Horst Schäfer hält Vortrag im Museum für Heimatkunde und Geschichte Als Dietzenbachs Bürgermeister Nazis waren

Einen Vortrag zum Thema „Aufstieg und Fall der Dietzenbacher Bürgermeister 1933 bis 1945“ hielt Horst Schäfer kürzlich im Museum für Heimatkunde und Geschichte in Dietzenbach. Schäfer ist Autor des Buches „...und tilg nicht unser Angedenken“, Foto: KAmmermeier

Dietzenbach (tsk) – Noch nie sei das Thema Gegenstand eines Vortrages im Museum für Heimatkunde und Geschichte in Dietzenbach gewesen, erklärte Erich Scholze, Vorsitzender des hiesigen Heimat- und Geschichtsvereines. Auch habe es noch nie einen zweistündigen Vortrag gegeben, ergänzte er im Anschluss an den jüngsten Vortrag von Horst Schäfer, dessen Ausführungen zum Thema „Aufstieg und Fall der Dietzenbacher Bürgermeister 1933 bis 1945“ mehr als 30 Personen gespannt lauschten.

Drei Jahre lang hatte der ehemalige Richter mit äußerster Akribie, Sorgfalt, Fleiß und großer Neugierde bundesweit in Staatsarchiven, Gedenkstätten und Stiftungen die geschichtlichen Ereignisse Dietzenbachs im nationalsozialistischen Regimes, vor allem in der Zeit nach 1933 recherchiert. Dabei standen vor allem die Opfer in seinem Fokus.

Nun hat er die Ergebnisse seiner umfassenden Nachforschung auch bezüglich der Täter präsentiert. In seinem Vortrag Im Heimatmuseum konzentrierte er sich auf die beiden „Nazi-Bürgermeister“ Eduard Walter Großmann und Heinrich Fickel.

Von Großmann ist bekannt, dass er im Jahr 1901 in Mainz geboren wurde, im gehobenen, mittleren Verwaltungsdienst seine Prüfung absolvierte. Er erklärte, er habe als Versicherungsinspektor gedient.

Großmann zählte Schäfer zufolge zu den „alten Kämpfern“. Als solche wurden Personen bezeichnet, die bereits vor der Machtergreifung Mitglied der NSDAP wurden.

Schnell wird er in das Amt des Bürgermeisters in Dietzenbach katapultiert, welches er aber nur insgesamt zwei Jahre lang ausüben wird.

An seinem demokratisch gewählten Vorgänger Karl Krapp, der seines Amtes enthoben wird, lässt er kein gutes Haar. Er kreidet ihm Misswirtschaft an und stellt sich als derjenige dar, er erst einmal Ordnung in ein komplettes Durcheinander gebracht hätte. Dabei sei Krapp, der seinen Platz für Großmann räumen musste, weil die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, als gewissenhafter und ordentlicher Bürgermeister bekannt gewesen, wie Schäfer ausführte.

Großmann, der sich in den Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde wählen ließ, weil dies eine übliche Strategie der Machthaber war, habe mit harter Hand regiert. Unter seiner Amtszeit habe es etliche Verhaftungen von Bürgern gegeben, die mit dem neuen Regime nicht einverstanden gewesen seien.

Nachdem Großmann 1935 sein Amt als Bürgermeister aufgegeben hatte, sei er im Landesernährungsamt in Frankfurt und im Anschluss in Danzig in der Landesbauernschaft tätig gewesen.

Seine politische Tätigkeit habe er während der Entnazifizierungsprozesses herunter gespielt, sodass es ihm gelungen sei, nur zum „Mitläufer“ eingestuft zu werden. E sei mit einer Geldstrafe davon gekommen.

Im Alter von 85 Jahren starb Walter Großmann 1986 in Bremen. Er war vier Mal verheiratet.

Der Referent Horst Schäfer ist Autor des Buches „...und tilg nicht unser Angedenken“, welches vom Arbeitskreis „Aktives Gedenken in Dietenbach“, sowie dem Verein „Zusammenleben der Kulturen in Dietzenbach“ herausgegeben wurde. Über Horst Schäfers Ausführungen zu Nazi-Bürgermeister Heinrich Fickel berichten wir in einer unserer nächsten StadtPost-Ausgaben.