Jugend-Kurzfilmfestival Jung & Abgedreht ist eine Erfolgsgeschichte „Du, Deine Story, Dein Film“

Fernseh-Marathon für Anna Jagust und Daniel Siebert: die Macher des Jugend-Kurzfilmfestivals Jung & Abgedreht beim Sichten der Wettbewerbsbeiträge. Bild: Patrick Scheiber

Hanau – Ob Anna Jagust und Daniel Siebert schon viereckige Augen haben? Das könnte man vermuten. Schließlich sitzen die Filmfestival-Macher fast jede freie Minute vor dem Fernseher. Der Grund: Das Jugend-Kurzfilmfestival Jung & Abgedreht steht vor der Tür. Dafür gilt es, die eingereichten Filme zu sichten. Gut 300 werden es am Ende sein. Da muss vorsortiert werden.

Vor zwölf Jahren haben Filmemacher Siebert und Jagust, Geschäftsführerin der Awo Hanau und begeisterte Cineastin, das Festival aus dem Boden gestampft. Was anfangs eher belächelt wurde, hat sich zu einem deutschlandweit gefragten Filmfestival entwickelt. Wurde es zunächst nur von regionalen Filmemachern wahrgenommen, so ging es bald ziemlich rasant bergauf.

„Zu Beginn waren es vor allem Schüler aus Hanau und dem Umland, die ihre Beiträge eingereicht haben, 30 waren es im ersten Jahr“, erinnert sich Siebert. „2014 waren wir schon wirklich groß. Wir bekamen Einreichungen von Akademiefilmen und Abschlussfilmen von Filmstudenten“, sagt Jagust. Das Festival wuchs mehr und mehr, inzwischen ist es zwölf Jahre alt und aus der jungen Filmemacherszene nicht mehr wegzudenken.

„Mit unserem Slogan ‘Du, Deine Story, Dein Film’ haben wir den Nerv der jungen Filmemacher getroffen“, sagt Anna Jagust. „Wir lassen sie machen, ohne ein festes Thema vorzugeben.“ Dieses Konzept kommt nicht nur gut an, sondern lässt auch enorm viel Freiraum für Kreativität, was wiederum Veranstalter und Publikum gleichermaßen freut.

Als Jung & Abgedreht aus der Taufe gehoben wurde, war das Konzept, ein Filmfestival für die Jugend in einem Kino zu veranstalten, gänzlich neu. „So was fand damals, wenn überhaupt, in Bürgerhäusern statt. Meist hatte das wenig Charme“, sagt Siebert. Anders in Hanau. Siebert und Jagust vereinbarten eine Kooperation mit dem Kinopolis. Ein würdiges Ambiente war damit geschaffen. Und noch mehr: Die tolle Stimmung, die beinahe pompöse Aufmachung, gepaart mit attraktiven Gewinnen sprach sich in der jungen Filmemacherszene herum.

Grund genug, die Kategorisierung konkreter festzuzurren. Mittlerweile gibt er zwar immer noch zwei Amateurfilm-Kategorien, genauso wie die Regionalen Helden – „die sind manchmal gerade mal 13 Jahre alt. Und wir haben darunter schon richtige Talente entdeckt“, betont Siebert. Aber es gibt auch ganz spezielle Sparten für die Jungen Professionellen. Aber auch für Musikvideos. „Jedes Jahr sind die eingereichten Filme ein Spiegel unserer Zeit“, erläutert Siebert. Themen wie Krieg, Corona, Rassismus, aber auch Identität und Gesellschaftsprotest werden filmisch umgesetzt.

Wenn sich am 9. Juni die jungen Filmschaffenden im Kinopolis treffen wird auch der HANAUER ANZEIGER dabei sein, der das Festival in diesem Jahr mit einer Medienpartnerschaft unterstützt. In Kino 1 wird’s dann voll, die 350 Plätze sind immer ausverkauft und auch im Foyer wird mit Ständen, Catering und Musik Festivalstimmung versprüht. „Wir wachsen immer weiter. Leider wird auch alles teurer. Deshalb sind wir immer auf der Suche nach neuen Sponsoren“, wirbt Siebert. Er findet es schade, dass sein Festival überregional zwar so viel Beachtung finde, in Hanau selbst aber kaum wahrgenommen werde. „Da würde ich mir mehr Interesse wünschen. Selbst Berlin schaut nach Hanau“, sagt auch Jagust.

Für die beiden Festival-Macher geht es nun erst mal vor dem Bildschirm weiter. Bis zu sieben Stunden am Stück halten sie durch. „Dann ist aber Schluss, irgendwann geht’s nicht mehr“, sagen sie. Auf ungefähr 30 Beiträge müssen sich die beiden festlegen. Einig sind sie sich dabei nicht immer. „Da wird heiß diskutiert“, lacht Jagust. „Manchmal versteht einer einen Film ganz anders als der andere.“ Das führt dazu, dass manche Filme im Abstand von zwei, drei Tagen nochmals angeschaut werden. Dann aber muss eine Entscheidung her für die Vorauswahl. Die Sieger wird im Juni die zehnköpfige Jury aus hochkarätigen Filmexperten küren.

Filme für die zwölfte Ausgabe von Jung & Abgedreht können noch bis zum 30. März über die Internetseite des Filmfestivals jungundabgedreht.de eingereicht werden. Das Festival findet am 9. Juni im Kinopolis-Kino in Hanau und parallel dazu online über eine Streaming-Plattform statt. Die Filmemacher müssen im Entstehungsjahr des Films zwischen 14 und 27 Jahren alt gewesen sein. Die eingereichten Filme sollten nicht länger als fünf Minuten (exklusive Abspann) sein. Sie dürfen nicht älter als zwei Jahre sein. Das Genre spielt keine Rolle. Eine Jury entscheidet über jeweils einen ersten und einen zweiten Sieger aus vier Wettbewerbs-Sektionen: Young Professionals, Kurzfilme 14 bis 18 Jahre, Kurzfilme 19 bis 27 Jahre, Musikvideos. Zudem werden ein Publikumspreis sowie ein vom Zonta-Club Hanau gestifteter Sonderpreis und ein Demokratie (er)leben-Preis vergeben. Weiterhin vergibt Evonik, der Hauptsponsor des Festivals, einen Preis für den besten regionalen Kurzfilm.
 kb