Seltene Feldhamsterpopulation benötigt Schutz Auf einer Stufe mit dem Panda

Am Rand des Nachernte-Streifens entdeckt die Gruppe einen Hamsterbau. Unten links ist der charakteristisch große Erdaushub zu sehen. Foto: Ulrike Pongratz

Maintal – Festes Schuhwerk ist ein Muss, lange Hosen eine Empfehlung, will man mit Manfred Sattler querfeldein den Feldhamsterbestand erfassen. Der Gebietsbetreuer für den Main-Kinzig-Kreis führte interessierte Laien in die Lebensweise der Feldhamster ein. Weltweit gilt die Art als vom Aussterben bedroht und wird damit in derselben Kategorie wie Panda, Nashorn und Berggorilla gelistet.

Bevor aber drei Kinder und einige Erwachsene die abgeernteten Stoppelfelder ablaufen, erklärt Sattler, wonach eigentlich gesucht wird. Seit 2003 kartiert er ehrenamtlich für die AG Feldhamsterschutz der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) die Feldhamsterbestände im Main-Kinzig-Kreis. Dazu läuft er jedes Jahr ungefähr 500 Hektar ab.

Cricetus cricetus, so der wissenschaftliche Name des Feldhamsters, hat die Größe eines Meerschweinchens, weshalb die Schlupf- und Fallröhren einen Durchmesser von etwa sechs Zentimeter haben. Der Feldhamster lebt als Einzelgänger in einem weitverzweigten unterirdischen Bau, den Weibchen wie Männchen anlegen. Bis zu zwei Meter tief können die verschiedenen Wohn- und Vorratskammern liegen, die mit Gängen verbunden sind. Dort verbringt der dämmerungsaktive Nager die meiste Zeit. In Hessen wird der Feldhamster von ursprünglich 57 historischen Populationsräumen noch an sieben Standorten nachgewiesen. Zwischen Wachenbuchen, Mittelbuchen und Kilianstädten konzentrieren sich die Bestände. „Wir stemmen uns mit aller Macht dem Verlust entgegen. Es ist wichtig zu wissen, wo die Tiere sind, damit man gemeinsam mit den Landwirten Fördermaßnahmen beantragen kann.“ Die Zusammenarbeit klappe sehr gut, über 30 Betriebe hätten auf 200 Flächen etwa 60 Hektar für Schutzmaßnahmen bereitgestellt.

Verschiedene Ursachen führen dazu, dass der Feldhamster zu den großen Verlierern der veränderten Landschaftsstruktur zählt und gerade die letzten heißen Sommer die Populationen arg dezimiert haben. Die Lebensräume sind verbaut und zerschnitten, die Felder werden immer größer. Findet die Weizenernte bereits im Juli statt – wie in den trockenen Sommern geschehen – so hat der Nachwuchs so gut wie keine Chance. Bei einem Radius von circa 500 Metern findet der Feldhamster nach der Getreideernte praktisch kein Futter mehr und keine Deckung vor seinen Fressfeinden.

Die abgeernteten und noch nicht umgebrochenen Felder sind der ideale Zeitpunkt, um einen Hamsterbau zu entdecken.  
 upo