Hermann-Hesse-Schule wird „Profilschule für Sporttalente“ Vielleicht schafft es einer zu Olympia

Förderer des Sports: Anja Bechtloff (Rektorin Waldschule, HHS-Sportkoordinator Sebastian Hix, Alexandra Hahn (Eichendorff-Schule), Michael Fischer (Leiter des Kickers-Nachwuchs-Leistungszentrums), Christian Siegel (Ressortleiter Sportstätten, Umwelt und Nachhaltigkeit im Deutschen Olympischen Sportbund), HHS-Direktor Ulrich Schmidt, Bürgermeister Manuel Friedrich und Gregor Bauer von der TGS-Tischtennisabteilung. Bild: prochnow

Obertshausen – Zwei Jungs federn in den Knien, der eine im knallroten Trikot mit dem TGS-Wappen, der andere mit dem TGO-Abzeichen auf grasgrünem Stoff. Das Tischtennisduo visiert den kleinen Ball beim Gegner auf der anderen Seite der Platte an.

Im Hintergrund üben Turnerinnen den Überschlag, im letzten Drittel der Halle stehen sich Mannschaften am Volleyballnetz gegenüber, vorne wird Tennis gespielt, im Hof Fußball. Es ist nicht zu übersehen: Die Hermann-Hesse-Schule (HHS) ist jetzt „Profilschule für Sporttalente”, also Partnerschule des Leistungssports, diese gibt es in Hessen seit 2017.

Dass alle Sportler gleichzeitig trainierten, war den Gästen geschuldet. Repräsentantinnen von Kultusministerium und Schulamt, Grundschulen und Vereinen, der Bürgermeister und der Direktor der ausgezeichneten Einrichtung feierten gestern Morgen mit den Sportklassen die Überreichung der Tafel mit dem Titel für die Schule. In der Sporthalle und unter freiem Himmel stellten Mädchen und Jungen der Klassen fünf, sechs und sieben ihre Disziplinen vor.

Sebastian Hix, Motor in Sachen Sportklassen, erinnerte an die Anfänge der Idee, die sein Kollege Anthony Hayes verwirklichte. 2018 hatte Simone Jentzsch von der Schulleitung das Konzept „mit viel Engagement und gutem Netzwerk zu den Vereinen” angepasst. Jetzt läuft dank Kooperationen mit örtlichen Sportvereinen Profiltraining mit externen Übungsleitern in Fuß-, Hand- und Volleyball, Leichtathletik, Tennis, Tischtennis und Tanzen.

Neben dem Breitensport fördere die Gesamtschule als Teil des regionalen Talentzentrums auch leistungsorientierte Gruppen, sagte Hix. „Setzt euch ruhig große Ziele”, ermutigte der Sportkoordinator die Schülerinnen und Schüler. „Arbeitet für euch, zeigt Einsatz, Ausdauer, Geduld und sucht Unterstützung. Und vor allem: Gebt niemals auf.“ Vielleicht schaffe es der eine oder die andere in die Bundesliga, zu Europameisterschaften oder gar zu den Olympischen Spielen.

Daniela Georgi, Leiterin des Referats Schulsport im Hessischen Kultusministerium, würdigte das „wahnsinnig große Engagement” der Hesse-Schule im Verbund mit der Carl-von-Weinberg-Schule in Frankfurt und der Albert-Schweitzer-Schule in Offenbach. Das Landesprogramm schaffe Rahmenbedingungen für die „bundesweit einmalige Talentförderung“.

Dabei geht es nicht nur um Fußball oder Turnen: „Sport treiben hat auch einen positiven Einfluss auf andere Fächer”, betonte Georgi. Damit die Talente dort nicht zurückfallen, werden wegen der Wettkämpfe am Wochenende montags keine Klassenarbeiten geschrieben. Förderlehrkräfte stehen bereit, wenn es doch mal in einem Fach hakt, und die Schulzeit könne „gestreckt”, also verlängert werden.

„So etwas prägt”, versicherte der ehemalige Hesse-Schüler Manuel Friedrich. Der Rathauschef diskutiere gerade mit den Stadtverordneten, wie das Sportangebot mit den Vereinen weiterentwickelt werden kann und wie es mit dem Sportzentrum weitergehe. Die Zusammenarbeit zwischen den Grundschulen soll gestärkt, Impulse für Vereine gegeben werden.

Susanne Meißner, Leiterin des Schulamts in Offenbach, war selbst als Sportlehrerin tätig, sieht die Hesse-Schule „künftig stärker gefragt von Schülern aus anderen Kommunen”. Direktor Ulrich Schmidt ist sich sicher, dass sein Haus den Spagat zwischen Gesamt- und Sportschule bewältigen werde. „Wir fördern junge Leute mit besonderen Talenten und Interessen, sind aber für alle da.“ Man werde „langfristig die Entwicklung der Schüler im Auge behalten”. Schmidt betonte, das Konzept sei von der HHS als „wichtiges Fundament” einstimmig verabschiedet worden und werde „von der gesamten Einrichtung getragen”.

Von Michael Prochnow