Stadt führt Gespräche mit Betreiber EnBW Energie BadenWürttemberg Windkraft nimmt Formen an

Bald auch in Maintal? An der Hohen Straße in Schöneck stehen seit Jahren Windräder. Derzeit führen die Maintal-Werke vielversprechende Gespräche mit EnBW Energie BadenWürttemberg. archiv Bild: dagmar gärtner

Maintal – Windkraft in Maintal – was lange als unvorstellbar galt und in früheren Jahren mit massivem Gegenwind zu kämpfen hatte, nimmt nun konkrete Formen an: Die Stadt will sich an einem Projekt der EnBW Energie BadenWürttemberg beteiligen. In dessen Rahmen sollen zwischen drei und fünf Windräder nördlich von Wachenbuchen aufgestellt werden, die die Kommune mit Windenergie versorgen. Das geht aus der Antwort des Magistrats auf eine Anfrage des Grünen-Stadtverordneten Dirk Kirchmann hervor.

Das Thema Windkraft hat in Maintal eine lange und bislang erfolglose Geschichte. 2007 hatte sich die CDU mit dem damals gängigen Slogan gegen eine „Verspargelung der Landschaft“ gegen Windkraft positioniert und außer den Grünen sämtliche Fraktionen auf ihre Seite gebracht. Die Grünen wagten 2011 einen erneuten Vorstoß, diesen Beschluss zu kassieren, und fanden dafür eine Mehrheit. Doch bei einer Bürgerversammlung im April 2012, bei der die Firma Juwi aus Rheinland-Pfalz bereits recht konkrete Pläne vorstellte, meldeten sich Anwohner mit Bedenken zu Wort. 2013 machte die Deutsche Flugsicherung einen Strich durch die fortschreitende Planung, die ihre Funkkommunikation von Windrädern gestört sah.

2017 hat die Stadtverordnetenversammlung im Rahmen der Beteiligung am Sachlichen Teilplan Erneuerbare Energien des Regionalen Flächennutzungsplans (RegFNP) beschlossen, eine Vorrangfläche für Windkraft in Hochstadt und eine Erweiterung der Fläche in Wachenbuchen wieder aufzunehmen. Die Fläche in Hochstadt wurde jedoch vom Kreis kassiert, da der hier hohes artenschutzrechtliches Konfliktpotenzial sah. Damit blieb das Areal in der nördlichen Wachenbucher Gemarkung, unweit der Windräder, die die Gemeinde Schöneck seit Jahren betreibt, übrig. 2022 unternahmen die Grünen einen erneuten Vorstoß, da zum einen die Deutsche Flugsicherung mittlerweile auf eine Funktechnologie setzt, die weniger störanfälliger gegenüber Windenergieanlagen ist, und zum anderen der Teilplan Erneuerbare Energie (TPEE) des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain ein Gebiet nördlich von Wachenbuchen als Vorranggebiet zur Windenergienutzung auswies. Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Energiewende und dem gewünschten Ausbau erneuerbarer Energien beauftragte das Stadtparlament daraufhin den Magistrat mit der Prüfung, ob und wie Windkraftanlagen auf den ausgewiesenen Flächen errichtet und idealerweise durch die Maintal-Werke (MWG) betrieben werden können. Aus der aktuellen Antwort des Magistrats geht jetzt hervor, dass die Gespräche zwischen den Maintal-Werken und dem Windpark-Betreiber EnBW Energie BadenWürttemberg bereits weit gediehen sind. Konkret geht es bei dem geplanten Projekt um drei bis fünf Sechs-Megawatt-Windräder mit einer Rotorhöhe von 160 und einer Gesamthöhe von 250 Metern. Laut Aussagen der EnBW sei dafür ein Areal nördlich von Wachenbuchen, zwischen Oberdorfelden und Mittelbuchen, seit 2023 gesichert und diverse Gutachten (Natur- und Artenschutz) beauftragt. Das Unternehmen rechnet daher mit der Genehmigung der Anlage bis Ende 2024. Anschließend erfolgen Ausschreibung, Lieferung und Bau. Sofern alles nach Plan läuft, könnten die Windkraftanlagen bis Ende 2026 in Betrieb gehen. Weitere Gespräche sind nach erteilter Genehmigung, voraussichtlich Ende 2024, geplant.

Zur Beteiligung gibt es verschiedene Möglichkeiten: Mehrheitsgesellschafter ist und bleibt demnach die EnBW, die auch die Betriebsführung übernimmt. Die Beteiligung der Maintal-Werke sei grundsätzlich mit mindestens zehn und maximal 49,9 Prozent gewünscht. Denkbar ist es, auch Bürger und die Stadt an den Anlagen zu beteiligen. Dies würde zwar die Akzeptanz erhöhen, das Projekt aber verteuern. Zu einer höheren Akzeptanz in der Bevölkerung würde aber auch beitragen, das Investitionsvolumen niedrig zu halten und nur die Maintal-Werke zu beteiligen. Die müssten dann den Bürgern und der Kommune einen vergünstigten Windstromtarif anbieten. Die Alternativen ließen sich allerdings erst bewerten und von den politischen Gremien beschließen, wenn die Größe und die Kosten des Projektes abgesteckt sind. bme