Evangelische Filmarbeit zeichnet „Moonlight“ aus Titel „Film des Jahres 2017“ im Filmmuseum verliehen

Dario Suter vom Filmverleih DCM bedankt sich für die Auszeichnung. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Im Kino des Deutschen Filmmuseums wurde der Titel „Film des Jahres 2017“, eine Auszeichnung der Jury der Evangelischen Filmarbeit, vergeben. Dazu führte die neue Vorsitzende der Jury Margrit Frölich ein Skype-Interview mit dem US-amerikanischen Regisseur Barry Jenkins in Paris. Sie fragte, wie man sich nach der Auszeichnung mit dem Oscar für „Moonlight“ als besten Film und mit dem Golden Globe für das beste Filmdrama fühlt. 

„Es ist ziemlich aufregend. Ich bekomme Kaffee umsonst und einen Tisch in einem Restaurant. Die Menschen erkennen meine Arbeit an“, sagte Jenkins lachend. Der Film gewann außerdem Oscars für das beste adaptierte Drehbuch – die Story stammt von Tarell Alvin McCraney – und den besten Nebendarsteller, Mahershala Ali in der Rolle des Drogendealers und aufmerksamen Ersatzvaters Juan. „Der Protagonist ist zärtlich und sensibel. Wir haben in meiner Heimat Miami gedreht, aber in einem Viertel, das sonst nicht in Hollywood-Filmen auftaucht“, erklärte Jenkins.

Die Laudatio hielt Verena Lueken: „‚Moonlight’ ist starkes Autorenkino. Alle paar Jahre kommt ein Film in die Kinos, der Menschen zeigt, die wir so nicht wahrnehmen. Die Verleihung des Oscars an ‚Moonlight’ war eine weise Entscheidung.“ Im dreiteiligen Film geht es um einen dunkelhäutigen Jungen, der „Little“ genannt und gehänselt wird, weil er anders ist. „Schwarz sein ist in amerikanischen Filmen kein glamouröses Thema. Aber zurzeit werden ja in amerikanischen Filmstudios Stellen frei, vielleicht kommen dann Farbige und Frauen nach“, sagte Lueken mit einem Seitenhieb auf Harvey Weinstein und Co. „Das starre Diskriminierungsklima in der Unterhaltungsindustrie ändert sich gerade.“

Film stellt komplexe Gefühle dar

Am Anfang des Filmes ist Chiron (Little) acht Jahre alt und wird von Alex R. Hibbert verkörpert. „Der Film schafft es, komplexe Gefühle und Möglichkeiten darzustellen. Es werden keine Abziehbilder gezeigt, sondern verwundete Seelen“, würdigte Lueken. Mit Ashton Sanders und Trevante Rhodes als Chiron in den folgenden Teilen sei eine geniale Besetzung gelungen, die sich nicht nach Ähnlichkeiten, sondern nach Darstellungskraft richte.

Die Geschichte spielt in Liberty City, meilenweit entfernt von Miamis berühmten Stränden. Im Viertel kümmert man sich um die Kinder, weniger aus sozialer Verantwortung, sondern vielmehr aus Notwehr, weil die Eltern drogensüchtig sind oder im Knast. So wird der kleine Junge Chiron von Juan aufgegriffen und vor seinen Verfolgern gerettet. Eine zarte, wortkarge Freundschaft entsteht. Chirons Mitschüler Kevin lehrt den schüchternen Jungen, sich zu wehren. Die beiden fühlen sich zueinander hingezogen, es ist keine stürmische Beziehung, sondern eine verhaltene, versteckte und vorsichtige Zärtlichkeit.

Videobotschaft aus Berlin 

Verena Lueken traf Barry Jenkins ein Jahr vor der Oscarverleihung. Jenkins erklärte ihr: „Wenn man farbige Haut abpudert, verschwinden die Darsteller im Nichts. Ich habe die Haut der Schauspieler einölen lassen, damit sie besser zur Geltung kommt.“ Margrit Frölich überreichte den undotierten Preis der Evangelischen Filmarbeit virtuell an den Filmverleih DCM Film Distribution. „Wir wollen Verleihe ehren, die Perlen in die Kinos bringen“, begründete Frölich. Aus Berlin hatte DCM-Geschäftsführer Dario Suter eine Videobotschaft geschickt und bedankte sich für die Auszeichnung, die von der Jury der Evangelischen Filmarbeit seit über 60 Jahren vergeben wird.