19-jähriger präsentiert eine Dokumentation als neue Kinopremiere Filme aus Bruchköbel

Maximilian Priess (links) und Ole Achenbach vor der Premiere im Kino „Pali“ in Gelnhausen. Bild: detlef sundermann

Bruchköbel – Mastlicht Studio hat entgegen seines Namens nichts mit einem Ausstattungsladen für Bootsbesitzer zutun. Hinter der Bezeichnung steht eine junge Filmproduktionsgesellschaft mit Sitz in Bruchköbel. „Das Lernen der Eigenständigkeit“ feierte kürzlich im Gelnhäuser „Pali“ Kinopremiere.

Maximilian Priess heißt der Geschäftsführer von Mastlicht Studio, und in der aktuellen Produktion übernahm er auch die Regie. Auf die Frage nach seinem Alter wiederholt man seine Antwort, um ein Verhören auszuschließen. „Neunzehn“ sagt Priess. Das Unternehmen läuft parallel zu seinem Studium der Medienwissenschaft an der Frankfurter Johann Goethe-Universität. Nach dem Fach-abitur habe er sich im Alter von 17 Jahren dort eingeschrieben. „Ich bin kurz vor dem Bachelor“, bemerkt er. Die Wahl der Uni erklärt Priess auch mit der Verbundenheit zur Region und den dortigen Chancen. „Natürlich bieten andere deutsche Städte für die Filmbranche bessere Voraussetzungen“, sagt Priess. Aber für seinen Schwerpunkt Werbung, als finanzielle Basis für andere und nicht immer ertragreiche Vorhaben wie Dokumentation oder Spielfilm, sei Frankfurt und sein Umland mit seinen vielen Agenturen doch der bessere Platz. Allerdings spricht Priess ebenso von der vielen Konkurrenz in der Region, gegen die er sich als Newcomer erst noch durchsetzen müsse. Aber: „Wir machen vieles anders, als andere Produktionsfirmen“, sagt Priess selbstbewusst. So bestehe ein Fokus auf das Erzählerische.

Wie manche Hollywood-Größe, etwa Steven Spielberg, war auch Maximilian Priess früh vom Medium Fotografie und besonders vom Film gepackt. Eine familiäre Vorbelastung bestand nicht, beteuert er. Das Kino habe ihn jedoch als Kind fasziniert. Und es dauerte nicht lange, da wechselte er vom passiven Enthusiasten zum aktiven. „Schon mit zwölf Jahren habe ich angefangen, experimentelle Filme zu drehen“, sagt Priess. „Der Wille, beruflich in der Branche tätig zu sein, hat sich aus einer Eigendynamik entwickelt. Ich hatte mich relativ früh entschieden den Weg zu gehen, egal in welche Richtung er führt“, sagt Priess. Vor knapp vier Jahren konkretisierte er sein Ziel. Seitdem kann Mastlicht Studio in Eigenproduktion neben Imagefilmen einen Historienkurzfilm und zwei Zeitdokumente vorweisen; eines zeigt in knapp 50 Minuten, wie Musiker, die von Bühnenauftritten leben, die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns und Einschränkungen überstanden. Der Name „Mastlicht“ rührt nicht aus einem Faible für Schiffe her. „Er setzt sich aus Namensbestandteilen der ersten Produktion zusammen.“ Mit Priess besteht das Studio aus sieben Personen, die, wie es in der Branche weitgehend Gepflogenheit ist und wie es die noch knappe finanzielle Situation der Unternehmung verlangt, Freelancer sind.

Einer davon ist Ole Achenbach, 18 Jahre alt, wie Priess schon in jungen Jahren vom Kino infiziert. „In der Kindheit hat mich die Filmtechnik stark interessiert“, sagt er. Der Mainzer ist der Kameramann in der jüngsten Produktion, eine Dokumentation über die seit 2018 bestehende Montessori Farm im Büdinger Stadtteil Aulendiebach, die von Schülerinnen und Schülern im Alter von zwölf bis 18 Jahren besucht werden kann. Achenbach war dort selbst Schüler und bezeichnet sich in Sachen Film als Autodidakt. Noch, bemerkt er. Ob und wann er Wissen und Können etwa mit einem Studium noch vertiefen oder festigen wird, lässt er sich derzeit offen. Die Verbindung zu Priess sei über ein filmisches Vorhaben der Farm entstanden. „Wir hatten zuerst die Idee, einen kurzen, eigenen Imagefilm zu drehen, aber dann sollte was Größeres entstehen, und Max kam dazu“, sagt Achenbach. Schulleiter Lars Prignitz habe Priess mit seiner Erfahrung in das Vorhaben geholt. Beide sind über die Fotografie befreundet. Der Studio-Chef lernte Achenbach nicht nur als Mann hinter der Kamera schätzen, sondern bei diesem Film auch als ehemaligen Montessori-Schüler. „Ole hat wichtiges Hintergrundwissen einbringen können.“

„Das Lernen der Eigenständigkeit“ sei eine Dokumentation, ein Impulsgeber. „Es ist kein Werbefilm darüber, wie diese Farm Bildung umsetzt“, betont Priess. Es gehe in dem Streifen um die Frage: „Was müssen wir ändern, damit Schule die nächsten 100 Jahre erfolgreich besteht?“. Das Montessori-Konzept könne hierbei eine Antwort geben, „wie Schulbildung funktionieren sollte“. Der Jungproduzent und -regisseur sieht das Werk denn auch als ein persönliches Anliegen. Die Produktion sei nur mit einem kleinen Betrag vom Förderverein der Schule bezuschusst, der Rest aus Erlösen anderer Produktionen finanziert worden.

In den Kinos soll der 42-minütige Film über einen „vorstellungsbasierten Vertrieb“, der ebenfalls bei Mastlicht Studio liegt, gezeigt werden. Schulen und Organisationen können sich den Film in ihr Kino bestellen und zahlen dann nur den üblichen Eintrittspreis, heißt es. Hierbei soll die Möglichkeit bestehen, die Aufführung mit einem Impulsvortrag oder einer Diskussion mit Pädagogen und ehemaligen Schülern der Farm zu kombinieren.
 sun