Rodgau und Rödermark kommen mit Wässern nicht nach Pflanzen und Tiere leiden unter der Hitze

Der Kreis Offenbach leidet unter der Hitze und der Trockenheit. Die Pflanzen auf öffentlichen Grünflächen ächzen ob der hohen Temperaturen. Theo Fecher gehört zu den Bürgern in Rodgau und in Rödermark, die seit vielen Jahren Blumenbeete entlang der Straße gießen. Foto: Pulwey

Rodgau/Rödermark (pul) – Die Hitze und die Trockenheit haben den Kreis Offenbach fest im Griff. Selbst wenn in den letzten Wochen dann und wann Gewitter vorhergesagt waren, kamen in Rodgau und Rödermark meist kaum nennenswerte Niederschlagsmengen zustande.

Bestenfalls segneten die Wolken den Boden mit einem Schauer, der lediglich dem Rasen genügte. So appelliert die Stadt Rödermark an die Bürger, die Straßenbäume zu gießen. Alle zwei Tage würden zwei bis drei Gießkannen pro Baum genügen. Die Stadt Rödermark selbst bleibt natürlich nicht untätig. Zusätzlich zur beauftragten Fremdfirma sind zwei städtische Mitarbeiter mit zwei Tankfahrzeugen täglich unterwegs. Das größere fasst 5.000 Liter. Gegossen werden nur die jüngeren Bäume, deren Wurzeln noch nicht weit in die Tiefe reichen.

300 LIter Wasser pro Baum

So agiert auch die Stadt Rodgau. Grundsätzlich werden die in den letzten drei Jahren angelegte Pflanzungen gegossen. Altbestände wässert die Stadt Rodgau nicht, „dies bedingt sich aus den circa benötigten 300 Litern Wasser pro Baum und pro Gießvorgang“, so die Stadt. Auch in Rodgau bittet Bürgermeister Jürgen Hoffmann die Bürger, Bäume vor ihrem Haus mit Wasser zu versorgen. In Rodgau gibt es etwa 530.000 qm Grünfläche im innerstädtischen Bereich. Mit der Wässerung sind Mitarbeiter des Bauhofs als auch Fremdfirmen beauftragt.

Es fehlen Laichgewässer

Aus Sicht des Naturschutzbundes (Nabu) leidet die Natur sehr. Dr. Rüdiger Werner aus Rödermark betont als stellvertretender Kreisvorsitzender des Nabu: „Für die Amphibien ist es ein sehr schweres Jahr, viele Arten bevorzugen für den Laich flache Gewässer, diese trockneten im April und Mai aus. Auch die Schwalben hatten Probleme, aufgrund der Trockenheit konnten sie kaum Baumaterial für die Nester finden“. Große Rückschläge gibt es bei den Nabu-Ortsgruppen, die sich um die Neuanlage von Streuobstwiesen kümmern. Schon bei normaler Witterung müssen Jungbäume über Jahre hinweg gewässert werden, so Dr. Werner. „Wäre der Winter ebenfalls trocken gewesen, würden Bäume reihenweise eingehen, und die Flora hätte starke Verluste hinnehmen müssen“.

Die aktuelle Trockenheit würde sich noch viel intensiver auf die Vegetation auswirken, wäre da nicht der verregnete Winter gewesen. Die überdurchschnittlichen Niederschläge von November bis Januar, die auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) bestätigt, drangen bis zu Pflanzenwurzeln in einigen Metern Tiefe vor. Somit war zunächst genug Wasser im Boden für die darauf folgenden Wochen.

Seit dem Winter blieb aber laut DWD das Niederschlagssoll um 70 Prozent zurück.Selbst wenn jetzt lang anhaltend Wasser vom Himmel fiel, bis es zu den Wurzeln durchdringt, dauert es seine Zeit. Und die inzwischen stark geschädigten Futterpflanzen auf den Feldern für das Vieh der Landwirte würden für die Erholung sehr lange brauchen.

Bis Regen von heute letztendlich ganz unten im Grundwasser ankommt, das dauert laut dem Zweckverband Wasserversorgung Offenbach im Durchschnitt 20 Jahre. Abhängig ist die Zeitspanne von Faktoren wie der Bepflanzung der Oberfläche, den Bodenschichten, der Wasserdurchdringung des Bodens sowie der Tiefe, in der sich das Grundwasser befindet. „Verschärft hat sich die Situation seit April und Mai mit den zusätzlich ungewöhnlich hohen Temperaturen“, gibt die DWD-Pressestelle bekannt. Um vergleichbare Verhältnisse in den Aufzeichnungen zu finden, müssen die Fachleute bis ins Jahr 1976 zurückgehen.