„Klima, Zukunft, Lebensstil“

Zweiter Bruchköbeler Ökumene-Abend mit Klimapfarrer Weiß

Foto: privat

Die Klimadebatte ist aufgeheizt, im wahrsten Sinn des Wortes. Wo verläuft ein konstruktiver Weg zwischen Panikmache und Realitätsverweigerung?

Das war die Frage bei dem zweiten Abend der ökumenischen Vortragsreihe in Bruchköbel. Katholische und evangelische Kirchengemeinden hatten sich gemeinsam entschieden, die Umweltethik auf die Agenda zu setzen, und dazu Pfr. Stefan Weiß eingeladen, Klimaschutzbeauftragter der Evangelischen Landeskirche von Kurhessen-Waldeck.

In seinem Vortrag nahm er kein Blatt vor den Mund: Unsere Generation blase mehr CO2 in die Luft als jede andere zuvor. Die Ziele des Pariser Abkommens, das von Beginn an nur einen Kompromiss dargestellt habe, seien erst zu einem Drittel erreicht. Die bisherige wirtschaftlich-politische Marschroute habe einige Effizienzgewinne verbucht, aber noch kein grundsätzliches Umdenken eingeleitet. Innerhalb der Kirchen bemühe man sich um vorbildhaftes Handeln, vor allem was Öko-Strom, den Verzicht auf unnötige Autofahrten und die energetische Ertüchtigung der Gebäude angehe. Weiß wies darauf hin, dass die Kirche sich von Anfang an ein „Global Player“ verstehe. Sie denke im großen Rahmen und handle zugleich lokal. Diese Perspektive werde bereits in dem 3000 Jahre alten Psalm 24 deutlich: „Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen.“ Christen dürften daher nicht nur national und im eigenen begrenzten Interesse denken.

In der anschließenden Debatte nahmen viele Zuhörer engagiert Stellung. Thematisiert wurden die Verantwortung nicht nur von Politik und Wirtschaft, sondern auch der privaten Verbraucher vor allem im Blick auf Konsum- und Reiseverhalten. An „denen da oben“ sei es, den Rahmen zu setzen, an uns allen aber, innerhalb dieses Rahmens engagiert zu handeln. Ein Teil der älteren Debattenteilnehmer lobten die Jugendlichen für ihre Demonstrationen, andere hielten dagegen mit der Auffassung, das Klimathema sei die neue Religion: „Entweder man glaubt es oder nicht.“ Diese Aussage löste eine intensiven Gesprächsgang über Wissenschaftsverständnis und den Umgang mit Fakten aus. Stefan Weiß betonte, dass die Grundrichtung der Aussagen eindeutig sei, auch wenn noch nicht jedes letzte Detail habe erforscht werden können. Das Problem sei nicht mehr, wie man noch vor 20 Jahren meinte, ob die fossilen Vorräte der Erde reichen werden - sondern vielmehr, dass bereits die abbaubaren Vorräte reichten, um das klimatische Gleichgewicht kippen zu lassen. Insofern sei es an uns, vom Wohl des (fernen) Nächsten her zu denken. Christlicher Glaube richte sich nicht nur auf das persönliche Heil, sondern habe auch eine Verantwortung für die gegenwärtige Gesellschaft.

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