamt mitreißender und punkiger daher als das erste. Der Name „Karacho“ ist hier Programm: Mit ansteckender Energie gehen die meisten Songs kräftig voran und verleiten zum Mittanzen und -singen.

Dabei sprechen Jonny Karachos alias Dominik Scherers Songs Kinder und Eltern gleichermaßen an. Letztere finden sich nicht nur inhaltlich in vielen Songs wieder, sondern dürften vor allem auch froh über die Alternative zu den gängigen Heile-Welt-Kinderliedern sein.

Kein Wunder, dass Jonny Karacho mittlerweile bundesweit gefragt und auf vielen Festivalbühnen unterwegs ist. Immerhin ist er nach eigener Aussage der einzige, der Punkrock für Kinder salonfähig macht. Sein einziges Konzert in seiner Heimatstadt Maintal gibt er am Samstag, 8. Juni, und hat daraus gleich ein ganzes Festival organisiert: Das Kukma-Festival findet von 13 bis 18 Uhr auf der Kinder- und Jugendfarm (Kijufa) am Hochstädter Waldsportplatz statt und hat neben Hauptact Jonny Karacho einen weiteren musikalischen Gast und eine hochkarätige Lesung zu bieten. Beim ersten Kukma-Festival – kurz für Kids und Kultur in Maintal – tritt außer Jonny Karacho mit Liveband auch der Berliner Musiker Richard Haus mit seiner Band „Richards Kindermusikladen“ auf. Und die Bestseller-Autorin Stephanie Schneider liest aus der Kinderbuchreihe „Grimm und Möhrchen“.

Organisiert hat Dominik Scherer das Festival komplett in Eigenregie. „Wir hatten letztes Jahr bei unserem Konzert auf der Kijufa 500 Besucher“, erzählt der Bischofsheimer, der auf die Kooperation mit dem Hochstädter Wildnis- und Abenteuer-Spielplatz setzt. „Das Gelände ist ein toller Rahmen“, sagt Scherer. Ihn treibt an, Maintal für Kinder und Familien attraktiver zu machen, auch wenn sich weder Stadt noch Kreis an der Finanzierung beteiligten.

Trotz des großen Aufwands und des finanziellen Risikos hatte Scherer „Lust, was zu machen“. Die Ticketpreise (22 Euro im Vorverkauf, Kinder unter drei Jahren zahlen einen Euro) seien kostendeckend kalkuliert. Der Organisator ist „guter Dinge“, dass rund 300 bis 400 Gäste zusammenkommen.

Für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt: Außer den Gerichten vom Grill soll es Streetfood-Angebote auf dem weitläufigen Kijufa-Gelände geben. „Wer als Verein Lust hat, sich zu beteiligen, ist herzlich eingeladen“, sagt der Organisator, der eigentlich nur nebenberuflich auf der Bühne steht und hauptberuflich Polizist ist.

Woher seine Ideen für neue Songs kommen? Oft von seinen eigenen Kindern, die schon morgens beim Frühstück lustige Versprecher fabrizierten oder launige Geschichten aus Schule und Kita erzählten. „Und dann ist bei mir sofort eine Melodie da“, erzählt er, der mittlerweile einschätzen kann, was „live funktioniert“.

Nachdenkliche oder politische Texte sucht man bei ihm allerdings vergebens. „Meine Musik soll Spaß machen“, sagt Scherer, der sich gut vorstellen kann, das Kukma-Festival in Maintal zu etablieren.
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