100 Jahre altes Velo ist das älteste Zweirad aus der Produktion der Bauer-Werke Rarität für das „Radwerk“

Das älteste Fahrrad aus der Produktion der Bauer-Werke wurde von Experten und dem Vorstand des Heimat- und Geschichtsvereins präsentiert.

Hanau-Klein-Auheim – Besonders ansehnlich wirkt es auf den ersten Blick nicht: Rost an den Schutzblechen, Patina am Lenker, alte Reifen, der Sattel zerfleddert. Doch was Fahrradexperten um Jörg Schulisch aufgetan haben, ist eine wahre Rarität. Die ist nun in der Kulturstätte Radwerk an der Klein-Auheimer Gutenbergstraße zu bestaunen: eines der ersten Bauer-Fahrräder, das vor 100 Jahren in der ehemaligen Klein-Auheimer Firma produziert wurde.

Das ganz besondere Rad entdeckten Schulerich & Co. durch Recherche im Internet. Es wurde dann einem Sammler in Arzberg (Fichtelgebirge) abgekauft. „Das Original-Rad stammt aus dem ersten Produktionsjahr 1922“, erläutert Alexander Gaul aus der Bauer-Expertenrunde. Nun wurde das betagte Fahrrad, das seit seiner Herstellung im ersten Jahr der Produktion von Fahrrädern der Bauer-Firma nur wenige Veränderungen erlebt hat, im Beisein des Vorstands des Heimat- und Geschichtsvereins sowie des städtischen Museumskoordinators Martin Hoppe, der Öffentlichkeit vorgestellt.

„Das Rad war ein Scheunenfund, der vorsichtig gesäubert und aufgearbeitet wurde. Mit neuen Reifen wäre das Rad fahrbereit, es sind aber noch die alten Reifen drauf“, erläutert Experte Alexander Gaul. „Die Pedale mit gelben Reflektoren, der rote Rückstrahler und der stabile Gepäckträger sind Ergänzungen von vor 1945.“ Ausgestattet ist die Rad-Rarität zudem mit einer Bauer-Cabitlampe und einer Stempelbremse. Das Velo ist nun das älteste Bauer-Fahrrad in der Klein-Auheimer Radwerk-Sammlung. Dass es aus dem ersten Produktionsjahr 1922 stammt wurde auch anhand seiner Seriennummer 5261 ermittelt.

Das Steuerkopfschild am Rahmen zeigt den Hessischen Löwen sowie den Schriftzug Starkenburg als Bezug auf die gleichnamige Provinz, die früher die Landkreise Bergstraße, Darmstadt, Offenbach und Odenwald umfasste, erläutert Bauer--Fachmann Gaul. Dass das Rad viel gefahren wurde und entsprechend abgenutzt ist, ist auch erkennbar etwa am geflickten Sattel. „Der Lenker des Rads stammt übrigens aus den Fahrradwerken Bismark“, weiß Detlef Hellmann zu berichten, stellvertretender Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Klein-Auheim. „Bis in die 1940er Jahre hat diese Firma an die Bauer-Fahrradwerke geliefert.“ Der Verein hat darüber sogar Lieferscheine in seinem Bestand.

Das „Radwerk“, Gutenbergstraße 7, hat geöffnet samstags und sonntags von 13 bis 17 Uhr. Die Ausstellung vermittelt die Auheimer Ortsgeschichte und zeigt eine Kollektion an Bauer-Zweirädern.
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