Klingt vielversprechend? Allerdings! Doch was steckt wirklich hinter dem Konzept des Unternehmens, das seit Anfang Mai den Parkplatz vor dem Klein-Auheimer Rewe Markt observiert?
Ein kleines Gedankenspiel: An einem Samstagnachmittag fahren Sie noch einmal schnell zur Klein-Auheimer „Shopping Meile“, um letzte wenige Einkäufe für das Sonntagsessen zu besorgen, die sie aus Leichtsinn am Tag zuvor vergessen hatten. Sie finden bequem einen günstigen Parkplatz, hasten kurzerhand in den Rewe, schnappen sich eine Packung Tomaten, den benötigten Soßenbinder und treffen gute 20 Minuten später wieder an Ihrem Auto an.
Plötzlich fällt ihnen etwas auf: In der Eile haben Sie doch glatt vergessen, ihre Parkscheibe einzulegen und der kleine Zettel, der zwischen ihren Scheibenwischern eingeklemmt im Wind flattert, verhängt ihnen ein saftiges Bußgeld von 24,90 Euro.
Sie sind verärgert, und während Sie diesen Text hier in diesem Moment lesen, bemerken Sie vielleicht, dass diese gedankliche Situation ihnen sehr realitätsgetreu eventuell vor einigen Wochen oder Monaten in ähnlicher Weise widerfahren ist. Dem einen oder anderen stellen sich prompt einige Fragen: Ist „Fair Parken GmbH“ ein rein kommerzielles Unternehmen, das nur an finanziellem Ertrag zum Nachteil der parkenden Autofahrer interessiert ist und wer hat das Ganze initiiert?
Nach einem allgemeinen Aufruf nach persönlichen lokalen Erfahrungen mit „Fair Parken“ in der Heimatpost erreichten unsere Redaktion gehäufte negative Rückmeldungen von verärgerten Kunden, die nach nur sehr kurzer Parkdauer die böse „Überraschung“ im Wert von 24,90 Euro an ihrer Windschutzscheibe vorfanden.
„Ich finde es sehr befremdlich, dass meine Frau für maximal 25 Minuten Parken eine Strafe in solch einer unangemessenen Höhe zu begleichen hat“, schrieb beispielsweise Christian Engelhaupt, und ergänzt: „Diese Strafe halte ich für unangemessen, denn selbst in öffentlichen Bereichen liegen Parkverstöße unter den hier geforderten Beträgen.“
Weitere Betroffene erhielten den Bußgeldbescheid gar aufgrund von „Parken auf nicht gekennzeichneter Parkfläche“, wie beispielsweise Brigitte Jung, die aufgrund einer Gehbehinderung auf einem freien Platz vor der Praxis eines HNO-Arztes geparkt hatte. Was früher kein Problem war, wurde ihr jetzt zum Verhängnis: „Was ich von der Parkplatzüberwachungsfirma unverschämt finde, ist die Tatsache, dass direkt vor der Arztpraxis freier Platz ist, der weder als Parkplatz ausgewiesen noch durch ein Halteverbot gekennzeichnet ist. Für Gehbehinderte wäre dies ein idealer Parkplatz, der hier aber nur als freie Fläche der Abzocke dient. „, schrieb die Klein-Auheimerin.
Eine andere Kundin beschwert sich „Es ist einfach nur lästig. Ich meine klar, man gewöhnt sich daran, aber man vergisst es einfach schnell, da man es nicht gewohnt ist.“ Aussagen wie „Ein Privatparkplatz und eine Firma, die sich dadurch das Geld in die Tasche steckt, reine Abzocke.“ oder „Vielleicht weiche ich bald einfach auf andere Märkte aus, bei denen es keine Privatparkplätze gibt, wie zum Beispiel das Rondo in Steinheim, da habe ich die gleiche Auswahl und keinen Ärger.“ kriegt man bei dieser Thematik des Öfteren zu hören.
Doch ist das nicht geschäftsschädigend?
Die Meinungen sind allerdings durchaus gespalten: „Ich verstehe nicht, warum alle aus dieser Abzocke so ein Drama machen. Wenn man daran denkt, seine Parkscheibe einzulegen, bekommt man auch keine Strafe. Ich finde das nicht schlimm, wenn ich in der Stadt parke brauche ich ja auch eine Parkscheibe und es ist überall gekennzeichnet, wer sie folglich vergisst, ist selbst schuld. Es ist letztlich doch nur ein kleiner Handgriff, deshalb gehe ich doch nicht woanders einkaufen.“, entgegnet eine weitere Kundin, die ihr Auto auf dem besagten Parkplatz geparkt hat.
Doch erscheint das Konzept von „Fair Parken“ vielleicht nur auf den ersten, oberflächlichen Blick als Abzocke und hat das Unternehmen nicht doch die ehrliche Absicht „Fremdparken zu verhindern und ein entspanntes Parkerlebnis für Kunden, Besucher und Patienten zu gewährleisten“, und das mit dem „grundsätzlichem Ziel eines positiven Lerneffektes“, wie auf der offiziellen Website beschrieben?
