Weiteres Rechenzentrum kommt / Mehr Arbeitsplätze als zuvor Diskussion über heiße Luft

Neuansiedelung in der Assar-Gabrielson-Straße: Das Rechenzentrum Main Cube wird auf das Grundstück ziehen, auf dem das Unternehmen Teknihall Elektronik ansässig war. Bild: häsler

Dietzenbach – Die Kreisstadt bekommt ein drittes Rechenzentrum. Das Unternehmen Main Cubes wird sich in der Assar-Gabrielson-Straße ansiedeln, wie Wirtschaftsförderer Michael Krtsch im Haupt- und Finanzausschuss mitteilte. Dort befindet sich auch das Grundstück, das Google gekauft hat. Bis heute sei nicht bekannt, was und wann der US-amerikanische Konzern an diesem Ort bauen will, wie Bürgermeister Dieter Lang (SPD) ein weiteres Mal sagte. Dahingegen ist der Startschuss für das Rechenzentrum Edge Connex bereits gefallen.

Dass nun mit Main Cubes ein weiteres Zentrum hinzukommt, nahmen die Ausschussmitglieder mit Besorgnis auf. „Die heizen uns die Stadt auf“, sagte etwa Edeltraud Chawla (Grüne). Im Winter könne man die Abwärme zwar zum Heizen nutzen, aber was mache man im Sommer damit. Jens Hinrichsen (Freie Wähler) monierte hingegen, dass Google und Edge Connex ohnehin schon einen hohen Wasser- und Stromverbrauch hätten. „Jemand, der heute ein Rechenzentrum baut, der verbraucht kein Trinkwasser“, entgegnete Rathauschef Lang.

Krtsch hingegen verdeutlichte, dass es sich aufgrund der gesetzlichen Vorgaben nicht verhindern lasse, dass sich solche Unternehmen auch in Zukunft niederlassen. Es lasse sich nur festlegen, welche Flächen für die Firmen ausgewiesen werden. Deshalb sprach er sich, wie Hinrichsen, dafür aus, Kriterien für die Ansiedelung von Rechenzentren festzulegen.

Die Fläche, die in der Kreisstadt für weitere Unternehmen zur Verfügung steht, ist derzeit begrenzt. Rund 40 000 Quadratmeter können im Gewerbegebiet noch erworben werden, wie der Wirtschaftsförderer während seiner Bilanzvorstellung für das Jahr 2023 deutlich machte. In den vergangenen zehn Jahren wurden rund 144 000 Quadratmeter verkauft und 730 Arbeitsplätze geschaffen. In den Stadtsäckel sind insgesamt 18 Millionen Euro durch Verkäufe geflossen. Zudem ist es gelungen, das im Strategiepapier der Stadt gesetzte Ziel von zehn Mitarbeitern pro 1000 Quadratmeter Unternehmensfläche im Jahr 2022 zu verdoppeln und in 2023 knapp zu überschreiten.

„Wir sollten uns dafür einsetzen, dass wir weitere Flächen bekommen“, machte Krtsch seine Position deutlich. Möglich ist das im Zusammenhang mit der im Januar beschlossenen Neuaufstellung des Regionalflächennutzungsplan durch den weiteres Bauland ausgewiesen werden soll. Aber selbstverständlich brauche es eine Balance zwischen entwickelter Fläche und freier Natur. Zumal die Infrastruktur für eine exzessive Vergrößerung nicht ausgelegt sei, fuhr der Stabsstellenleiter fort.

Weiteres Gewerbe, so wurde anhand der Diskussion im Ausschuss deutlich, ist jedoch in der Kreisstadt notwendig, um aus der finanziellen Misere zu gelangen. Lang sprach zwar davon, dass es in 2023 eine weitere Steigerung bei der Gewerbesteuereinnahme gegeben habe. Diese liege bei rund 26 Millionen Euro. Doch er verdeutlichte gleichzeitig, dass auch das nicht ausreiche.

Über die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer diskutierten Wirtschaftsförderer Krtsch und die Kommunalpolitiker kontrovers. Krtsch teilte mit, dass im Jahr 2023 genau 309 Dietzenbacherinnen und Dietzenbacher mehr einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgegangen sind als 2022.. Bei den Arbeitsplätzen gibt es ein Plus von 270.

Krtsch hob ebenso hervor, dass es ein positives Pendlersaldo von 839 Arbeitnehmern gegeben habe. Das bedeutet, dass mehr Menschen nach Dietzenbach kommen, um dort ihrer Tätigkeit nachzugehen, als Bürger, die die Stadt für diesen Zweck verlassen. „Es ist nichts, was per se gut ist“, erwiderte Hinrichsen auf die Darstellung. Schließlich ist es seinen Erläuterungen zufolge ein Indikator dafür, dass zu wenig Kreisstädter einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nachgehen. „Ansonsten hätte Dietzenbach ein negatives Pendlersaldo“, machte der Fraktionsvorsitzende deutlich. Michael Krtsch stellte jedoch klar, dass die Schaffung von Arbeitsplätzen Teil der DNA der Wirtschaftsförderung sei und das positive Saldo von dort aus betrachtet durchaus etwas Gutes sei. Grundsätzlich ist jedoch auch Krtsch der Ansicht, dass es mehr sozialversicherungspflichtige Einwohner brauche. „Dietzenbach befindet sich im Kreis Offenbach auf Platz 10“, sagte er.

Von Anna Scholze