Unterwegs im Heiligen Land Auf den Spuren des Alten Testaments

Auf den Spuren des Alten Testaments in Jordanien.   Foto: privat

St. Marien und St. Margareta auf den Spuren des Alten Testaments

Am Montag, den 30.9 2019 standen sie erwartungsvoll am Gate der Fluggesellschaft „Royal Jordanien“ :  17 Frauen und Männer unserer beiden Gemeinden und die beiden Pfarrer Holger Allmenroeder und John Newsome.

Unter der Organisation von „Biblische Reisen“ bereisten wir 10 Tage lang das Land östlich des Jordans und waren überrascht, wie viele biblisch relevante Orte dort zu finden waren. Unser Reiseleiter Ali, der einige Jahre Maschinenbau in Berlin studierte, bevor er nach der Rückkehr nach Jordanien sehr bald seine Kenntnisse der Sprache und beider Kulturen bei der Begleitung von Reisegruppen eingebrachte. Er erschloss uns die Jahrtausende alte Geschichte dieses Landstrichs. Los ging‘s  mit der Zitadelle in der Hauptstadt Amman: Spuren aus der Bronze- und Eisenzeit, und danach Besiedlungen durch die Perser (6. bis 4. Jh. v. Chr.), die Griechen (bis zur Zeit Jesu), dann die Römer (bis zum 4. Jh. n.Chr.)., die Byzantiner (bis zum 7. Jh. n. Chr.). Danach die Eroberung durch verschiedene arabische Volksstämme (bis zum 13. Jh. n. Chr.), durch die Mameluken (bis zum 16. Jh.), schließlich durch das osmanische Reich. Nach dem ersten Weltkrieg wurde die türkische Herrschaft durch das britische Mandat abgelöst, und im Jahr 1946 endlich konnte das heutige Jordanien seine Selbstständigkeit erringen. Diese Spuren finden sich an vielen Ausgrabungsstätten im ganzen Land, so auch im historischen Gerasa, wo die Großstadt aus der römischen Zeit bestens erhalten ist :  Artemis-Tempel, Cardo als Einkaufsstraße, das in der Welt einmalige Ovale Forum, ein prunkvoll gestaltetes Nymphäum (Brunnenanlage), Säulen, die durch ihre geniale Bauweise den häufigen Erdbeben standhielten, ließen uns staunen,  und mit Dudelsackspielenden Arabern im Römischen Theater konnten wir nun wirklich nicht rechnen (die Briten haben eben doch auch ihre Spuren hinterlassen). Am dritten Tag führte uns die Route ganz nach Norden bis ca. 10 km vor der syrischen Grenze, und in der Ausgrabungsstätte Umm Qays hatten wir einen wunderbaren Blick auf den in Israel liegenden See Genesareth und die von Israel seit 1967 besetzten syrischen Golanhöhen. Das Wasser des Grenzflusses wird zwischen Israel und Jordanien hälftig geteilt, die Wasserversorgung spielt in dieser trockenen Landschaft eine entscheidende Rolle, und je weiter man nach Süden kommt, desto trockener wird es.

Entlang des Jordantals erreichten wir dann das Tote Meer, den mit ca. 400 Metern unter dem Meeresspiegel liegenden tiefsten Punkt der Erde. Das schöne Hotel, vor Jahren direkt am Ufer erbaut, liegt heute 1,5 km von diesem entfernt. Kein Wunder, wenn das Wasser des Jordan so stark angezapft wird, dass er nur noch als Bach im Toten Meer endet und dessen Wasserspiegel infolge von Verdunstung  jedes Jahr um einen Meter fällt. Abends fiel unser Blick auf das Lichtermeer der Oasenstadt Jericho in der Westbank und der hoch in den Bergen liegenden Stadt Jerusalem.

Vom Toten Meer, in dessen salzigem Wasser natürlich auch gebadet wurde (schwimmen und untergehen unmöglich !), führten Ausflüge in die 1200 Meter höher liegende östliche Gebirgswelt. So konnten wir in der griech.-orthodoxen St.Georgskirche in Mataba ein viele Quadratmeter großes Mosaik bewundern, das das Hl. Land (vom Libanon im Norden bis zum Nil) im 6. Jahrhundert darstellt und als „Landkarte“ für damalige Pilger gedient hat.

In der Nähe liegt der Berg Nebo, auf dem Moses nach dem 40-jährigen Zug der Israeliten durch die Wüste das Gelobte Land erblicken durfte und doch dort sterben musste. Die Anlage ist heute von einem franziskanischen Kloster gepflegt. Einige Kilometer südlich liegt hoch über dem Jordantal die Festung Mukawir aus der Zeit von König Herodes; hier oben hat er, um sein Wort nicht zu brechen,  Johannes den Täufer enthaupten lassen.

Auf dem Weg nach Süden kamen wir schließlich nach Petra, die zweitausend Jahre alte Nabatäerstadt. Hier konnten wir das Unesco-Weltkulturerbe gleich zwei Tage lang genießen. Und Petra führt dieses Gütesiegel völlig zu Recht. Zunächst ging’s zu Fuß (oder auch zu Pferd oder in einer Pferdekutsche)  etwa einen Kilometer leicht bergab, bevor man dann in eine unglaublich enge (z.T. nur 3 Meter breite) Schlucht mit 80 Meter hohen Wänden eintauchte und fast 2 Kilometer immer wieder neue faszinierende Felsformationen entdecken konnte. Am Ende verengte sich dann noch einmal die Schlucht und gab dann nur scheibchenweise den Blick auf das sogenannte „Schatzhaus“ frei:  ein echter „Whow-Effekt“, wenn man vor dem 40 m hohen Meisterwerk steht, das aus dem weichen Sandstein herausgearbeitet wurde. Dabei ist es nur das bekannteste Grabmal, insgesamt sind hier um die 800 in die umgebende Gebirgswelt hineingearbeitet. Die eigentliche Stadt Petra ist nur z.T. ausgegraben, hier wartet noch viel Arbeit auf die Archäologen. Das sog. Königsgrab wurde in byzantinischer Zeit als Kirche genutzt, es dürfte sich um eine der ältesten christlichen Kirchen handeln.

Unser Weg führte uns am nächsten Tag weiter ins Wadi Rum, eine Stein- und Sandwüste, die nur mit Jeeps befahren werden konnte. Hier spielte während des ersten Weltkriegs der Befreiungskampf von Laurence von Arabien, der mit militärischer Unterstützung von arabischen Stämmen die türkische Herrschaft beenden konnte. Und mitten in der Wüste gab’s in einem Beduinenzelt frisch gebrühten Tee, nur ein Beispiel der großen Gastfreundschaft der hier lebenden Menschen.

Am Nachmittag erreichten wir – Kontrastprogramm ! – Aqaba am Roten Meer und wechselten umgehend in ein Glasbodenboot, um die Korallen des Roten Meeres zu bewundern. Der Sonnenuntergang in diesem Vierländereck (Saudi Arabien wenige Kilometer südlich, der ägyptische Sinai, die israelische Hafenstadt Eilat und das quirlige Aqaba) verzauberte die Landschaft.

Und so neigte sich eine spannende Reise durch ein faszinierendes Land, das die zweifellos auch vorhandenen Probleme zu meistern sucht, in einer sehr harmonischen Gruppe dem Ende zu. Die tagsüber gewonnenen vielen Eindrücke von Landschaft und Kultur wurden jeden Abend noch einmal Revue passieren lassen und durch geistliche Impulse unserer Pfarrer  im Gottesdienst oder Andacht bereichert. Wir sagen Dank für eine wirklich außergewöhnliche Reise.   Robert Schnabel