Kreppelkaffee: Ohne Männer feiern Frauen anders 1000 Frauen im Schunkel-Dschungel

Im Kosmetikstudio: Anja Werner (links) kann kaum das Lachen unterdrücken, als Bettina Hartmann (r.) loslegt. Bild: -

Nieder-Roden – Elf Nummern und ein Finale, mehr darf’s nicht sein: Mit einem runden und bunten Programm begeisterten die Nieder-Röder Kreppelfrauen ihr gut gelauntes Publikum. Knapp 1000 Frauen amüsierten sich an drei Tagen im Bürgerhaus, das als Dschungel dekoriert war. Die Akteurinnen hielten ihr selbst gesetztes Zeitlimit ein: Vor Mitternacht war Schluss. „Es war unglaublich“, freut sich eine Mitwirkende, „die Stimmung war grandios von Anfang bis Ende. Man kam aus dem Lachen kaum heraus.“

Seit mehr als 70 Jahren gibt es die Fastnacht von Frauen für Frauen in Nieder-Roden. Der Kreppelkaffee glänzt mit opulenten Kostümen und mit einer eigenen Themenwahl. Auch das Publikum ist etwas ganz Besonderes: Von der ersten Minute an sind die Frauen gut gelaunt, humoristische Aufwärmübungen sind nicht nötig. Und in der Pause ist es sehr wahrscheinlich, dass sich eine spontane Polonaise bildet.

Orchideenblüten und bunte Vögel zieren den Kopfschmuck der Elferfrauen, Palmwedel und Ranken zieren ihre Röcke. Das Dschungel-Motto bietet nicht die Vorlage für eine eindrucksvolle Bühnen-Deko (Yvonne Rebmann), sondern auch Motive für Tänze und andere Vorträge. Das Dschungelcamp darf da nicht fehlen. Lokalkolorit gibt es bei der Ekelprüfung (Kreppel mit Handkäs’-Füllung) und bei der Mutprobe – einer Expedition von der Ortsgrenze Nieder-Rodens in die „verbotene Stadt“ Dudenhofen. Eine Tanzgruppe entführt die Zuschauerinnen in das Reich der Maya und der Inka. Die Kreppelmädels schweben als leuchtende Schmetterlinge durch den Urwald, bevor sie sich verwandeln und einen Hit aus dem Barbie-Film im Showtanz interpretieren.

Mit spitzer Feder beleuchtet Alisa Rebmann--Müller das Lokal-, Politik- und Weltgeschehen. Sie beherrscht die hohe Schule des Protokolls: kurzweilig und nie belehrend. Viel Applaus für ihre Büttenreden erhalten auch Neu-Motorradfahrerin Helene Wenger und Britta Kockmann in Kölner Mundart.

Elke Spahn erzählt eine turbulente Familiengeschichte rund ums Weihnachtsfest: „Comedy im Fernsehen kann meiner Familie nicht das Wasser reichen.“ Die Lacher zeigen: Viele Frauen im Saal haben schon ähnliche Situationen erlebt. Das gilt auch für das Zwiegespräch von Laura Rau und Daniela Felgenhauser. Ihr Thema ist „das Mysterium Mann, das man nicht immer verstehen und ertragen kann“.

Am schönsten ist es, wenn die Leute auf der Bühne über ihre eigenen Pointen lachen. So geht es Anja Werner und Bettina Hartmann als „Magreda und Sannsche“. Sie spielen zwei ältere Damen, die mit mäßiger Intelligenz bestückt sind. Ihre jüngste Episode spielt im Kosmetikstudio. Einige Stellen sind so komisch, dass sich einige Elferfrauen kringelig lachen. Auch Anja Werner muss an sich halten, um nicht in Gelächter auszubrechen.

Nicht nur Lachen steckt an, sondern auch Musik. Begeistert singen die Frauen im Saal jede bekannte Melodie mit. Anlässe dazu gibt es genug, zum Beispiel im Musikquiz. Preisfrage: Was bedeutet „wiederholtes Grapschen ohne Folgen“? Richtig: „Tausendmal berührt, tausendmal ist nichts passiert.“

Weniger bekannt, aber umso humorvoller sind die Lieder von Alisa Rebmann-Müller und Melanie Wörner-Förtig als Duo „Kreppelwoices“. Ihr Thema sind Frauen im mittleren Alter – zu alt fürs Jugendstrafrecht und zu jung für Hautstraffung. Kostprobe: „Spieglein, Spieglein an der Wand, was zur Hölle ist passiert?“ Die Zuhörerinnen applaudieren stehend. Die beiden Sängerinnen haben auch den passenden Trinkspruch dabei: „Wir pfeifen auf Äußerlichkeiten und genießen das Leben.“ Schöner kann ein Fastnachtsmotto kaum sein.

Von Ekkehard Wolf

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