Wechsel im Pfarramt in Dreikönig Sinning geht in Ruhestand

Johanna Bergner wurde am dritten Advent ordiniert. Bild: ERV/p

Sachsenhausen (red) – So ein Abschied geschieht in Etappen, doch am zweiten Advent wechselte Thomas Sinning, Pfarrer der Evangelischen Dreikönigsgemeinde, nach 33 Jahren in Sachsenhausen definitiv in den Ruhestand. Er wurde in einem festlichen Kantatengottesdienst von Propst Oliver Albrecht in den Ruhestand versetzt. Selbst der ökumenische „Lebendige Adventskalender“ im Stadtteil nahm an dem Tag Bezug auf Sinning – an der Bergkirche gab es noch mal ein Stelldichein im Kerzenschein.

Für Sinning schließt sich ein Kreis: Am zweiten Advent 1990 hielt er in der Bergkirche am Sachsenhäuser Landwehrweg als frisch gewählter Pfarrer der Berggemeinde seinen ersten Gottesdienst. Trotz manchem Belastenden, „das Positive überwiegt weit“, schreibt Sinning in seinem Rückblick im aktuellen Gemeindebrief. Und vor allem betont er eines, er sei „dankbar“.

Eine der ersten Etappen des Abschieds ist der Seniorennachmittag im November im Gemeindehaus an der Tucholskystraße, auch da fällt wiederholt im Rückblick von Thomas Sinning das Wort „dankbar“. Schon bei seiner ersten Stelle in Babenhausen habe er gemerkt, „der Pfarrberuf ist kein Ponyhof“, aber er sei dankbar für Gottesdienste, Feste, Begegnungen, Seelsorgliches, Kinderprojekte, für die Familienfreizeiten, für die Gemeindereisen in vielerlei Länder, unter anderem drei Mal nach Israel und Palästina, wo ihm der Kontakt zu den Gemeinden und Schulen der Lutherischen Kirche im Heiligen Land wichtig ist – für all das, was seine Tätigkeit in den vergangenen Dekaden ausgemacht hat. Dazu gehört auch die Notfallseelsorge, für die er sich jenseits der Gemeindearbeit engagiert, genauso wie für den Jerusalemsverein im Berliner Missionswerk, dessen Vertrauenspfarrer er ist.

Blauer Pulli, schlanke Statur steht Sinning vor den reichlich erschienenen Senioren. Man glaubt sofort, dass er und seine Frau das Hobby Bergwandern teilen. Sinning erzählt im Gemeindehaus von seiner Schulzeit: Abitur am Frankfurter Ziehengymnasium, bis kurz vor dem Abschluss wollte er Physik studieren.

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Bei aller Hingabe zu dem Pfarrberuf ist gut vorstellbar, dass auch das den Naturwissenschaften zugeschriebene rationale, an Strukturen orientierte Denken dem Theologen nicht fern ist. Geholfen hat das gewiss beim Zusammenschluss der Berggemeinde, der Südgemeinde und der Dreikönigsgemeinde zur großen Dreikönigsgemeinde 1997. Mittlerweile gibt es zwei Kirchen in Dreikönig, die eine am Berg, die andere am Mainufer, Kernstücke einer gut funktionierenden Gemeinde, an Mitgliedern die zweitgrößte in Frankfurt.

Positive Erfahrungen aus der Jugendarbeit des Evangelischen Jugendwerks (EJW) bewogen Sinning einst dann doch zum Theologiestudium. Mit einem der EJW-Freunde, Jürgen Seidl, besuchte er in Heidelberg die Universität, ein paar Monate vor ihm hat der Jugendfreund in Sachsenhausen sein Pfarramt aufgenommen. Im April 2024 geht auch Seidl in den Ruhestand.

Auf vielerlei Weise waren Sabine und Thomas Sinning, die gemeinsam drei Kinder großgezogen haben, auch beruflich verknüpft. Aktuell ist sie stellvertretende Leiterin der Bergkita. Beim Seniorennachmittag wirft sie die eine oder andere Anekdote ein.

Am Sachsenhäuser Berg hat das Paar vor Jahren ein Eigenheim erworben, sodass die zwei im Einzugsbereich wohnen bleiben. „Das Krippenspiel gehörte für uns fest zu Weihnachten“, erzählt Sinning. Mal schauen, ob die Familie dieses Mal dabei sein wird.

Die dritte im Dreikönigsbunde, Pfarrerin Silke Alves-Christe, bekommt eine weitere Frau an die Seite, die 29 Jahre alte Johanna Bergner. Zuletzt hat Bergner für ein halbes Jahr Vertretungsdienste in Offenbach übernommen. Die Dreikönigsgemeinde kennt die Theologin aber gut aus ihrer Zeit als Vikarin in der Oberräder Erlösergemeinde. So manche Verquickung gibt es zwischen den benachbarten Gemeinden, in der Kinder- und Jugendarbeit zum Beispiel, zuletzt aber auch in der Kirchenmusik. Beide Gemeinden bilden zusammen mit Maria-Magdalena zukünftig einen Nachbarschaftsraum im südlichen Frankfurt.

Sie habe in der Zeit im „Gärtnerdorf“ „viele bereichernde und lernintensive Erfahrungen gemacht“, berichtet Bergner. An Pfingsten mit Feuerschluckern und Feuertanz erinnern sich die Gemeindemitglieder dort, aber auch daran, wie sie im vergangenen Winter mit Sofas und einer Vielzahl an Musikinstrumenten aus Papier, die an der Decke baumelten, für besondere Adventsatmosphäre bei heißem Tee und kostenloser Suppe sorgte – wochentags zu den Öffnungszeiten der Kirche. Auch bei ökumenischen Projekten, etwa in der Passionszeit, war Johanna Bergner involviert.

„Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohlmachen“ mit diesem Satz aus Psalm 37 verknüpft Johanna Bergner, die in Marburg, Jerusalem und Heidelberg studierte, ihren Weg in die Dreikönigsgemeinde.

Sie habe „Freude daran entwickelt, mit den unterschiedlichsten Altersstufen zu arbeiten und Anforderungen aus verschiedenen Bereichen zu bewältigen, sei es Management, Unterrichten, Ausschüsse führen oder Liturgien entwerfen. Diese Vielfalt ist für mich am Pfarrberuf sehr attraktiv und lässt es nie langweilig werden“, stellt sie sich vor.

Sie wolle Gemeinde sichtbar machen, Menschen zu verschiedenen Gelegenheiten zusammenbringen, aber darüber die Einzelperson und den Kontakt zu ihr nicht vernachlässigen, sagt Bergner. „Nach außen hin sichtbar und nach innen hin hörend – für mich ist wichtig, sich immer wieder klar zu werden, wofür wir als Kirche stehen“, ist die Auffassung der neuen Pfarrerin der Evangelischen Dreikönigsgemeinde. Johanna Bergner wurde am dritten Advent vom Propst für Rhein-Main Oliver Albrecht in der Dreikönigskirche als Pfarrerin ordiniert.

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