Die Grabpflege übernimmt die Natur Dietzenbacher nehmen Friedwald sehr gut an

Die studierte Forstwissenschaftlerin und für Dietzenbach zuständige Friedwald-Försterin Charlotte Hofmann (rechts) informierte die Besucher bei einer Führung über den Friedwald. Foto: Dreger

Dietzenbach (sd) – Es ist kalt und es regnet. „Das stört uns nicht, ist eben Natur“ war zu hören, als sich unlängst mehr als dreißig Interessierte an der Informationstafel des Dietzenbacher Friedwaldes versammelten. Sie waren der Einladung zur Waldführung gefolgt, zu der die Friedwald GmbH regelmäßig einlädt.

„Es ist ein ganz normaler Wald, nur das hier eben Urnenbestattungen unter Bäumen stattfinden“, erklärt Charlotte Hofmann. Die studierte Forstwissenschaftlerin ist als Friedwaldförsterin für Dietzenbach zuständig. Neben der hölzernen Einfriedung des Areals, und farbigen Bändern an vielen Baumstämmen, ist auch kein Unterschied zu anderen Wäldern zu erkennen. Die Bänder kennzeichnen die unterschiedlichen Baumarten. Nicht etwa Eichen, Buchen oder Hainbuchen, die hier zur Verfügung stehen.

Vielmehr geht es um die Art der letzten Ruhestätte. „Gemeinschaftsbäume“ etwa haben ein gelbes Band. Hier werden zehn Einzelruhestätten angeboten, die für jeden zur Verfügung stehen. Anders ist es bei einem blauen Band. Hiermit sind „Familien- oder Freundschaftsbäume“ gekennzeichnet. Hier können sich Familien oder Freundeskreise die zehn Plätze um den Stamm herum fest sichern, indem der komplette Baum erworben wird.

Partner- oder Familienbaum

Für Einzelpersonen oder beispielsweise Ehe- beziehungsweise Lebenspartner bietet der mit einem roten Band gekennzeichnete „Einzel- oder Partnerbaum“ eine Lösung. Eigentlich für ein bis zwei Personen gedacht, können bis zur Maximalbelegung von 10 Personen, weitere Plätze, etwa für die eigenen Kinder, dazu gekauft werden.

Sich für eine Bestattung im Friedwald zu entscheiden, kann viele Gründe haben. Für Irmgard Giesel und Michael Seidling-Lewin ist einer davon der Wunsch nach einer Beisetzung in natürlicher Umgebung. „Ob es nun ein Partner- oder Familienbaum wird, darüber werden wir jetzt genauer nachdenken“, sagt Giesel.

Auch die Grabpflege durch Angehörige gestaltet sich oft schwierig, zum Beispiel dann, wenn niemand mehr in der Nähe des Bestattungsortes wohnt. Für Ernst und Ulrike Flender ist das ein wichtiger Aspekt. „Wir spielen schon lange mit dem Gedanken. Eigentlich wollen wir beide lieber in den Friedwald, als auf den Friedhof. In der Natur fühlen wir uns einfach wohl“, sagen beide.

Waldstück ist für 99 Jahre gepachtet

Die biologisch abbaubaren Urnen werden in etwa einem Meter Entfernung zum Stamm, in ein 70 Zentimeter tiefes Erdloch eingelassen. Die Grabpflege übernimmt dann alleine die Natur. In Deutschland stehen mittlerweile 56 Friedwald-Standorte zur Verfügung. Seit Ende vergangenen Jahres ist Dietzenbach mit dabei, wo auf einer Gesamtfläche von 25 Hektar bisher 297 Bäume zur Bestattung ausgewiesen wurden. Der Eigentümer des Waldes ist das Land Hessen, gepachtet ist das Waldstück für 99 Jahre von der Friedwald GmbH, die den Betrieb und die Verwaltung übernimmt.

Ohne sich auf einen Wald oder einen bestimmten Baum festzulegen, steht auch die Option auf ein Baum-Anrecht offen, wobei die Wahl des Ortes oder Baumes zu einem späteren Zeitpunkt getroffen werden kann. Beim Erwerb eines „Basisplatzes“ legt man die Wahl des Baumes in die Hände der Försterin. Eine Besonderheit ist der „Sternschnuppenbaum“, der für Kinder bis zum dritten Lebensjahr reserviert ist.

Egal ob kirchlich mit Pfarrer, weltlich mit freiem Prediger oder im kleinsten, privaten Kreis. Die Möglichkeiten der Friedwaldbestattung sind so vielfältig wie die Wünsche nach der letzten Ruhe in der Natur.

Die nächste Führung durch den Dietzenbacher Friedwald findet am Samstag, 5. März, ab 14 Uhr statt. Weitere Informationen gibt es unter www.friedwald.de