Menschen mit psychischen Problemen finden Verständnis bei anderen Betroffenen Spaziergänge verhindern Rutsch in die Isolation

Alle 14 Tage treffen sich die Sozialarbeiterinnen Dorothee Eitel und Stefanie Behnecke zum Spaziergang. Menschen mit psychischen Problemen wird auf diese Weise geholfen, nicht in die Isolation abzurutschen. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Es ist eine Handvoll Erwachsene, die mit der Sozialarbeiterin Dorothee Eitel über die Felder spazieren. Die Zahl der Teilnehmer variiert, mal nehmen drei Rodgauer teil, mal sind es zehn. Beim aktuellen Termin wird Dorothee Eitel von ihrer Kollegin Stefanie Behnecke unterstützt. Die Diplom-Sozialarbeiterin ist normalerweise für den Bereich Mühlheim zuständig. Da dort der Spaziergang ins Wasser gefallen ist, nutzt sie die Zeit, die Rodgauer Gruppe kennen zu lernen.

Dorothee Eitel und Stefanie Behnecke sind angestellt beim Sozialpsychiatrischen Dienst des Kreises Offenbach. Seit August 2013 (in Mühlheim seit April 2017) bieten die beiden einen alle 14 Tage statt findenden Spaziergang an, der sich an Menschen mit psychischen Problemen richtet.

„Die Spaziergänge sind mir sehr wichtig“, sagt eine Teilnehmerin, „es lässt sich beim Gehen viel leichter reden als in einer Gruppe oder in einem Stuhlkreis“.

„Wir haben nun mal alle psychische Probleme“, ergänzt ein weiterer Spaziergänger, aber beim Gang durch die Natur bilden sich ganz andere Gedanken, der Blick schweift über die sich verändernde Natur und neue Bekannte lassen sich in der Gruppe immer finden. Die Betroffenen leben teilweise allein, teilweise sind sie in Partnerschaften oder leben mit ihren Familien unter einem Dach. Bewegung ist gut, betont Dorothee Eitel. Es kommen dabei neue Ideen, besonders bei Menschen, die häufig ins Grübeln geraten. Bei jeder Depressionsbehandlung sind Tageslicht, Sonnenlicht und Bewegung wichtige Eckpfeiler. Dazu reicht zwar ein Spaziergang nicht aus, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Bei Krankheiten dieser Art geraten die Betroffenen leicht in die Isolation.

Und noch einen großen Vorteil haben die einstündigen Wanderungen: Die Menschen fühlen sich zusammengehörig, haben Verständnis für die Probleme des Anderen und ernten beim Ausdrücken der Gefühle kein desinteressiertes Jaja.

Der Kreis der Spaziergänger bildet sich aus den Beratungen heraus, die zu Dorothee Eitels Aufgaben gehören. Dort ist sie Ansprechpartnerin für Menschen, die sich die Sorgen von der Seele reden wollen oder Hilfe in Fragen der Existenzsicherung brauchen.

„Natürlich ist der Spaziergang nur ein sehr kleiner Baustein in der Betreuung“, betont Dorothee Eitel. Aber Spazierengehen bedeutet, in Bewegung sein, sich in Fluss halten, Natur erleben, Wind und Wetter erleben, Sinneserfahrungen machen, Gemeinsamkeit erfahren, Tageslicht aufnehmen, Erfolg haben und dies alles ohne Leistungsanspruch.

Außerdem kommen die Synapsen im Gehirn in Bewegung, es bilden sich neue Denkmuster.

Mit langsamen Schritten schreitet die Gruppe voran. „Hier ist die Stelle, an der es so gut riecht“, weist Dorothee Eitel auf den Duft der Waldkiefern hin. Alle bleiben stehen und genießen den Moment. Die Natur bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Entspannung.

Wer sich von dem Angebot angesprochen fühlt und die Schönheiten des Waldes mit Anderen genießen möchte, meldet sich beim Sozialpsychiatrischen Dienst unter Telefon 06074 818063792.