Junges Theater widmet sich emotional dem Thema Rassismus „Das Schweigen der Sterne“

Mit dem Stück soll auch die jüdische Geschichte in Wachenbuchen aufgearbeitet werden.

Maintal – Eine außergewöhnliche Premiere erwartet das Publikum zu Beginn der Spielsaison mit dem Jungen Theater Wachenbuchen. Selbst für die beiden Regisseure Christoph Goy und Claudia Selzer ist dieses Theaterstück eine ganz besondere Erfahrung.

Im Theaterstück „Das Schweigen der Sterne“ spielen Goy und Selzer ein jüdisches Ehepaar, das stellvertretend für Jüdinnen und Juden steht, die aus Wachenbuchen deportiert worden sind.

Darum geht es in diesem Stück: um konkrete Schicksale von Menschen, die Gewalt erlebt haben. Es geht um Rassismus, um Ausgrenzung, um Ängste und Ideologien von Menschen zu verschiedenen Zeiten. Wachenbuchen 1938, Hanau 2020.

Anlässe, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, gab es viele: zum einen Wachenbuchen, ein Ort, in dem es eine Synagoge, eine jüdische Schule und eine Mazzenbäckerei gab. Bis zum Novemberpogrom 1938 gab es ein jüdisches Gemeindeleben. „Die Geschichte ist nicht wirklich aufgearbeitet. Dennoch muss man es benennen, auch für die junge Generation. Dann Hanau, der 19. Februar und schließlich die Tatsache, dass Mitglieder des Teams immer wieder rassistisch beleidigt oder ausgegrenzt werden“, sagt Goy.

Erste Impulse zum Stück gaben Texte, die während eines Online-Schreibworkshops 2021 entstanden sind. Die Teilnehmer schrieben Tagebucheinträge beispielsweise als Neo-Nazi oder im Namen der Opfer des Anschlags von Hanau. In den Texten kamen Rassismus und Benachteiligungen zur Sprache, dem die Jugendlichen und ihr Freundeskreis häufig begegnen. „In diesem Workshop kamen so viele Ideen zustande, wir hätten vier Stücke schreiben können“, sagte der Leiter des JTW. Aus diesen Vorlagen sind in einem langen Prozess die 25 Szenen entstanden, die jetzt im Stück zu sehen sind. „Das Schweigen der Sterne“ ist ein Gemeinschaftsprojekt mit Jugendlichen und Erwachsenen. Über 20 Darsteller und Tänzer aus Wachenbuchen und umliegenden Orten stehen auf der Bühne. Viele haben das „Generationenprojekt“ über zwei Jahre hinweg entwickelt und begleitet.

Ben beispielsweise spielt einen jugendlichen Zocker, der sich im Chatroom über das Hanau Attentat austauscht. Die jugendlichen Darsteller schlüpfen in sehr unterschiedliche Rollen, in historische und moderne Figuren. In einer Szene trifft beispielsweise Anne Frank auf einen Flüchtling.

„Die Szenen folgen keiner chronologischen Reihenfolge, es gibt Zeitsprünge. Die Szenen sind so aufgebaut, dass ein Thema schnell anklingt und sich Tanztheater anschließt. Das Thema ist schwer, ja, aber es gibt eben auch märchenhafte und poetische Momente“, sagt Regisseur Goy. Zu sehen sind 25 kleine Szenen, eine Art Collage in einem schnellen Wechsel.

„Das Schweigern der Sterne“: Premiere am Freitag, 30. September. Weitere Vorstellungen Samstag, 1. Oktober, Sonntag, 2. Oktober, Montag, 3. Oktober sowie am Freitag, 7. Oktober, und Samstag, 8. Oktober, jeweils um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Wachenbuchen. Tickettelefon per WhatsApp oder Anruf unter z 01771494543. Tickets können entweder digital auf das Smartphone geschickt oder an der Tageskasse hinterlegt werden. Der Vorverkaufspreis beträgt zwölf Euro, ermäßigt acht Euro. Am Donnerstag, 13. Oktober, ist ein Gastspiel bei der Volksbühne im Bürgerhaus Bischofsheim geplant.
   upo