Die Klein-Auheimerin Tatjana Döbert hat sich schon angemeldet Allererste beim Stadtlauf

War die Erste, die sich für den Hanauer Stadtlauf am 15. September angemeldet hat: Tatjana Döbert. Bild: Privat

Hanau – Erste werden beim Hanauer Stadtlauf – diese Vorstellung dürfte Tatjana Döbert geradezu vermessen vorkommen. Und doch ist sie Erste geworden, wenn auch anders als in läuferischer Hinsicht: Die Klein-Auheimerin hat sich als allererste Teilnehmerin für den diesjährigen Hanauer Stadtlauf gegen Gewalt angemeldet, der am Freitag, 15. September, ab 17 Uhr ausgetragen wird. Über 2000 Frauen, Männer und Jugendliche dürften dann wieder an den Start gehen und auf der sechs Kilometer langen Strecke durch die Hanauer Innenstadt auf schnellen Sohlen ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen.

Tatjana Döbert kennt den Stadtlauf. Als Schülerin der Hohen Landesschule, die seit Jahren das größte Team meldet, habe sie selbst sich acht Jahre lang um eine Teilnahme gedrückt, so erinnert sie sich beim Gespräch mit unserer Zeitung. „Ich war immer eher unsportlich. Da erschienen mir sechs Kilometer unüberwindbar.“ Zwar sei sie oft neidisch gewesen auf die tollen orangefarbenen Laufshirts ihrer Freundinnen. Doch sei der Neid nie groß genug gewesen, als dass sie hätte über ihren Schatten springen können.

Dann kam die Studienzeit in Gießen, in der sie sporadisch angefangen habe, zu laufen. „Der Schulsport war weggefallen und der Körper signalisierte mir, dass etwas Bewegung nötig sei“, schildert die 27-Jährige die Anfänge.

Doch der eigentliche Umschwung kam mit dem Beruf. Mitte 2020 zog sie nach Darmstadt und begann ein Volontariat beim „Darmstädter Echo“. Die Verlagsgruppe VRM mit Sitz in Mainz, zu der das „Darmstädter Echo“ gehört, kündigte Anfang Dezember an, man wolle ein Team für den Gutenberg-Marathon melden. Ermuntert durch eine Kollegin habe sie sich entschlossen, mitzumachen. „Der Marathon erschien mir unerreichbar, aber die Halbmarathonstrecke, so dachte ich mir, könnte ich mir zutrauen“, sagt Döbert. Dass sie sieben Monate Zeit hatte, sich auf das Rennen vorzubereiten, machte ihr Mut.

Weil sie bei null anfangen musste, druckte sie sich einen Trainingsplan aus und begann, vier- bis fünfmal wöchentlich zu laufen. In der zweiten Trainingswoche wich sie aufs Laufband im Fitnessstudio aus, weil die Temperaturen unter zehn Grad fielen.

Anfang Mai startete sie dann in Mainz. „Da war ich wahnsinnig nervös.“ Prompt verfiel sie in den Fehler, sich von der Gruppe mitziehen zu lassen und viel zu schnell loszulaufen – mit dem Ergebnis, dass sie nach wenigen Kilometern Seitenstechen und Atemprobleme hatte. „Die letzten zwei Drittel bin ich dann eher schnell gegangen als gejoggt, aber immerhin hab’ ich es über die Ziellinie geschafft“, freut sie sich noch heute. Mutter und Schwester feuerten sie in Mainz an und lobten sie im Ziel für ihr Durchhaltevermögen. Beide waren zudem so motiviert, dass sie beschlossen, sich ebenfalls für einen Lauf anzumelden.

Das geschah dann bei einem Familientreffen bei der Großmutter, wo die ganze Familie noch einmal ihre Hochachtung für die Von-null-auf-hundert-Sportlerin ausdrückte. „Als die Großtante wissen wollte, wann ich das nächste Rennen mitmache, hab ich gleich den Laptop gezückt und nach dem Termin des Hanauer Stadtlaufs geguckt.“

Beim Gucken blieb es nicht, sie meldete sich sofort an und war so die erste Teilnehmerin, die bei Hanaus Frauenbeauftragter Cornelia Gasche registriert wurde. Jetzt freut sich Tatjana Döbert auf ihren zweiten Lauf in der alten Heimat. Wenn sie die Eltern besucht, läuft sie trainingshalber hin und wieder am Main entlang. Und sie ist sehr gespannt auf die Stimmung beim Lauf in Hanau. „Es wird sicher spannend, wenn uns da die Straße ganz allein gehört und man das, woran man sonst mit dem Auto vorbeifährt, intensiver wahrnimmt“, sagt sie.

Von Jutta Degen-peters