Gitarrist Tilmann Steitz gibt in der St.-Martin-Kirche ein Konzert Mit innerer Ruhe

Mit höchster Konzentration: Tilmann Steitz spielt während seines Auftritts spanische und brasilianische Musik. Bild: privat

Dietzenbach – Der Gitarrist Tilmann Steitz trat im Zusammenhang mit der Konzertreihe in der Kirche St. Martin auf und spielte spanische sowie brasilianische Musik. Trotz der Hitze gelang es dem Künstler, sein Publikum eine Stunde lang mitzureißen und mit seinen fein nuancierten Klängen in eine andere Welt zu versetzen. Steitz spielte auswendig, eine innere Ruhe ausstrahlend, durch die das Feuer dieser Musik immer wieder drang. Er eröffnete das Programm mit sechs Etüden des Spaniers Fernando Sor, Dabei brachte Steitz die höfische Musik der Frühromantik mit weichem Anschlag und für diese Musik typischer Dynamik zwischen leisem Ausdruck und kräftigen Akzenten zum Klingen und reicherte sie mit schnellen Bewegungen an. Mit der fünfteiligen Suite espana von Isaac Albeniz ging es deutlich „spanischer“ zu. Vor allem der „Zortziko“, ein baskischer Tanz im fünfachtel Takt, faszinierte durch seine Heiterkeit und weit ausschweifende Thematik. Mit den drei Stücken des Brasilianers Baden Powell de Aquino führte das Programm in die „Bossa Nova“-Musik, eine Stilrichtung des 20. Jahrhunderts aus dem Samba und dem amerikanischen Jazz. Steitz, der die Stücke mit kurzen Eigenimprovisationen stilgerecht ergänzte, interpretierte ihre heitere Lebendigkeit höchst virtuos. Die beiden Walzer formte die „Bossa Nova“ allerdings eher zum Samba mit typischer Jazz-Chromatik. Ein halbes Jahrhundert früher wirkte Heitor Villa-Lobos, dessen „Suite populaire brasilienne“ ebenfalls sehr virtuos vorgeführt wurde. Seine Mazurka, Gavotte und der Walzer sind zwar erkennbar von Chopin oder auch Rameau (Gavotte) inspiriert, jedoch dominiert deutlich der Charakter des Samba oder Salsa mit seiner immer wieder zutiefst melancholischen Ausdrucksform, wobei die Bezeichnungen „Choro“ (zu Deutsch: weinen) des Komponisten auf die typische Festmusik in Rio hinweisen. Das Konzert endete mit dem hinreißenden Samba „Lamentos do Moro“ von Anibal Sardinha. Dieser war unter dem Namen „Garoto“ bekannt, was ins Deutsche übersetzt Jüngling bedeutet und darauf hindeutete, dass der Komponist nicht zu altern schien. Die Musik von Steitz war weniger ein Wehklagen als ein schwungvoller Tanz mit schnellen Ostinati, brillant vorgetragen. Steitz bedankte sich nach langanhaltendem Applaus noch mit einer kleinen Zugabe.

Von Florian Lauermann