Gehen wir für die Antwort auf diese Frage noch einmal zurück zu unserem kleinen gedanklichen Experiment: Wie Sie sich vielleicht erinnern, war es Samstagnachmittag und Sie fanden bequem einen günstigen Parkplatz.
Doch Moment- erscheint Ihnen das nicht ein wenig paradox in Anbetracht der Tatsache, dass an einem Samstagnachmittag auf dem Parkplatz vor dem Klein-Auheimer Rewe-Markt an der Geleitstraße normalerweise unzählige Autos stehen und es gar unmöglich war, überhaupt einen freien Platz zu ergattern? Haben Sie schon mal einen Gedanken daran verschwendet, dass dieser Sachverhalt möglicherweise auf die neue Parkplatzregelung des Konzerns „Fair Parken“ zurückzuführen ist?
An dieser Stelle wäre es wichtig zu klären, wie signifikant diese vermeintliche Zunahme an freien Parkmöglichkeiten denn wirklich ist und ob das neue Konzept den Geschäftsinhabern und Kunden des Ladenkomplexes nicht vielmehr sogar zu Gute kommt als die Intention einer vermeintlichen Abzocke zu vertreten?
„Für uns ist es viel geschäftsschädigender wenn uns die Ladenparkplätze von Dauerparkern weggenommen werden. Vorher war die Parkplatzsituation einfach nur unzumutbar, Kunden parkten teilweise direkt vor unserem Ladeneingang und wir Mitarbeiter mussten aufgrund des Parkplatzmangels hinter dem Gebäude parken, doch auch dort war alles zugeparkt.“, meldeten sich Christine Jahn und Nadine Klein von „Blütenzauber“ zu Wort.
„Der Parkplatz war teilweise voll, die Läden jedoch leer. Andere Berufstätige bildeten Fahrgemeinschaften und ließen dann allesamt ihre Autos den Tag über stehen, Jugendliche parkten und hielten ganze Grillfeten ab, deren Dreck wir dann entsorgen mussten. Das gibt es jetzt so nicht mehr. Man muss in der Hinsicht an uns kleinere Läden denken, denn Lebensmittel braucht jeder, doch für uns bedeuten schlechte Parkmöglichkeiten ganz klar den Verlust potentieller Kunden.“
Auch Ramon Lopez aus dem Elektro-Service-Shop äußerte sich diesbezüglich positiv: „Ich habe schon öfter mit den Leuten von „Fair Parken“ gesprochen, sie sind wirklich kulant. Es geht nur darum, Dauerparker fernzuhalten und den Geschäften ihre Parkplätze sicherzustellen, die Kontrolleure rennen nicht prompt zu jedem gerade abgestellten Auto und heften einen Zettel daran.“
„Vielmehr erinnern die Mitarbeiter von „Fair Parken“ die Kunden noch an die Parkscheibe und zu Beginn gab es sogar eine Art Probezeit, in der nur eine solche und ein Hinweis auf die kommende Regelung an den Autos fixiert wurde. Wenn man einen Strafzettel erhält und durch beispielsweise einen Kassenbon den Aufenthalt in einem Geschäft nachweisen kann, lässt sich die Strafe mit einem Anruf ganz problemlos stornieren - das ist wirklich fair.“, betonten Christine Jahn und Nadine Klein erneut.
Doch entgegen dieser positiven Reaktionen zeigen insbesondere die Angestellten des Rewe-Marktes wenig Begeisterung über das neue System: „Mehrmals am Tag stürmen hier verärgerte Kunden herein, die uns manchmal sogar beleidigen, und behaupten, wir hätten damit etwas zu tun, dabei stimmt das alles gar nicht.“, erwähnt Frau Dorn.
Wie „Fair Parken“ auch online betont, ist es wichtig zu bedenken, dass die Parkplätze, mit denen die Gesellschaft beauftragt wurde, Privatbesitz und kein öffentlicher Raum sind.
Somit hat, entgegen vieler Vermutungen von verärgerten Kunden, laut einigen Mitarbeitern des Rewe-Marktes auch dieser selbst nichts mit der Initiierung dieses Konzeptes zu tun. Anja Krauskopf, Pressesprecherin der „Rewe Group“ bestätigte, dass der Vermieter des Gebäudekomplexes die Parkraumüberwachungsfirma beauftragt hat.
Hinzukommend akzentuiert „Fair Parken“ auf der offiziellen Website mehrfach, dass die GmbH betroffene Besucher nicht mit unverhältnismäßigen Maßnahmen abschrecken möchte, daher die jeweilige Parkfläche deutlich sichtbar mit den geltenden Allgemeinen Geschäftsbedingungen beschildert und die Parkflächen ausnahmslos durch Festangestellte betreut werden, die keinesfalls eine Provisionszahlung für ausgestellte Vertragsstrafen erhalten. Ob „Fair Parken“ nun wirklich fair ist, kann letztlich wohl nur jeder Ladenbesitzer und Autofahrer für sich entscheiden - eine allgemeine, pauschale Feststellung bleibt hier ganz klar aus - jedoch wartet unsere Redaktion momentan gespannt auf eine offizielle Stellungnahme des Konzerns „Fair Parken GmbH“.
Dazu: Angemerkt