Siebte Klasse des Albert-Einstein-Gymnasiums für Rap ausgezeichnet Stark gegen „Hate Speech“

Klare Kante gegen „Hate Speech“: Zwei Klassen des Albert-Einstein-Gymnasiums haben sich am Landeswettbewerb beteiligt. Bild: Bettina Merkelbach

Maintal – Als wäre es nicht schon schwer genug, sich selbst seinen Weg und seinen Platz in Abgrenzung zur Elterngeneration zu finden, stehen Teenager beim Erwachsenwerden heute auch noch der unüberschaubaren, anonymen Welt des Internets gegenüber. Dort als „Digital Native“ hineinzuwachsen, ist nicht immer einfach. Denn statt Respekt und Anerkennung ernten Jugendliche auf ihre Posts auf Plattformen wie Youtube, Instagram, Snapchat, Tiktok und Co. immer häufiger Hass und Häme. Wie sie mit dem als „Hate Speech“ (englisch für Hassrede) bezeichneten Phänomen umgehen, damit haben sich die Klassen 7d und 9e des Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG) auseinandergesetzt.

Für ihren Rap ist die siebte Klasse beim Schülerwettbewerb „Rap und Slam gegen Hass im Netz“ ausgezeichnet worden. Den Schülerwettbewerb hat die Landesregierung im Rahmen ihrer Kampagne „Hessen lebt Respekt“ für alle Schülerinnen und Schüler ab Jahrgangsstufe sieben ausgelobt. Ziel soll sein, dass sich junge Menschen, die alle mehr oder weniger von „Hate Speech“ im Internet betroffen sind, mit der Wirkung von Hasskommentaren kreativ auseinandersetzen und Gegenstrategien entwickeln.

Die Jury fand den Rap der Maintaler Schüler so gut, dass sie die 7d als eine der zwölf Besten zur Siegerehrung mit Ministerpräsident Boris Rhein ins Landesmuseum nach Wiesbaden einlud. Der Preis, den die siebte Klasse dort in Empfang nehmen konnte, ist mit 200 Euro für die Klassenkasse dotiert. In ihrem selbst gedichteten und komponierten Rap beziehen die Einsteinschüler klar Position gegen Hass und Hetze. Denn ob online oder im Schulhof: Ziel von Beleidigungen ist jeder in der Klasse schon einmal geworden. „Oft geht es um die Familie, um Klamotten oder den Glauben“, erzählt Lena. „Dissen“ nennen die Teenager die Kommentare, die ausgrenzen und verletzen.

Doch so banal ist das Ganze nicht. Laut des Statistischen Bundesamts haben unter den 14- bis 24-Jährigen 60 Prozent schon einmal Hasskommentare im Internet gesehen, mit teilweise alarmierenden Auswirkungen.

Einige Jugendliche trifft die Diskriminierung so gravierend, dass sie sich abkapseln, deprimiert sind, gar an Selbstmord denken. So betroffen scheinen die AEG-Schüler glücklicherweise nicht zu sein. Doch obwohl viele sagen, sie seien noch nicht Opfer von Hasskommentaren im Internet geworden, hat jede und jeder etwas zu dem Thema zu sagen. „Auf dem Pausenhof ist das normal geworden“, erzählt Miriam. „Manche stehen alleine da.“

Von den 200 Euro Preisgeld will die Klasse zusammen Eis essen und ein Klassenfest gestalten.

Von Bettina Merkelbach