Das tragische Schicksal eines Sportidols Erinnerung an Helene Mayer in der Schillerschule

Waldemar Krug vom Fechtclub Offenbach 1863, erinnerte an das bewegte Leben der Sportlerin. Foto: Schieder

Sachsenhausen (ms) – In einer Veranstaltungsreihe begibt sich der Sportkreis Frankfurt in diesem Jahr auf die „Spuren des Sports in Frankfurt“. Im Mittelpunkt stehen dabei die olympischen Sommerspiele 1936, dieser grandiosen und zweifelhaften Inszenierung der NS-Propaganda. Besonders berücksichtigt werden dabei jüdische oder auch als Juden eingestufte Sportler.

Im Rahmen der fünf Veranstaltung war der Abend der Fechterin Helene Mayer gewidmet. Erinnert wurde an die Offenbacherin, die für den Fechtclub Offenbach antrat, in der Aula der Schillerschule, auf der sie ihr Abitur machte. Einblicke in ihren Lebenslauf gab Waldemar Krug vom Fechtclub Offenbach von 1863. Helene Mayer war in den 1930er Jahren ein Idol in Deutschland und hatte sich für die olympischen Spiele 1936 in Frankfurt eingesetzt.

Geboren wurde sie am 20. Dezember 1910 in Offenbach als Tochter des jüdischen Arztes Dr. Ludwig Mayer. Alle Kinder des Ehepaars, das sich beim Studium kennengelernt hatte, wurden sportlich erzogen. Helene, die „blonde Hee“, tanzte und begann mit acht Jahren das Fechten. Außerdem beherrschte sie Schwimmen, Reiten und Skifahren.

Alfred-Hutton-Pokal

Beim Fechten bekam sie Kontakt mit dem Fechtmeister Arturo Gazzera, der im Fechtclub als Trainer arbeitete. Helene wurde eine begeisterte Fechterin. 1923 wurde sie deutsche Jugendmeisterin, 1924 deutsche Meisterin und von 1925 bis 1930 ununterbrochen deutsche Meisterin. 1927 gewann sie den Alfred-Hutton-Pokal, der neun Jahre lang nur von Engländern gewonnen wurde.

1929 nahm sie in Amsterdam an den olympischen Spielen teil und gewann mit 17 Jahren die Goldmedaille im Florettfechten. Auf die Schillerschule ging sie, weil zum einen die Familie nahe der Straßenbahnlinie nach Frankfurt wohnte und die Schillerschule ihr die Zeit für ihren Sport einräumte. Vom Gewinn des Hutton-Pokale war nicht nur ihre Klasse begeistert sondern auch der Direktor Dr. Bojunga. Am 13. Oktober 1928 wurden sie vom Reichspräsidenten Hindenburg empfangen.

Goldmedaille und fünfter Platz bei Olympischen Spielen

Nach dem Abitur 1930 begann sie ein Studium des internationalen Rechts und Sprachen, denn sie wollte in den diplomatischen Dienst. Es folgte ein Semester in Paris an der Sorbonne. Sie gewann die Europameisterschaften 1929 und 1931, das Jahr in dem ihr Vater starb. Der deutsche akademische Auslandsdienst vermittelte ihr ein Stipendium am „Scripps College“ in Amerika.

Bei den olympischen Spielen in Los Angeles erreichte sie „nur“ den fünften Platz. Die Nachricht vom Tod eines Freundes hatte sie schwer erschüttert. Da sie als Halbjüdin galt, wurde ihr das Auslandstipendium entzogen. Trotzdem blieb sie in Amerika am „Scripps College“ und nahm eine Stelle als Lehrerin im „Mills College“ an. Sie nahm eine Einladung zu den Spielen 1936 an, weil sie die Zusicherung bekam als „Reichsbürgerin“ nach Deutschland zu kommen. Sie gewann die Silbermedaille und 1937 den Weltmeister-Titel in Paris.

Dann ging sie wieder nach Amerika, wo das Heimweh sie plagte. Trotzdem wurde sie 1940 amerikanische Staatsbürgerin und Professorin am „Mills College“. 1948 besuchte sie zum ersten Mal wieder ihre Familie in Deutschland und lernte ihren Ehemann Erwin Falkner zu Sonnenberg kenne, den sie 1952 nach ihrer endgültigen Rückkehr heiratete. Doch der Brustkrebs, der bereits in Amerika ausgebrochen war, setzte ihrem Leben am 15. Oktober 1953 ein Ende. Die letzte Veranstaltung der Reihe findet am Mittwoche, 2. November, im Eintracht Museum (Commerzbank-Arena) um 18.30 Uhr statt und beschäftigt sich mit „Ausgrenzung und Selbstbehauptung des jüdischen Sports in Frankfurt“.

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