Ferienspiele der Kinder- und Jugendförderung Pantomime fürs Selbstbewusstsein

Echte Manegenluft schnupperen Kinder und Jugendliche beim Ferienzirkus der städtischen Kinder- und Jugendförderung.

Obertshausen – Der Einmaster reckt sich im letzten Zipfel der Gemarkung in die Höhe. Von den S-Bahn-Gleisen nur durch einen Zaun getrennt, von den Sportplätzen durch einen Eichenhain und einen Graben, über den sie einen Steg gelegt haben.

Auf dem versteckten Platz im Sportzentrum reckt sich ein Zelt mit sonnengelben, orangefarbenen und roten Streifen in die Höhe, darunter tobt der „Circus KiJu“, benannt nach der Kinder- und Jugendförderung (KiJu) der Stadt Obertshausen, die nach zwei Jahren Zwangspause wieder in die Manege geladen hat.

Anthea bestreitet eine Solo-Nummer, konzentriert setzt sie den grasgrünen Hula-Hoop-Reifen auf ihre Hüfte, in jeder Hand hält sie einen Poi, Bälle an Gummizügen mit leichtem Tülltuch dran – nach Vorbild eines Spiels der neuseeländischen Maori.

Für einen Moment gelingt es der jungen Artistin, beide Geräte zu schwingen. Das Publikum auf den Bänken im Rund klatscht frenetisch.

Alle Zuschauer sind auch Artisten und so bejubeln sie sich bei ihren Auftritten gegenseitig.

Das Projekt mit Hagen Büchner von den Rolls-Toys aus Wiesbaden läuft wieder, aber eine Nummer kleiner. Statt der gewohnten Hundertschaft in der Mehrzweckhalle treffen sich in der Karwoche lediglich 30 Mädchen und Jungen im Freien.

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Und zur Abschlussfeier sind diesmal keine Eltern eingeladen, zu groß ist die Sorge vor dem Coronavirus. Vorteil dieses Programms: Der Jongleur und staatlich geprüfte Artist hat sein Zirkuszelt mitgebracht – das verbreitet richtige Manegenluft. Die haben die Neun- bis 14-Jährigen vom ersten Ferientag an geschnuppert: In Kleingruppen hat jeder und jede alle Disziplinen mal probiert, am Mittwoch haben sich die Mädchen und Jungen dann entschieden, mit welcher Nummer sie auftreten.

Zur Auswahl standen: Einen Witz vor Publikum erzählen, Teller auf Stäben drehen, über Scherben gehen, eine gymnastische Partnerakrobatik, auf dem großen Rola-Bola-Ball oder dem niedrigen Hochseil balancieren, Bälle, Tücher, Keulen, Ringe oder Pfauenfedern jonglieren, Seilspringen, Hula-Hoop-Reifen schwingen oder den Tigerkäfig ausmisten. Das ist nicht ganz wörtlich zu nehmen und meint eher das Aufräumen nach der Vorstellung.

Dem professionellen Leiter stehen sechs Betreuerinnen aus den Reihen der KiJu zur Seite, die auch eifrig an den Geräten trainieren. Bei der Premiere helfen sie den „Stars der Manege“, auf die eisernen Stelzen zu kommen, um so jonglierend unterm Zeltdach zu staksen. Zwischendurch haben die Talente Ballons modelliert, Poi gebastelt und Märchen in Pantomime dargestellt.

Das Rotkäppchen und den Wolf, aber auch Blumen und Bäume haben sie in Standbildern dargestellt, die Geschichte einstudiert. Das fördere das Selbstbewusstsein und die Fähigkeit, sich vor Publikum zu präsentieren, erläutert Zirkusdirektor Hagen. „Ihr habt das richtig gut gemacht“, lobt er nach der Show, „und ihr habt tolle Sachen gelernt“. Wichtig sei, dass es Spaß macht, betont er. Anerkennend überreichte er jeder Schülerin und jedem Schüler ein Diplom: „Damit könnt ihr in jedem Zirkus mitmachen.“

Von Michael Prochnow