Jugendliche verschönern Werbeflächen Kunst auf Litfaßsäulen

Dietzenbacher Power: Namen von Sportstars mit Bezug zur Kreisstadt Dietzenbach zieren die Säule.

Dietzenbach – Sie sind heruntergekommen, werden kaum noch genutzt und verschandeln nach Meinung vieler Menschen das Stadtbild: 14 Litfaßsäulen fristen in Dietzenbach ein trauriges Dasein, nun sollen sie künstlerisch genutzt werden und das Stadtbild verschönern.

Knapp 150 Jahre lang wurden die nach einem Berliner Drucker genannten Säulen als öffentliche Werbefläche genutzt, im digitalen Zeitalter haben sie zusehends ausgedient. Erst vor knapp einem halben Jahr hatte eine Leserin im Zusammenhang mit der Kummerkasten-Aktion unserer Redaktion darauf hingewiesen, dass die Litfaßsäulen in der Stadt „schrecklich“ aussähen und „kein schöner Anblick“ seien. Doch das soll sich nun ändern, denn die Stadt will die Säulen „langlebig, vielseitig und künstlerisch“ neu gestalten lassen. „Verschiedene Ideen und Interessenten gibt es bereits“, kündigt Bürgermeister Dieter Lang an. So wurden die ersten Säulen bereits von Dietzenbacher Jugendlichen verschönert: In einem Workshop des Jugendbeirats entwickelten sie Ideen und erarbeiteten Entwürfe, sechs Mädchen besprühen vier der Betonsäulen nun mit bunten Graffiti. So lautet das Thema der Säule vor dem Rathaus-Center an der Rakovnikpassage „Dietzenbacher Power“, es soll Sportler mit Bezug zur Stadt in den Fokus rücken. Anstatt zerfetzter Plakate zieren nun die Namen von vier Sportstars die Säule: Aziz Bouhaddouz, der beim FC Dietzenbach zu kicken begann und es bis in die marokkanische Fußballnationalmannschaft schaffte. Cornelia Hanisch, die im Fechten mehrfach Weltmeisterin wurde und bei den Olympischen Spielen in Los Angeles Gold und Silber gewann. Die als „Lucky Luck“ bekannte Dartspielerin Stefanie Lück, die mehrfach den Deutschen Titel gewann und an Weltmeisterschaften teilnahm. Und Monika Staab, die deutsche Fußballerin und Trainerin, die mit vier Meistertiteln, fünf Pokalsiegen und einem Europapokalgewinn zu den erfolgreichsten Trainerinnen der Welt gehört. Künstlerisch angeleitet wurden die Jugendlichen dabei von den Graffiti-Künstlern Gündem Gözpinar und Balázs Vesszösi.

„Bei 35 Grad haben die Mädchen mit großem Einsatz Kunst im öffentlichen Raum gestaltet und einen farbenfrohen Blickfang in der Grünachse erschaffen“, lobte der Bürgermeister das Werk. Er wolle möglichst vielen Akteuren der Stadt die Möglichkeit einräumen, Kunst an den Litfaßsäulen zu veröffentlichen. Die nächste Verschönerung ist auf der Säule am Masayaplatz geplant, die Kosten für Reinigung und Vorbereitung übernimmt die Stadt. Die Workshops und Aktionstage werden aus Fördermitteln der lokalen Partnerschaft für Demokratie (PfD) im Zusammenhang mit dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ finanziert. Michael Becker von der Koordinierungs- und Fachstelle der PfD beim Awo-Kreisverband plant die Gestaltung der restlichen zehn Säulen und führt Gespräche mit Vereinen und Schulen, die Interesse signalisiert haben. „Die nächsten Säulen werden dann im Rahmen eines Sommerferienprojekts gestaltet“, kündigt er an.
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