Wirtschaft mit diesem Namen gab es bereits 1641 Gasthaus „Zum Hirsch“ unter Denkmalschutz

Eugen Müller (links), Vorsitzender des Bürgervereins Oberrad, und Guido Neumann (rechts), Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Oberrad, mit einem Bembel des Gasthauses „Zum Hirsch“. Sie beide haben viel dafür getan, dass das Haus nun innen und außen unter Denkmalschutz steht. Foto: Schieder

Oberrad (ms) – Es steht nun fest, dass das historische Gasthaus „Zum Hirsch“ sowohl von außen wie von innen unter Denkmalschutz steht. Das Gebäude ist 300 Jahre alt. Zu diesem Ergebnis haben Guido Neumann, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Oberrad, und Eugen Müller, Vorsitzender des Bürgervereins Oberrad, Erhebliches beigetragen. Dazu haben sie umfangreich recherchiert.

Der „Hirsch“ wurde 1708 aufgebaut, nachdem das Vorgängergebäude den französischen Soldaten im Jahr 1688/89 zum Opfer gefallen war, die Frankfurt und Umgebung überfallen hatten. Auskunft über die Geschichte des „Hirsch“ gibt eine Chronik zum 275-jährigen Bestehen des Gasthauses, die 1983 von der Wirtsfamilie Herbert herausgegeben wurde. Das Gasthaus ist seit 1708 ein beliebtes Ausflugsziel der Frankfurter, so steht es in der Ortschronik. Wohlhabende Frankfurter Familien hatten einen Sommersitz in Oberrad. Sie besuchten den „Hirsch“ „um alda jene Sinnen- und gemütsfreundliche Wonne“ zu erleben, die ihnen die Stadt nicht bot.

Auch der Ebbelwoi, der in Oberrad gekeltert wird, erfreute sich großer Beliebtheit. Das Lieblingsgetränk der Oberräder Gärtner verdrängte bald sowohl Wein als auch Bier. In dem Gasthaus hatten auch viele Oberräder Vereine ihren Stammtisch. Dazu gehörten auch der Männerchor und der Taubenzüchterverein. Die Gastfreundschaft hat im „Hirsch“ eine lange Tradition und lässt auch Fremde in gemütlichen Runden beieinandersitzen. Die Speisekarte lud zum Schmausen ein von frischzubereiteten Speisen wie Salatplatten, selbst gemachten Klößen und Leberknödeln. Das Lokal verfügt über 100 Sitzplätze in zwei Gasträumen sowie ein Kolleg für Vereine und einen gemütlichen Garten mit ebenfalls 100 Plätzen. Im historischen Gewölbekeller haben 50 große 1200 Liter fassende Holzfässer Platz.

Gastgarten im Zweiten Weltkrieg zerstört 

Im Zweiten Weltkrieg war insbesondere der Gastgarten völlig zerstört, wurde aber neu errichtet. Im Auftrag der Henninger Bräu erstellte das Ingenieurbüro Bolle und Partner eine Fachwerk-Thermografie des Gasthauses. Dabei wurden zwei Fassaden thermografisch erfasst. So wurde festgestellt, dass das Eckgebäude ein Fachwerkgeschoss über einem massiven Erdgeschoss hat. Das ursprüngliche Gebäude besteht aus einem regionaltypischen, barocken Schmuckfachwerk. Innen liegt das Fachwerk im älteren Gebäudeteil frei. Die Tatsache, dass es sich 1708 um einen Wiederaufbau handelte, ließ Guido Neumann keine Ruhe. Er forschte in den alten Kirchenbüchern der Erlöser-Gemeinde nach, um nach Nennungen des „Gasthaus zum Hirsch“ schon in früherer Zeit zu finden.

Die Älteste stammt aus 1641, als Nicolaus Hauck bei der Taufe seiner Tochter als „Hirschwirt“ bezeichnet wurde. 1670 erfolgte dann der Eintrag der Heirat von Johann Daubner, der als Schneider und Gasthalter im Hirsch bezeichnet wurde, mit Margaretha Lauf. Johann Michael Jäger wird 1679 und 1680 bei der Geburt zweier Kinder als Wirt im „Einhorn“ genannt und 1684 bei der Geburt seines Sohnes als Wirt im „Hirsch“ bezeichnet. 1696 wird Johann Peter May als „Gasthalter zum goldenen Hirsch“ und Johann Jacob Schäfer „Hirschwirt“ genannt. Er habe vermutlich 1708 das Gasthaus wieder aufgebaut. Sein Schwiegersohn Johann Leonhard Müller übernahm das Lokal und starb 1772 im Alter von 78 Jahren.