Babbscher hissen ihre Fahne vor dem Rathaus Obertshausens Magistrat beugt sich Macht der Narren

Nach der Übergabe der Stadtkasse und des Schlüssels führten die Obertshausener Hoheiten Eva-Lotta und Chris die Polonaise an, die bis in den Sitzungssaal des Rathauses führte. Foto: pro

Obertshausen (pro) - „Mit Helau aus dem Stau“ schlängelte sich am Samstag ein närrischer Lindwurm. „Die Elf Babbscher“ hatten zum Rathaussturm gerufen und mehrere hundert Bürger zogen vor die Verwaltungsburg, um Zeuge der Entmachtung von Bürgermeister Roger Winter und seines Magistrats zu werden. Schlagkräftige Unterstützung erfuhr der Karnevalsverein von Garden und Node-Babbschern aus den eigenen Reihen sowie von Regenten aus den Nachbarorten und den musizierenden Icebreakers der Stadtgarde Offenbach.

Die Ordnungspolizei machte den Fastnachtern den Weg frei. Der führte von der Sporthalle Rodaustraße über Bach-, Herrn- und Kurt-Schumacher- auf die Seligenstädter Straße und zum Rathaus. Auch das Wetter stand auf Seiten der Narren, Sonnenschein begleitete die Truppen. Und während die heimischen Hoheiten Leder-Baron Chris I. und Babbscher-Comtesse Eva-Lotta I. wie das Prinzenpaar von Lederanien staatsmännisch aus Cabriolets winkten, gingen die Kollegen aus Lämmerspiel zu Fuß.

 Reichlich Gebläse und Getrommel

Das wärmte im Takt der beiden Musikgruppen von innen. Sie verfügen über reichlich Gebläse und Getrommel, das bei den vielen Schaulustigen mächtig Eindruck hinterließ. Angriffslustig steuerten Chris und Eva-Lotta auf die Bühne zu, die dem fröhliche Fest erstmals eine neue Dimension verlieh. Der Auftrag des Babbscher-Duos war klar definiert: die Stadtkasse und den Schlüssel für den Verwaltungsbau den Politikern abzuluchsen.

Bürgermeister Roger Winter hatte sich mit den Stadträten Hildegard Knorr, Jürgen Weber, Georgios Kostas und Jürgen Krapp sowie Luis Galvez, der auch den Vereinsring vertrat, vor dem Rathaus-Eingang aufgebaut. „Ihr schon wieder, ich glaub’ es nicht! Diesmal geh’ ich härter mit euch ins Gericht!“, drohte der Rathauschef von der Rampe. „Zum dritten Mal versucht ihr hier die gleiche Nummer, reißt uns arme Beamte aus verdientem Schlummer“, schimpfte er und hoffte, „ihr macht nicht unseren ausgefeilten Finanzplan platt“.

„Wir machen alle Wege frei"

Der Baron erinnerte den „Edlen von grünem Geblüt“, was er „alles gesagt und dann schnell vergesse’“ habe, Cafe Omega und Schwimmteich gebe es immer noch nicht. „Den Teich wollt ihr doch selber errichten“, konterte der Winter. „Wir verteidigen unsere Stadt bis zur letzten Meile“. „Wir machen alle Wege frei mit lautem Helau“, kündigte der Baron an und schlug einen Radweg an der A3 vor. Damit gelang es ihm, den Gewählten zu erweichen: „Also, wenn ihr das schafft, könnte mer euch wirklich ins Rathaus rein lasse’.“ Doch, die Stadtkasse „muss in meinen fähigen Händen verbleiben, die hab’ ich gepflegt und so schön geschont!“.

„Die wahre Regierung sind Fraue’“, übernahm Eva-Lotta das Zepter, „die Stadtkass’ ist sicher in weibliche’ Hände’, so sicher wie einst vom Blüm eure Rente. Wer e’ schöne Frau will, der muss investieren!“. Diesen Argumenten gab sich der Bürgermeister schließlich geschlagen, die Narren zogen mit Polonaisen bis in den Sitzungssaal. In der hölzernen Schatztruhe fand die Comtesse allerdings nur Pfläumchen-Schnäppchen. Draußen auf den Brettern, die die Welt bedeuten, präsentierte Babbscher Sebastian Leinweber Tänzerinnen und einte die Herrscher der Umgebung.

Böllerschüsse und viel Helau

Vorsitzender Andreas Murmann erinnerte in seinem Protokoll an Attentate, Übergriffe und Unzulänglichkeiten im vergangenen Jahr: Während das Cafe im Bahnhof noch immer nicht fertig sei, müssen viele Kunden nach der Schließung von Drogerie und Lebensmittelmarkt jetzt noch weiter zum Einkaufen laufen. Dann wurden die Babbscher-Fahnen zu den gemeinsamen Klängen von Icebreaker und Node-Babbscher an der Schubertstraße gehisst. Der Glühwein am Stand des Vereinsrings war längst ausverkauft, Böllerschüsse und viel Helau erfüllten die kalte Luft. Anschließend feierten die Narren im Sporteck des Turnvereins Hausen (Herrnstraße) weiter.